Auch im Juni ging es an den weltweiten Kapitalmärkten mit den Kursen weiter abwärts. Es sind die gleichen Problemfelder wie im Monat zuvor, doch macht sich mehr und mehr die Gewissheit unter den Anlegern breit, dass es keine schnellen Lösungen auf die vielen offenen Fragen geben wird. Es zeichnet sich somit auch keine rasche Erholung ab, die wir z.B. während des „Corona-Ausverkaufs“ im Frühjahr 2020 beobachten konnten.
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Notenbanken in der Zwickmühle
Ein vordergründig widersprüchlicher Börsenmonat liegt hinter uns. Auf der einen Seite ein Trommelfeuer an schlechten Nachrichten, das sich an den Themen Geopolitik, Krieg, Inflation, Zins- anstieg oder Rezession täglich abarbeitet. Dennoch konnten auf der anderen Seite die wesentlichen Aktienmärkte im Juli, teilweise deutlich, zulegen.
Wir hatten in den letzten Berichten aufgezeigt, welch enormer Verkaufsdruck auf den Märkten in nahezu allen liquiden Anlageklassen lastete. Dennoch reichten die jüngsten „schlechten“ Nachrichten nicht mehr aus, um weitere Abgabewellen auszulösen. Ursächlich dafür ist ein gewisser Gewöhnungseffekt und der Umstand, dass es bei der Gasversorgung (es fließt, wenn auch weniger) oder der Notenbankpolitik (es wurden nicht die zuletzt spekulierten 100 Basispunkte in den USA) „schlimmer“ hätte kommen können.
Wir sind weiterhin um eine nüchterne Bestandsaufnahme bemüht. Wir haben uns somit nicht vom extremen Pessimismus des ersten Halbjahres anstecken lassen, genauso wenig wie wir uns jetzt von einer erfreulichen Gegenbewegung einlullen lassen und Risiken ausblenden. Es gilt nach wie vor, die großen (und damit teuren) Fehler zu vermeiden und sich mit Qualität breit aufzustellen. Natürlich ist uns bewusst, dass auch Aktienkurse von Qualitätsunternehmen im Kurs schwanken. Sie behalten aber ihren Wert! Solche Konzerne zeichnen sich dadurch aus, dass sie sich zügig neuen Gegebenheiten anpassen und vielversprechende Trends aktiv mitgestalten können. Das ist das Wesen des langfristigen, selektiven und globalen Investierens, was nichts mit kurzfristigem Spekulieren zu tun hat. Auch sollte man unserer Meinung nach nicht versuchen, den Markt zu „timen“. Daher werden wir immer mit einem gewissen Grad in dividenden- und wachstumsstarken Aktien investiert sein. Versuche, sich durch Timing zeitweise komplett aus dem Markt zu verabschieden, haben aus unserer Erfahrung nach wenig Aussicht auf langfristigen Erfolg bzw. Optimierung der Wertentwicklung. Der Verkauf bzw. die Reduzierung von Anlagepositionen ist dabei nicht das Problem, sondern der erneute Einstieg bzw. Aufbau der Positionen.
Die nächsten Wochen werden unserer Einschätzung nach jedoch volatil bleiben. Der Unterschied zu den letzten Jahren, wo Kursrückgänge schnell zum Einstieg genutzt wurden, liegt darin, dass nunmehr die Notenbanken in ihren Stimuli-Möglichkeiten begrenzt sind und die Geopolitik für Unruhe sorgen wird. Temporär wird es auch Phasen einer Entspannung geben. Die Neueinschätzung der großen Trends wie z.B. die Rolle der G7, die Perspektiven Chinas oder der Blick der USA auf die Welt, sind jedoch spürbar und wirken wie ein Brandbeschleuniger, gerade auch für Deutschland, einem der großen Profiteure der Globalisierung.
Unsicherheit in der Einschätzung von neuen Gewissheiten geht immer mit Volatilität am Markt einher. Das ist jedoch keine besonders neue Erkenntnis.
