Das älteste erhaltene Werk zur zeitgenössischen Beobachtung des Börsengeschehens stammt aus dem Jahr 1688. Verfasst wurde es von Joseph de la Vega unter dem Titel „Die Verwirrung der Verwirrungen“. Bis heute gilt dieses Buch als Meilenstein der Kapitalmarktanalyse, dessen präzise Beobachtungen menschlichen Verhaltens an der Börse auch mehr als drei Jahrhunderte später nichts von ihrer Aktualität verloren haben. Ein gewisses Maß an Chuzpe gehört schon dazu, wenn ein US-Präsident der Welt einen Wirtschaftskrieg erklärt und gleichzeitig erwartet, dass diese weiterhin bereitwillig Amerikas Schulden finanziert – notfalls unter politischen Druck. Die Ironie liegt darin, dass Donald Trump womöglich ausgerechnet jenes offene, regelbasierte Weltwirtschaftssystem destabilisiert, das die USA selbst mit den Beschlüssen von Bretton Woods im Jahre 1944 (Ablösung der damaligen Weltwährung britisches Pfund durch den aufstrebenden amerikanischen US-Dollar) maßgeblich mitgestaltet haben. Die Etablierung des US-Dollars als globale Leit- und Reservewährung, ermöglichte den Vereinigten Staaten über Jahrzehnte hinweg günstige Refinanzierungsmöglichkeiten und kontinuierliches Wachstum. US-Finanzminister John Connally brachte es 1971 treffend auf den Punkt: „Der Dollar ist unsere Währung, aber euer Problem“. Wenn historische Parallelen bemüht werden, ist das häufig ein Indiz für außergewöhnliche Zeiten. Die erste Amtszeit von Präsident Trump bietet in der Tat keine verlässliche Blaupause für seine zweite. Seine erratischen Äußerungen wirken wie Impulse, die Kapitalmärkte jederzeit in die eine oder andere Bewegung versetzen können – oftmals abrupt und ohne erkennbares Muster.
Geopolitik trifft Kapitalmarkt: Wenn politische Rhetorik Systemrisiken erzeugt
Der Monat April zeugt mit spürbaren Verwerfungen in Aktien-, Anleihe- und Währungsmärkten eindrucksvoll davon. Die Eskalation begann Anfang des Monats mit dem sogenannten “Liberation Day”, an dem die US-Regierung flächendeckende Zölle ankündigte – mit der Begründung, die USA von unfairen Handelsbedingungen zu befreien. Tatsächlich jedoch brach damit eine Phase erhöhter geopolitscher Unsicherheit aus. Es sind nicht nur die ökonomischen Folgen der Zölle, sondern vor allem das unberechenbare Verhalten Trumps, das Investoren weltweit verunsichert. Mit der Einführung pauschaler (und ökonomisch schwer nachvollziehbarer) Importzölle durch die US-Regierung – zunächst 10%, in vielen Fällen deutlich darüber hinaus – hat Trump einen Handelskrieg losgetreten, der alle gewohnten Marktmechanismen auf die Probe stellt. Die Reaktion der Kapitalmärkte fiel entsprechend heftig aus: Aktien, Anleihen, Rohstoffe und Währungen gerieten gleichzeitig unter Druck. So verlor z.B. der S&P 500 in der ersten Aprilhälfte phasenweise über 10 %, die Nasdaq verzeichnete zwar eine kurzzeitige Erholung, doch diese erwies sich als ebenso instabil wie die zugrunde liegende Politik. Intraday-Schwankungen von mehr als 6% an fünf aufeinanderfolgenden Handelstagen zeigen: Der Markt bietet derzeit nur bedingt eine Grundlage für eine belastbare Einschätzung von Bewertungsniveaus. Besonders bemerkenswert ist, dass sich auch die als “sichere Häfen” geltenden US-Staatsanleihen diesem Vertrauensverlust nicht entziehen konnten. Statt, wie in vergleichbaren Krisen, in diese liquiden Wertpapiere zu flüchten, stießen Investoren diese in großem Umfang ab – die Renditen stiegen deutlich. Parallel fiel der US-Dollar auf breiter Front. Eine solch synchrone Dreifach-Korrektur ist ein klares Indiz für systemischen Stress. Dass sich professionelle Investoren, gerade in einem gestressten Umfeld, in großem Stil von der US-Währung und amerikanischen Anlagen abwenden, ist wahrlich eine historische Anomalie.
