Europa bevorzugt – Kapitalflüsse verschieben sich
Der Februar 2025 war von erhöhter Marktvolatilität geprägt. Während europäische Aktien ihre Outperformance gegenüber US-Werten fortsetzten, nahm die Unsicherheit an den Märkten gegen Monatsende zu. Geopolitische Entwicklungen und eine zunehmend erratische US-Wirtschaftspolitik bestimmten das Marktgeschehen. Die anfängliche Erleichterung nach der Bundestagswahl in Deutschland wich einer pragmatischen Einschätzung: Die neue Große Koalition mag politisch stabiler wirken, doch ob sie die strukturellen wirtschaftlichen Herausforderungen (vor allem in möglichst kurzer Zeit) bewältigen kann, bleibt abzuwarten. Ein bemerkenswerter Trend ist der Kapitalzufluss aus den USA in europäische Aktien.
Amerikanische Investoren schichten zunehmend um, da die Bewertungen in Europa als attraktiver erscheinen und sich wirtschaftliche Perspektiven stabilisieren. Das führte dazu, dass europäische Indizes mit positiven Vorzeichen den Monat beendeten, während die US-Märkte Verluste verzeichneten. Insbesondere der Nasdaq verbuchte seinen schwächsten Monat seit April 2024. Der oft zitierte „Trump-Trade“ – also potenzielle Gewinner einer zweiten Amtszeit von Donald Trump, wie z.B. Nebenwerte oder Krypto-Token, hat sich weitgehend entladen (Abb. 1). Ob sich dieser Trend zu einer nachhaltigen Neuordnung der Kapitalströme entwickelt, bleibt offen. Die jüngste Münchener Sicherheitskonferenz verdeutlichte einmal mehr, dass Europa in den geopolitischen Umwälzungen der kommenden Jahre eine eher reaktive als gestaltende Rolle einnimmt. Die Frage bleibt, ob Europa seine wirtschaftspolitische Eigenständigkeit stärken kann – die Märkte werden darauf sensibel reagieren.
US-Zölle eskalieren: Trump geht zwei Schritte vor, einen zurück
Abbildung 1: Performance von Tesla, Bitcoin und dem Russel 2000 seit der US-Wahl. Der oft zitierte ,,Trump-Trade“ hat sich weitgehend entladen.
Die Handelspolitik der US-Regierung sorgt weiterhin für erhöhte Unsicherheit. Lange Zeit war der Markt davon ausgegangen, dass Trump Zölle primär als Verhandlungsmasse nutzen würde. Doch mit der Umsetzung der 25% Strafzölle auf Stahl- und Aluminium-Importe aus Kanada und Mexiko (und auch Zölle gegen China) wächst die Sorge, dass sich protektionistische Maßnahmen verfestigen könnten. Besonders die schwankende Kommunikations- und Ankündigungsstrategie der US-Administration belastet das Marktumfeld. Zeitweise werden Zölle in Kraft gesetzt, dann wieder verschoben – diese Unsicherheit erschwert die Planbarkeit für Unternehmen und Investoren. Besonders die Strafzölle gegenüber den direkten Handelspartnern Mexiko und Kanada könnten mittelfristig die Inflation in den USA antreiben. Gerade die steigenden Lebenshaltungskosten hatten im Wahlkampf maßgeblich zur Wahlniederlage von Joe Biden beigetragen – und sie könnten nun auch Trumps wirtschaftspolitische Pläne torpedieren. Die Unternehmenswelt reagiert zunehmend skeptisch. Der Chef des amerikanischen Autokonzerns Ford Jim Farley kommentierte die bisherige Wirtschaftspolitik Trumps wie folgt: „Wir sehen eine Menge Kosten und viel Chaos“. Besonders alarmierend für europäische Investoren ist die Erwartung, dass Trump am 12.März auch Strafzölle auf EU-Importe verhängen wird. Die Europäische Union hat schon bereits Produktlisten für Gegenzölle vorbereitet. Man muss sich gleichzeitig bewusst machen, dass wir zur Einschätzung von Trump 2.0 keine Blaupause in Trump 1.0 finden werden. Auch Donald Trump wird akzeptieren müssen, dass die Rahmenbedingungen sich massiv zu damals geändert haben. Im Gegensatz zur ersten Präsidentschaft sind US-Aktien inzwischen historisch überbewertet, die Zinsen doppelt so hoch und das Haushaltsdefizit ist trotz guter Konjunktur historisch hoch. Kapitalmärkte sind diesbezüglich recht pragmatisch und das erklärt, nach der anfänglichen Euphorie, die Kursrückgänge der Aktien am Monatsende.