Die großen Belastungsfaktoren bestehen derzeit aus Krieg, Inflation und Rezessionssorge. Die Wirtschaftsdynamik nimmt inzwischen ab, jedoch zeigen sich die Arbeitsmärkte (vor allem in den USA) bislang sehr robust. Das könnte darauf hindeuten, dass der Abschwung überschaubar bleibt, was für die mittelfristige Gewinnentwicklung der Unternehmen elementar ist. Entscheidend bleibt insbesondere, wie sich die Mangelerscheinungen auflösen. Die Probleme kommen tendenziell eher von der Angebotsseite und sind geprägt von Engpässen bei Vorprodukten, Arbeitskräften oder Energie (Gas). Andererseits deuten schwächere Einkaufsmanagerindizes, BIP-Zahlen und die sich weiter invertierende Zinsstrukturkurve (Zinsdifferenz zwischen zwei und zehnjährigen Staatsanleihen) darauf hin, dass die Wahrscheinlichkeit einer ausgeprägten Rezession deutlich steigt.
Diese vielfach widersprüchlichen Signale müssen aufgelöst werden.
Wichtig bleibt für die Marktteilnehmer, dass sie nachhaltige Anhaltspunkte darüber bekommen, dass wir das Hoch bei der Inflation gesehen haben. Bislang ist das jedoch nicht der Fall und solange das so ist, wird insbesondere die US-Notenbank die Zinsen weiter erhöhen und womöglich auch ihre Bilanz verkürzen. In einem solchen Umfeld werden die Aktienmärkte kaum auf neue Hochs steigen. Demnach richtet sich der Blick auf die Verbraucherpreise im August, da zuletzt die Preise einiger wichtiger Rohstoffe wie Öl (wieder zweistellige Preise) oder Kupfer (1/3 unter dem alten Hoch) deutlicher korrigierten und entsprechend Druck von der Preisentwicklung (Verbraucherpreise in den USA im Juni +9,1% und in der Eurozone +8,6%) nehmen könnten. Die Teuerungsrate sollte dann ihren Höhepunkt weitestgehend erreicht haben. Das könnte den Handlungsdruck der US-Notenbank dämpfen.
In unserem Jahresausblick für 2022 hatten wir aufgezeigt, dass das laufende Jahrzehnt von einer höheren Grundinflation gekennzeichnet sein wird. Ursächlich dafür sind vor allem demographische Entwicklungen, Rohstoffe für die Energiewende und Rückabwicklung der Globalisierung. Aus diesem Grunde suchen wir die Branchen, die dennoch Wachstum versprechen (Gesundheit, Technologie, Basis- und Luxuskonsum) und dabei dann die stärksten Qualitätsunternehmen. Microsoft passte z.B. seine Preise für Lizenzen um knapp 20% in diesem Jahr an. Unternehmen (als Nutzer) werden jedoch kaum in der Breite die bestehenden Verträge kündigen und ihr eigenes Arbeitsumfeld stilllegen. Das zeigt die Vorteile skalierbarer Geschäftsmodelle, die sich durch hohe Qualität auszeichnen. Daher sind z.B. Microsoft oder Alphabet Positionen in unseren Portfolios, denn diese schwanken in unruhigen Zeiten weniger als der Markt.
In unserem Mischfonds Strategie H&H (akt. Aktienquote 58%) konnten wir auch im Juli im Kurs weiter zulegen. Vor dem Hintergrund steigender Kurse mussten wir nicht viele Transaktionen vornehmen und konnten die bewährte Struktur „durchlaufen“ lassen. Im Bereich der festverzinslichen Wertpapiere wurde eine Anleihe von DIC Asset fällig. Globale Aktien legten zu, chinesische Aktien ermäßigten sich dagegen zuletzt im Kurs. Das nutzten wir zum limitierten Kauf von ETFs auf den CSI300 (chinesische Festlandaktien). Reduziert bzw. verkauft haben wir nahe Allzeithoch Aktienbestände von Eli Lilly und McDonald`s Corp. Aufgestockt haben wir Microsoft und Nvidia. Sehr erfreulich entwickelten sich zuletzt unsere Investitionen in Aktien aus dem Segment der erneuerbaren Energien. Diese decken wir über kostengünstige ETFs ab. Um die Streuung sich zu vergegenwärtigen, muss man sich den dahinterstehenden Index anschauen. Dieser enthält derzeit knapp 80 Unternehmen, wobei rund 40% aus den USA stammen. Das Schwergewicht ist der Photovoltaikkonzern Enphase – unter den Top10 findet man bekannte Namen wie Vestas, SolarEdge, Plug Power, First Solar oder Ørsted. Deutschland spielt mit vier Ökostromaktien eine untergeordnete Rolle. Die Subventionspolitik der letzten 20 Jahre hat diesbezüglich einiges in falsche Richtungen gelenkt, die Trends werden in den USA oder auch China gesetzt.