Bond Vigilantes, Zölle und Währungskrisen: Märkte erzwingen fiskalische Disziplin
Die Ironie, trotz aller Nervosität der Kapitalmärkte, waren es womöglich genau diese, die eine weitere Eskalation verhinderten, denn die „Bond Vigilantes“ sind als Korrektiv zurück. Diese „Bond-Bürgerwehr“, einst ein Mythos der 1980/90er-Jahre, setzt heute wieder klare Grenzen: Wer exzessive Staatsausgaben betreibt, wird durch steigende Renditen und fallende Kurse sanktioniert. Jüngst zwangen die Marktakteure die US-Regierung zu einer temporären Kehrtwende. Nach einem sprunghaften Anstieg der 10-jährigen Renditen auf 4,5% p.a., verkündete Trump eine 90-tägige Pause seiner reziproken Zölle, wenngleich nur für Handelspartner, die noch keine Vergeltungszölle verhängt haben, womit der große Rivale China weiterhin mit Zöllen von 145% belegt wird und sich die Eskalationsspirale weiterdreht. China wiederum zeigt deutlich, dass nicht nur Zölle eine Waffe sein können. Exportkontrollen für kritische Rohstoffe (Stichwort Seltene Erden), Pharmagrundstoffe oder Lithium-Batterien könnten die USA massiv treffen. Zudem rücken China, Japan und Südkorea, trotz historischer Differenzen, ökonomisch näher zusammen. Aus einem „America first“ droht ein isoliertes „America alone“ zu werden. Die Botschaft der Anleihemärkte ist klar: Fiskalische Disziplin ist kein freiwilliger Akt mehr, sie wird vom Markt erzwungen. In einem Umfeld wachsender Unsicherheit und fragiler politischer Entscheidungen bleiben Qualität und Liquidität die härtesten Währungen. Erschwerend kommt hinzu, dass das Verhältnis zwischen Präsident Trump und Fed-Chef Jerome Powell von beispielloser Spannung geprägt ist. Wiederholte öffentliche Angriffe auf die Unabhängigkeit der Notenbank, inklusive Drohungen, Powell zu entlassen, bergen das Potenzial für schwere Vertrauensverluste – nicht nur in die Fed, sondern in die Stabilität der US-Währung und globale Finanzarchitektur insgesamt. Die jüngsten Schmähungen („Mr. Too Late“ und „major looser“), könnte man als Retourkutsche auf eine Rede Powells deuten, wo dieser sagte, dass die US-Zollpolitik die Wirtschaft schwäche und zu höherer Inflation führe. Langfristig besteht die Gefahr, dass durch diese politisch motivierten Eingriffe, US-Assets zukünftig nicht mehr mit einer Wachstumsprämie, sondern einem Risikoabschlag gehandelt werden. Inzwischen ruderte Trump rhetorisch auch hier zurück: „Er habe nicht die Absicht, den Notenbankpräsidenten zu feuern“. Frei nach Konrad Adenauer: „Was kümmert mich mein Geschwätz von gestern“.