Zinsen: EZB mit Fokus auf Zinssenkungen, Fed bleibt vorsichtig
Die Zinspolitik bleibt ein entscheidender Faktor für die Marktbewegungen. Die Divergenz zwischen der Geldpolitik in den USA und Europa nimmt weiter zu. Die EZB senkte ihren Leitzins Ende Januar um 25 Basispunkte und wird diesen Kurs im März fortsetzen. Hauptgrund ist die schwache Konjunktur in der Eurozone, insbesondere in Deutschland. Die Inflation hat sich zwischen 2,3% und 2,5% stabilisiert (und liegt damit über dem eigenen Ziel), spielt aber für die EZB derzeit eine untergeordnete Rolle. In den USA hingegen bleibt die Federal Reserve vorsichtig. Während zu Jahresbeginn noch vier Zinssenkungen für 2025 erwartet wurden, hat sich die Prognose mittlerweile auf eine Reduktion im Herbst ermäßigt. Die Renditen zehnjähriger US-Staatsanleihen sind von 4,6% p.a. (Mitte Februar) auf 4,2% p.a. gefallen (Abb. 2) – eine bemerkenswerte Bewegung für den Anleihenmarkt. Die Fed wird sich daher bald entscheiden müssen, ob dieser Rückgang ein Vorbote einer wirtschaftlichen Abschwächung ist, die eine geldpolitische Reaktion erfordert.
Technologiesektor: Erste Ermüdungserscheinungen
Die Entwicklung im Technologiesektor deutet auf eine mögliche Sektorrotation hin. Während Unternehmen wie Nvidia beeindruckende Quartalszahlen vorlegten, enttäuschten die Reaktionen am Markt. Das lässt darauf schließen, dass einige positive Erwartungen bereits vollständig eingepreist sind. Auch die Euphorie um Künstliche Intelligenz (KI) zeigt erste Risse: Microsoft und andere namhafte Branchenvertreter berichten von rückläufigem Interesse an KI-Anwendungen. Zudem folgen inzwischen Alternativen, wie z.B. die chinesische DeepSeek, die einen Bruchteil der Kosten versprechen. Das wird sich auf die Bereitschaft der Akzeptanz erhöhter Bewertungen auswirken.
Ausblick: Volatile Wochen voraus
Die nächsten Wochen werden wichtig für die Kapitalmärkte sein. Folgende Themen stehen im Fokus:
- Weiten sich die gegenseitigen Androhungen von Strafzöllen zu einem Handelskrieg aus oder folgen Abkommen, bei denen beide Seiten ihr Gesicht wahren können?
- Gelingt es den Notenbanken, im Zuge der rückläufigen Inflation, die Märkte mit der Aussicht auf niedrigere Zinsen zu stimulieren?
- Gibt es Fortschritte in der Ukraine-Frage oder bleibt der Konflikt ein Belastungsfaktor für Wirtschaft und Märkte?
Strategische Empfehlungen für Anleger
Abbildung 2: Entwicklung der 10-jährigen US-Renditen seit Jahresbeginn.
Solange wesentliche Fragen ungelöst bleiben, setzen wir auf eine ausbalancierte Strategie zwischen defensiven Sektoren (aus den Bereichen Gesundheit, Versorger und Basiskonsumgüter) und selektiv margenstarken Wachstumstiteln. Die erste Kategorie bietet relative Stabilität, die zweite kann durch hohe Margen (als wirksamen Burggraben) Wettbewerbsvorteile umsetzen. Zudem sollte man die globale Schuldenproblematik im Blick behalten und sich auf deutlich größere Schwankungen an den Anleihemärkten einstellen. Die Schuldenobergrenze wird Mitte März in den USA ein Thema werden und bietet den US-Demokraten die Möglichkeit, Trump öffentlichkeitswirksam die Stirn zu bieten. In Europa scheint sich eine neue geldpolitische Strategie herauszukristallisieren: Staatliche Investitionen als Konjunkturstütze. Der Kapitalmarkt wird das entsprechend beobachten und bewerten.
Abbildung 3: YTD-Performance Vergleich der „SPDR Select Sektoren ETFs“.
Fazit: Ein Balanceakt zwischen Chancen und Risiken
Der Februar 2025 war geprägt von geopolitischen Spannungen, Zinserwartungen und einer sich wandelnden Marktstruktur. Während europäische Aktien ihre relative Stärke bewahren, bleibt die Lage an der Wall Street durch Schulden, Zölle und Inflation angespannt. Wir gehen für unsere Anleger weiter selektiv vor und wir stellen uns auf volatilere Märkte ein. Diversifizierung in Marktführer zukunftsträchtiger Branchen schützt unverändert vor emotionalen Entscheidungen und Scheinaktivität.
