Nikkei überschreitet altes Allzeithoch aus 1989

Im Februar konnten globale Aktieninhaber, entgegen der üblichen historischen Saisonalität, erfreuliche Ergebnisse erzielen. Die bedeutenden Aktienmärkte, insbesondere getrieben von hochkapitalisierten Technologieunternehmen, konnten ihre positive Dynamik fortsetzen. Selbst chinesische Aktien verzeichneten nach einem Zeitraum rückläufiger Kurse wieder Zuwächse. Eine bemerkenswerte Entwicklung ereignete sich auch in Japan, wo der Nikkei-Aktienindex ein neues Allzeithoch erreichte, ein Niveau, das seit 1989 nicht mehr erreicht wurde. Diese positive Stimmung spiegelt sich weitgehend in robusten US-Konjunkturdaten und einem hohen Maß an Fantasie im Bereich der Künstlichen Intelligenz (KI) wider. Ein markantes Beispiel für die Erwartungen an KI ist zweifellos die jüngste Kursentwicklung des Chipkonzerns Nvidia. Allein am Tag der Veröffentlichung der jüngsten Quartalszahlen (21. Februar) steigerte das Unternehmen seine Marktkapitalisierung um etwa 250 Milliarden USD und ist nun das drittwertvollste börsennotierte Unternehmen der Welt. Mit einer Marktkapitalisierung von fast 2 Billionen USD übertrifft das erst 1993 gegründete Unternehmen sogar den Wert des gesamten DAX, aus dem einige Mitglieder über 130 Jahre alt sind.

Trotz des günstigen Umfelds mahnen die geringe Volatilität und das sehr positive Sentiment zu einer gewissen Vorsicht. Anleger sollten bedenken, dass eine einseitige Fokussierung und übermäßige Erwartungen die Marktreaktionen (in beide Richtungen) verstärken können.

Die Entwicklung am Anleihemarkt passt nicht zum euphorischen Bild der Aktienmärkte. Die Rendite der 10-jährigen US-Staatsanleihe ist seit Jahresbeginn von 3,8% auf über 4,3% gestiegen, was zu einem 23-jährigen Tiefstand der Risikoprämie von Aktien im Vergleich zu Anleihen geführt hat. Dieser Anstieg der Renditen ist auf die zurückkehrenden Inflationssorgen zurückzuführen, obwohl die US-Teuerungsrate von 3,4% auf 3,1% gesunken ist, wenngleich der Rückgang geringer als erwartet ausfiel und die Kernrate bei fast 4% hartnäckig stagniert. Vor diesem Hintergrund sind selektive Äußerungen von Fed-Mitgliedern weniger taubenhaft, und der Markt verabschiedet sich allmählich von den Erwartungen an umfangreiche Zinssenkungen und einen frühen Start der Maßnahmen der Notenbanken, insbesondere vor dem Hintergrund der nach wie vor robusten US-Konjunktur (Prognose +2,4% Wirtschaftswachstum).

Befinden wir uns bei all den Höchstständen in der besten aller Welten? Nicht uneingeschränkt. Es ist wichtig anzumerken, dass die Anzahl der steigenden Aktien abnimmt und weniger Einzelwerte neue Allzeithochs erreichen. Dies spiegelt sich auch in der Berichtssaison wider, abseits der großen Technologieunternehmen, die nicht so spektakulär positiv verlief. Zudem bedeuten hohe Erwartungen aber auch, dass keinerlei negativen Abweichungen bei Daten und Nachrichten folgen dürfen.

Inflation weiter rückläufig. Reicht das?

Der deutliche Anstieg der Aktien seit November wurde hauptsächlich durch die starke Fokussierung auf die Inflationszahlen getrieben. Allerdings zeigen die oben beschriebenen jüngsten Daten, dass die Inflationsraten zwar sinken, aber immer noch über den Zielgrößen der Notenbanken liegen. Der Rentenmarkt hat diese Entwicklung im Februar entsprechend mit sinkenden Anleihekursen reflektiert und übertriebene Zinssenkungserwartungen ausgepreist, während der Aktienmarkt diese Entwicklung bisher ignoriert hat und steigende Zinsen teilweise als Signal einer robusten Konjunktur interpretiert. Im Herbst 2023 waren höhere Zinsen noch das Fanal eines Ausverkaufs. So schnell kann eine (monothematische) Wahrnehmung drehen. Es ist wichtig zu erkennen, dass sich die Interpretation auch ändern kann. Daher sollten Anleger nicht ausschließlich den steigenden Indexständen folgen, sondern eine vernünftige Vermögensallokation beibehalten. Im Kern bleibt die Überzeugung, dass langfristiger realer Vermögenserhalt durch eine angemessene Diversifikation, einschließlich Aktien von margenstarken Unternehmen mit überdurchschnittlicher Eigenkapitalrentabilität und Preissetzungsmacht, möglich ist.