Für uns im Portfoliomanagement bleibt es in diesem wechselhaften und „Breaking-News“-getriebenen Umfeld entscheidend, wachsam zu bleiben, breit zu diversifizieren und eine taktische Liquiditätsquote vorzuhalten, um flexibel auf plötzliche Marktverwerfungen reagieren zu können. Kurzfristig gilt es, Ruhe zu bewahren und Positionen auf ihre Resilienz und Preissetzungsmacht zu überprüfen. Stark fremdfinanzierte oder zyklische Investments haben wir schon länger untergewichtet. Gleichzeitig nutzen wir marktbedingte Ausverkaufsphasen selektiv für den gezielten Positionsaufbau. Langfristig bleibt entscheidend: Die Märkte sind anpassungsfähig, doch sie benötigen verlässliche Rahmenbedingungen. Solange diese nicht gegeben sind, ist ein disziplinierter, faktenbasierter Investmentansatz alternativlos. In dieser Phase ist es nicht die lauteste Meinung, sondern die nüchternste Analyse, die Vermögen schützt und Chancen eröffnet.
Qualität schlägt Hoffnung: Selektive Aktienstrategie bewährt sich im Abwärtstrend
Der Hansen & Heinrich Universal Fonds (aktuelle Aktienquote 90%) konnte sich dem allgemeinen Abwärtsdruck an den globalen Aktienmärkten im April nicht vollständig entziehen, die Verluste jedoch durch aktives Risikomanagement deutlich begrenzen. Entscheidend waren hierbei eine strategische Untergewichtung von US-Aktien – deren Bewertung nach wie vor auf historisch erhöhtem Niveau liegt – sowie eine konsequente Positionssteuerung. Titel wie z.B. Accenture, LVMH oder TSMC wurden bei Erreichen vordefinierter Bewertungs- oder Kursmarken gezielt reduziert oder veräußert. In einem Umfeld zunehmender Unsicherheit bevorzugen Investoren vermehrt Geschäftsmodelle mit hoher Verlässlichkeit und transparenter Ergebnisqualität gegenüber spekulativen Wachstumswerten. Diesem Ansatz folgen wir seit Jahren konsequent – exemplarisch dafür steht unsere Position in der Münchener Rück. Als weltweit größter Rückversicherer vereint das Unternehmen konservatives Risikomanagement mit nachhaltiger Ergebnisstabilität. Auch fundamental überzeugt der Versicherungsriese: Eine starke Bilanz, hohe Eigenkapitalquote und das globale Diversifikationsmodell machen ihn krisenresistent. Die jüngste Erhöhung der Dividende von 15 auf 20 Eur je Aktie – ein Anstieg von über 30% – unterstreicht die finanzielle Stärke. Die aktuelle Dividendenrendite liegt bei soliden 3,4 % und macht die Aktie für einkommensorientierte Anleger besonders attraktiv. Seit z.B. 2005 stieg die Dividende von 2 Eur (je Aktie) auf das heutige Niveau – ein klarer Beleg für langfristige Ausschüttungskonstanz. Steigende und verlässliche Dividenden bleiben ein wirksamer Kompensator von Inflation. In einem Umfeld geopolitischer Spannungen, regulatorischer Herausforderungen und steigender Zinsen bleibt die Münchener Rück ein strategisches Kerninvestment für einkommensorientierte Anleger.