Der Hansen & Heinrich Universal Fonds (aktuelle Aktienquote 93%) konnte die positive Marktentwicklung zu Jahresbeginn fortsetzen und auch im Februar mit Kursgewinnen abschließen. Während die allgemeinen Aktienindizes stabile Zuwächse (Europa) bzw. leichte Verluste (USA) verzeichneten, kam es auf Einzeltitelebene zu teils erheblichen Bewegungen von mehr als 15% (in beide Richtungen). Diese Marktverwerfungen haben wir selektiv genutzt, um gezielte Anpassungen im Portfolio vorzunehmen. Exemplarisch seien in diesem Zusammenhang Käufe in der amerikanisch-irischen Accenture und TSMC aus Taiwan genannt, bei denen wir attraktive Einstiegsmöglichkeit sahen. Gleichzeitig wurden Bestände in AbbVie, Booking und Siemens im Zusammenhang mit dem Verfallstag erfolgreich reduziert. Die Aktie von Alibaba hat in den vergangenen Monaten eine bemerkenswerte Erholung erfahren. Nach mehreren Jahren regulatorischen Gegenwinds deutet die jüngste Annäherung zwischen Gründer Jack Ma und der chinesischen Staatsführung auf eine stabilere Geschäftsumgebung hin. Präsident Xi Jinping bekräftigte die Bedeutung privater Unternehmen, was als positives Signal für Investoren gewertet wird. Strategisch richtet sich Alibaba verstärkt auf Künstliche Intelligenz und Cloud-Computing aus. Das Unternehmen treibt die Weiterentwicklung seines Sprachmodells Qwen 2.5-Max voran, das laut internen Tests führende US-Modelle wie GPT-4o übertrifft. Zudem stärkt die Kooperation mit Apple im chinesischen Markt Alibabas Stellung als Innovationsführer. Die Umstrukturierung in sechs unabhängige Geschäftsbereiche erhöht die strategische Flexibilität und könnte langfristig Wertpotenzial freisetzen. Trotz dieser positiven Entwicklungen bestehen weiterhin wesentliche Risiken. Die wirtschaftliche Unsicherheit in China, die zurückhaltenden Investitionen der Privatwirtschaft sowie die dominante Rolle staatlicher Unternehmen könnten die Wachstumsdynamik dämpfen. Zudem bleiben geopolitische Spannungen ein maßgeblicher Unsicherheitsfaktor. Für uns bleibt Alibaba jedoch ein interessantes Investment, da die aktuelle Marktlage eine attraktive Volatilität bietet. Diese eröffnet insbesondere überdurchschnittliche Stillhaltererträge, wodurch wir gezielt zusätzliche Renditepotenziale erschließen können. Wir behalten Alibaba im Portfolio als chancenreiche Ergänzung mit selektivem Risikomanagement und nutzen weiterhin gezielt Marktbewegungen für opportunistische Anpassungen.
Der H&H Stiftungsfonds (aktuelle Aktienquote 36%) konnte im Februar seine positive Entwicklung fortsetzen. Durch eine breite Diversifikation über festverzinsliche Anleihen und Aktien nachhaltiger Qualitätsunternehmen hat sich der Fonds als stabile Säule für langfristig orientierte Investoren bewährt. Trotz des aktuellen politischen und medialen Gegenwinds in den USA bleibt Nachhaltigkeit ein zentraler Erfolgsfaktor für langfristige Kapitalanlagen. Wir sind überzeugt: Gutes Gewissen und Rendite schließen sich nicht aus. Während in den USA das Interesse an ESG-Investments abnimmt, bleibt Europa ein stabiler Markt für nachhaltige Strategien. Besonders Stiftungsfonds profitieren von diesem Trend, da sie finanziellen Ertrag mit gesellschaftlichem Nutzen kombinieren. Die Kapitalmarktdaten belegen, dass ESG-konforme Investments keineswegs mit Renditenachteilen verbunden sind – im Gegenteil. Strategien, die auf hohe Nachhaltigkeitsstandards setzen, haben sich zuletzt oftmals besser entwickelt als konventionelle Investments. Dies ist für Stiftungen besonders relevant, da sie nicht nur Vermögen erhalten, sondern zugleich positive gesellschaftliche Impulse setzen. Regulatorische Anpassungen in der EU, insbesondere neue Transparenzvorgaben, tragen dazu bei, Greenwashing zu vermeiden und Anlegern eine höhere Sicherheit zu bieten. Im Bereich der festverzinslichen Anleihen konnten wir erfolgreich Positionen aus Neuemissionen in hochwertigen Emittenten wie ACCOR, Air Products, American Medical, Barry Callebaut, IBM, Johnson & Johnson und Linde aufbauen. Diese Emittenten zeichnen sich durch solide Geschäftsmodelle und hohe Bonität aus. Auf der Aktienseite konnte