Die bevorstehenden Ankündigungen von US-Notenbankchef Jerome Powell und EZB-Präsidentin Christine Lagarde Anfang März sind von großer Bedeutung. Die gute Stimmung an den Börsen ist vor allem dem Umstand geschuldet, dass die Inflation tendenziell auf dem Rückzug ist. Demnach spricht einiges dafür, dass Notenbanken mit Zinssenkungen beginnen, was die Gewinnaussichten von Unternehmen verbessern würde. Das haben die Aktienmärkte allerdings ein gutes Stück vorweggenommen und warten auf eine entsprechende Bestätigung. Wir erwarten indes noch nicht im März erste Zinssenkungen. Vielmehr gehen wir davon aus, dass die Notenbanken die Qualität der Daten, welche sie analysieren, betonen werden und den Weg verbal für Zinssenkungen (wahrscheinlich im Juni) bereiten wird. Das könnte z.B. durch eine Senkung der eigenen Wachstums- und Inflationsprognosen geschehen. Die Erfahrungen aus den 1970er Jahren, als auf eine erste Inflationswelle eine zweite und stärkere folgte, mahnt insbesondere die EZB zur Zurückhaltung. Auch wenn Konsumnachfrage, Investitionsbereitschaft, insbesondere in Deutschland, derzeit eher schwach ausgebildet sind, kann bei den Komponenten Miete und Lohnentwicklung noch von keiner Entspannung beim Preisdruck gesprochen werden. Dieses Dilemma gilt es seitens der EZB zu lösen, ohne die Märkte zu verschrecken.

Im Portfolio des Hansen & Heinrich Universal (aktuelle Aktienquote 86%) haben wir den Investitionsgrad vor dem Hintergrund der gestiegenen Kursniveaus, niedrigen Volatilität und Sentiment-Indikatoren gesenkt. In diesem Zusammenhang haben wir Aktienpositionen von ASML, BB Biotech, Caterpillar, Home Depot, Schneider Electric und TSMC verkauft oder reduziert. Auf der anderen Seite haben wir unsere Positionen in Aktien von Adobe, Alibaba, Alphabet, Arista Networks, Deutsche Telekom, Oracle und Sony aufgestockt. Eine große Faszination löst derzeit das Thema KI aus. Die Vergangenheit lehrt, dass solche disruptiven Techniken, die die Wirtschaft verändern können, in ihrer kurzfristigen Wirkung überschätzt, aber in ihrer langfristigen Wirkung massiv unterschätzt werden. Viele der Leser und Leserinnen dieser Zeilen werden sich an die Jahrtausendwende und dem Hype um das Internet erinnern. Vielfach gab es Verheißungen, die zu irrationalen Kursanstiegen führten und doch schmerzhafte Kursverluste nach sich zogen. Dennoch hat das Internet die technischen Erwartungen von damals mehr als übertroffen. Daher wollen wir das Thema KI so breit wie möglich denken und in die Unternehmen investieren, die davon profitieren werden. Das muss dann nicht unbedingt ein Halbleiterhersteller sein, es kann z.B. auch ein Gesundheitsunternehmen sein, welches durch KI seine Kosten deutlich senken kann, indem es Diagnosen (z.B. Krebsvorsorge oder Gen-Editierung) durch KI durchführen lässt. Nichtsdestotrotz ist derzeit sicherlich die direkte Vermarktung von KI-Modellen höchst attraktiv, so dass man derzeit an Microsoft kaum vorbeikommt. Das Unternehmen hat es geschafft, KI in seine Abonnentenmodelle kostenpflichtig einzubinden. Ein weiteres Beispiel ist unserer Meinung nach das US-Unternehmen Adobe, das viele durch das pdf-Format kennen. Adobe stellte schon vor Jahren sein Business vom einmaligen Verkauf von Software auf skalierbare Abo-Software um, die auch in der Cloud nutzbar ist. Adobes „Werkzeugkasten“ in der digitalen Bildbearbeitung ist sowohl bei privaten Nutzern als auch bei der (Werbe-)Industrie beliebt. Das Implementieren von KI in die eigenen Tools sollte unserer Meinung nach die Preissetzungsmacht von Adobe verfestigen und die aktuell überdurchschnittlichen Margen sichern.