Stabilität durch Diversifikation: Infrastruktur und erstklassige Anleihen als tragende Säulen
Der H&H Stiftungsfonds (aktuelle Aktienquote 35%) schloss den April leicht im Minus ab, konnte sich auf Jahressicht jedoch im positiven Bereich behaupten – und das trotz der ausgeprägten Schwächephasen nahezu aller Anlageklassen. Dank seiner breiten Diversifikation (alleine knapp 200 Einzeltitel im Anleiheportfolio) – bestand keine Notwendigkeit zu hektischen Umschichtungen. Im Gegenteil: Wir nutzten selektive Rücksetzer, um Positionen in Titeln mit hoher Qualität und ESG-Konformität auszubauen. So wurden Engagements in Allianz, Intuitive Surgical, Novo Nordisk und Veolia gezielt aufgestockt. Erfreulich entwickelt sich weiter unser Engagement in der Aktie der Vinci. Vinci zählt zu den führenden Infrastrukturwerten Europas und profitiert von zwei entscheidenden Faktoren: einer exzellenten Marktposition und der strategischen Ausrichtung auf langfristige, wenig konjunktursensitive Geschäftsmodelle. Als Betreiber zahlreicher Flughäfen, Autobahnen und Verkehrsnetze kombiniert das Unternehmen stabile Konzessionseinnahmen mit breitem ingenieurtechnischem Know-how. In einem von strukturellem Investitionsbedarf geprägten Umfeld – etwa durch den Erhalt und Ausbau der Verkehrsinfrastruktur, Urbanisierung und Energiewende – ist Vinci strategisch gut positioniert. Infrastrukturinvestments gelten als defensiv und inflationsresistent, besonders wenn sie wie bei Vinci durch regulatorisch abgesicherte Cashflows untermauert werden. Ein zentrales Argument für Vinci aus Investorensicht ist die planbare Ertragslage bei gleichzeitig hoher Substanz. Gerade in Phasen wachsender geopolitischer Unsicherheit und volatiler Märkte bieten Infrastrukturwerte wie Vinci langfristige Stabilität und kontinuierliche Ausschüttungen. Im Anleihebereich konnten wir im April die ermäßigten Kursniveaus nutzen, um uns gezielt attraktive und erhöhte Renditeniveaus zu sichern. So wurden unter anderem Papiere von Emittenten wie z.B. ASML, Rabobank und Fresenius Medical Care auf ermäßigtem Niveau aufgenommen. Die Duration wurde dabei bewusst erhöht. Diese gezielten Maßnahmen werden die nachhaltige Ausschüttungskraft des Fonds langfristig stärken.
Chancen und Potentiale dank umsichtiger Liquiditätssteuerung heben
Im WoWiVermögen (aktuelle Aktienquote 11%) konnten wir die außerordentlichen Marktbewegungen nutzen. Nachdem sowohl die Kreditaufschläge für Unternehmensanleihen als auch die Volatilität für Aktien stark anstiegen, gewannen beide Anlageklassen aus unserer Sicht erheblich an Attraktivität. Wir nutzten die vorgehaltene Liquidität, um uns stärker an Neuemissionen zu beteiligen, europäische und amerikanische Aktien nachzukaufen sowie Volatilitätsstrukturen zu attraktiven Konditionen aufzustocken und die damit verbundenen Zinseinnahmen für das Portfolio in den kommen-den Monaten signifikant zu erhöhen. Im vergangenen Monat konnten wir erfolgreich Anleihen der Emittenten Fresenius Medical Care, Ceske Drahy, Wells Fargo und Air France erwerben, um somit von dem höheren Niveau der Kreditrisikoaufschläge für Unternehmensanleihen zu profitieren. Darüber hinaus stockten wir unsere Position in einem ETF für europäische Unternehmensanleihen auf, um das Exposure zu dieser Anlage-klasse, breit gestreut, zu erhöhen. Für das Aktienportfolio tätigten wir Nachkäufe in American Express, Berkshire Hathaway, JP Morgan US Research Enhanced Index ETF, Enel und JP Morgan EU Research Enhanced Index ETF.
Ihr Hansen & Heinrich Portfoliomanagement
H&H Managed Depots
Mit den Hansen & Heinrich Managed Depots erhalten Sie den unkomplizierten und direkten Zugang zu einer fondsgebundenen Vermögensverwaltung. Dabei haben Sie die Wahl aus vier unterschiedlichen Strategien – und entscheiden gemeinsam mit unseren erfahrenen Finanzmarktexperten, welche am besten zu Ihrer Lebenssituation und Ihren individuellen Zielen passt. Die Investition selbst erfolgt in Form einer Einmalanlage oder in Kombination mit Sparplänen. Hinzu kommt ein regelmäßiges Reporting.