insbesondere unsere Position in Eli Lilly erfreulich zulegen. Das Unternehmen gehört zu den führenden Akteuren im globalen Pharmamarkt und überzeugt mit innovativen Therapien in den Bereichen Diabetes, Onkologie und Neurowissenschaften. Besonders die Entwicklung von GLP-1-basierten Medikamenten zur Behandlung von Diabetes und Adipositas treibt das Wachstum voran. Experten prognostizieren, dass der Markt für diese Medikamente bis 2030 auf 100 Mrd. USD anwachsen könnte – eine vielversprechende Perspektive für langfristige Investoren. Eli Lilly verzeichnete 2024 ein Umsatzwachstum von 32% auf 45 Mrd. USD und rechnet für 2025 mit einer ähnlichen Dynamik. Die starke globale Marktpräsenz und Innovationskraft sichern dem Unternehmen eine führende Position im Sektor, während Investitionen in neue Anwendungsbereiche – etwa zur Behandlung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen – weiteres Potenzial erschließen. Mit einer Marktkapitalisierung von über 800 Mrd. € und einem starken Forschungsfokus bleibt Eli Lilly ein attraktives Investment für langfristig orientierte Anleger. Gleichzeitig nutzen wir die aktuelle Marktvolatilität gezielt für das Management kurzlaufender Optionen, um zusätzliche Prämien zu vereinnahmen. Diese Optionsprämien bilden einen wichtigen Bestandteil der regelmäßigen Ausschüttungskomponente, auf die unsere Anleger seit Jahren vertrauen. Mit einem konsequenten Fokus auf Nachhaltigkeit, Diversifikation und aktive Steuerung bleibt der H&H Stiftungsfonds eine verlässliche Lösung für Investoren, die langfristigen Kapitalerhalt mit einer nachhaltigen Renditeperspektive verbinden möchten.
Im WoWiVermögen (aktuelle Aktienquote: 14%) konnten wir an einer Reihe von Neuemissionen attraktiver Emittenten partizipieren. Dabei lag der Fokus für Wiederanlagen vorrangig auf dem Bereich der Laufzeiten 4-7 Jahre. Neuzugänge im Portfolio waren Anleihen renommierter Emittenten wie bspw. T-Mobile US, Linde Plc, Air Products, Leasys, Barry Callebaut oder Johnson & Johnson. Im Laufe des Monats wurden Anleihen der Banco Santander, Nordea Bank und Koninklijke KPN fällig. Dank der fokussierten Neuanlage, vorranging im Bereich 4-7 Jahre, betrug die Restlaufzeit des Rentenportfolios per Monatsultimo 4,12 Jahre. Die Rendite des Rentenportfolios betrug 3,49%, bei einem durchschnittlichen Rating von BBB+, per 28.02.2025. Zur besseren Orientierung sei ergänzt, dass die Rendite einer 4-jährigen Bundesanleihe per 28.02.2025 bei ca. 2,01% lag. Auf der Aktienseite konnten wir Gewinne bei unserer Position in Siemens mitnehmen. Das Unternehmen profitierte zuletzt stark von Fantasien um eine Beschleunigung beim Ausbau von Datenzentren sowie einem anhaltenden Bedarf bei der Digitalisierung der Industrie. Das Geschäftsmodell profitiert von einem Wandel von klassischer Produktion zu einem Software-Unternehmen (Software as a Service) und verdient damit deutlich höhere Margen als in der Vergangenheit, was sich auch in der Ausweitung der Bewertung zeigte. Zuletzt konnte die Anbahnung eines potenziellen Waffenstillstandes in der Ukraine den Kurs der Aktie zusätzlich beflügeln. Auf den aktuellen Niveaus scheint bei Siemens sehr viel Positives eingepreist. Die Bewertung der Aktie notiert oberhalb ihrer historischen Bewertung der letzten 10 Jahre. Darüber hinaus ist bei der Wertentwicklung der Siemens Aktie eine ausgeprägte Saisonalität zu beobachten. Dementsprechend werden die Großteile der Wertzuwächse typischerweise im vierten Quartal bis zur Zahlung der Dividende erzielt. Das Unternehmen konnte in den letzten Jahren einen vielversprechenden Wandel vollziehen, das Konsortium ausreichend konsolidieren und wurde dafür vom Kapitalmarkt belohnt. – Ein guter Zeitpunkt für erste Gewinnmitnahmen. Durch weitere Fälligkeiten im Bereich der Aktienanleihen und vereinzelte Gewinnmitnahmen blicken wir mit der nötigen Ruhe und Gelassenheit auf die kommenden Bewegungen im März. Eine konservative Struktur, erhöhte monatliche Kuponeinnahmen und eine Reihe kurzlaufender Anleihen verschaffen uns die notwendige Flexibilität, um auf Chancen am Zins- und Aktienmarkt reagieren zu können.