Im H&H Stiftungsfonds (aktuelle Aktienquote 36%) konnten unsere globalen Aktienpositionen, die mehrheitlich im Februar im Kurs zulegten, die leichten Kursrückgänge im Anleihebereich überkompensieren. Bei den Anleihen ergeben sich inzwischen wieder attraktive Zukaufgelegenheiten. Übergeordnet gehen wir weiter davon aus, dass wir den Höhepunkt an Zinserhöhungen gesehen haben und die Renditen fallen werden. Allenfalls Zeitplan und das Tempo der Zinssenkungen sind noch unklar. Daher lautet unsere Einschätzung, dass man die Duration ausweiten kann, wenngleich wir das noch nicht als Investition in langlaufende Anleihen (bis zu 30 Jahre oder länger) verstanden wissen wollen. Vielfach sind die Renditen kurzlaufender Papiere derzeit noch höher als die der langlaufenden, ein Umstand den man als „inverse Zinsstruktur“ bezeichnet. Dennoch kann es Sinn machen, auf längere Laufzeiten auszuweichen, da man sich diese Renditen sichert, man das absehbare Wiederanlagerisiko minimiert und darüber hinaus von Kurssteigerungen profitieren kann, sobald die Zinswende auch faktisch von den Notenbanken umgesetzt wird. Bislang ist das schließlich nur eine Erwartung des Marktes und das verspricht somit noch Kurspotential bei längeren Laufzeiten.

Bei der Selektion an Einzelanleihen präferieren wir weiterhin europäische Unternehmensanleihen, da wir hier attraktive Renditen (überdurchschnittliche Risikoaufschläge gegenüber Staatsanleihen) vor dem Hintergrund der jeweiligen Bonität (wir bevorzugen Investment-Grade) finden. Zudem gehen wir hier keine unnötigen Währungsrisiken ein und viele europäische Unternehmen verfolgen eine konsequente Politik der Einhaltung von ESG-Kriterien. Wir meiden weiterhin Hochzinsanleihen, da eine Verschlechterung der Konjunktur, das Ausfallrisiko stärker in den Mittelpunkt rücken würde, insbesondere dann bei langen Laufzeiten. Im Februar kamen wir als Institutioneller Investor bei Neuemissionen von Anleihen von Emittenten wie z.B. Becton, Dickinson & Co., Booking Holdings, Kraft Heinz Foods, Linde und Siemens erfolgreich zum Zuge. Im Bereich der Aktien reduzierten wir Bestände an ASML, ADP, Colgate, Danone, Essilor, SAP und Sonova. Aufgestockt haben wir hingegen American Water Works, Linde und Stora Enso. Dass es nicht immer KI sein muss, um erfolgreich an der Börse zu bestehen, zeigt unsere langjährige Position von Ecolab. Ecolab ist ein führendes Unternehmen im Bereich Wasser-, Hygiene- und Energietechnologien und -dienstleistungen, das Lösungen für einige der drängendsten Herausforderungen in verschiedenen Branchen bietet. Das 1923 gegründete Unternehmen verfolgt eine nachhaltige und kundenorientierte Strategie, die sich auf Innovation, Umweltschutz und verantwortungsvolles Unternehmertum konzentriert. Durch sein Engagement für Nachhaltigkeit und Effizienz passt Ecolab gut in unser Portfolio, das langfristige Wertschöpfung und positive Auswirkungen auf die Welt in den Vordergrund stellt.

H&H Managed Depots

Mit den Hansen & Heinrich Managed Depots erhalten Sie den unkomplizierten und direkten Zugang zu einer fondsgebundenen Vermögensverwaltung. Dabei haben Sie die Wahl aus fünf unterschiedlichen Strategien – und entscheiden gemeinsam mit unseren erfahrenen Finanzmarktexperten, welche am besten zu Ihrer Lebenssituation und Ihren individuellen Zielen passt. Die Investition selbst erfolgt in Form einer Einmalanlage oder in Kombination mit Sparplänen. Hinzu kommt ein regelmäßiges Reporting.