Im Aktienfonds Hansen & Heinrich Universal (akt. Aktienquote 86%) haben wir im Berichtsmonat Gewinne bei Eli Lilly, McDonald`s Corp., Novo Nordisk und VISA realisiert. Aufgestockt haben wir unsere Positionen in Aktien von ASML, Deutsche Post, Microsoft, Siemens, Total und Volkswagen. Erfreulich entwickelten sich zuletzt zwei Dauerläufer des Portfolios, Amazon und Novo Nordisk. Amazon stand aufgrund der Prime Days im Fokus der Medien, doch es ist just der Onlinehandel, der sich zuletzt eintrübte (Erster Quartalsverlust seit sieben Jahren). Das Prime-Modell erfreut sich trotz Erhöhung der Mitgliedsbeiträge weiterhin reger Nachfrage. Investiert sind wir jedoch vor allem aufgrund der Cloudsparte AWS. Dort finden wir enormes Umsatz- und Gewinnwachstum. AWS ist die Benchmark im Cloudbereich und wird von vielen (gewerblichen) Nutzern auch nicht so schnell gewechselt. Neuer Wachstumstreiber wird aller Voraussicht die digitale Gesundheitsversorgung werden. Jüngste Übernahmen (z.B. One Medical) zeugen davon. Es ist nicht die erste Übernahme in diesem Bereich und für die Vernetzung und Auswertung von Daten ist Amazon prädestiniert. Seit fast 100 Jahren bekämpft Novo Nordisk Diabetes und ist unangefochtener Weltmarktführer für Insulin und deckt die Hälfte des weltweiten Bedarfs ab. Im Laufe der Jahre kamen zudem Medikamente gegen Adipositas und Blutgerinnungsstörungen hinzu. „Wegovy“ gegen Fettleibigkeit soll ein weiterer starker Umsatztreiber (Blockbuster) werden. Patentabläufe sind ein Merkmal der Gesundheitsbranche. Daher ist es wichtig, sich durch Forschung breit für die Zukunft aufzustellen. Das gelingt den Dänen bislang und sichert Umsatzwachstum. Die Aktie legte zuletzt weiter zu, hat sich damit jedoch von den langfristigen Bewertungsmaßstäben entfernt, so dass wir ein Rebalancing vornahmen. Novo Nordisk bleibt (reduzierter) Bestandteil im Portfolio und wird auf ermäßigtem Kursniveau dann wieder aufgestockt.
In unserem H&H Stiftungsfonds (akt. Aktienquote 39%) konnten wir im Juli ebenfalls im Kurs zulegen und die Verluste des Junis ausgleichen. Im Bereich der festverzinslichen Wertpapiere wurde eine Anleihe von DIC Asset fällig. Dagegen erwarben wir durch Zeichnung eine dreijährige Anleihe vom Emittenten Aareal Bank und bleiben damit von der Branchenverteilung im weitesten Sinne unverändert. In Kursstärke hinein reduzierten wir unsere Bestände an Aktien von Pepsi (nahe Allzeithoch), Vinci und VISA. Sehr erfreulich entwickelte sich im Juli die Aktie von Verbio. Das deutsche Unternehmen ist in Europa Marktführer für die Herstellung von Biodiesel, Bioethanol und Biomethan aus agrarischen Reststoffen. Der Energiemix der Zukunft wird deutlich diversifizierter daherkommen. Das Unternehmen ist damit in einer interessanten Nische unterwegs. Um von diesem globalen Trend zu profitieren, investiert Verbio derzeit auch in den USA, um auch dort in diesem Bereich verstärkt zum Zuge zu kommen. Die Aktienkursentwicklung ist branchenbedingt nicht frei von politischen Rahmenbedingungen. Die jüngsten Zahlen und Analysteneinschätzungen stimmen uns aber zuversichtlich und bestärken uns in unserem nachhaltig erfolgreichen Investment.
Ihr Hansen & Heinrich Portfoliomanagement-Team