Das erste Halbjahr 2024 brachte erfreuliche Ergebnisse für Investoren globaler Aktien. Einige US-Aktien zeigten außergewöhnlich gute Performance und beeinflussten die Indizes positiv (S&P500: +14,48%; Nasdaq 100: +16,98%). Auch europäische Aktien erzielten erfreuliche Wertzuwächse (Euro Stoxx50: +8,24%; Dax: +8,86%). Aktien aus globalen Schwellenländern entwickelten sich mit ca. +6,8% ebenfalls positiv.
Am Rentenmarkt war das erste Halbjahr aufgrund makroökonomischer und politischer Ereignisse durchwachsen. Europäische Staatsanleihen verzeichneten einen Renditeanstieg und Kursverluste, bedingt durch gutes Lohnwachstum über der Inflationslinie und Bedenken über wieder ansteigende Inflation in der Eurozone. Die Zinssenkung der Europäischen Zentralbank im letzten Monat brachte nur kurz Erleichterung. Politische Ungewissheit, besonders in Frankreich, führte ebenfalls zu steigenden Renditen in der Eurozone.
Superwahljahr 2024: Politische Unsicherheiten und ihre Auswirkungen auf die Märkte
Mit dem Monat Juni endete das erste Halbjahr des Superwahljahres 2024. In Europa wurde ein neues EU-Parlament gewählt, die EZB senkte den Leitzins um 0,25 %, und die erste amerikanische Präsidentschaftsdebatte warf Zweifel an der geistigen und körperlichen Verfassung des amtierende US-Präsidenten auf. Trotz politischer Volatilität zeigten bedeutende Large Cap Aktienindizes geringere Schwankungen. Der DAX schloss im Juni mit -1,42 %, der Stoxx600 verlor 1,3 %, während der S&P 500 und der Nasdaq 100 um 3,47 % und 6,18 % stiegen.
Eine prominente Interpretation lautet, dass Investoren wegen zunehmender politischer Unsicherheit in Europa vorsichtiger werden und Kapital in andere Regionen umschichten. Bei der Europawahl vom 06. bis 09. Juni gewannen vor allem rechtskonservative Parteien und EU-Skeptiker an Einfluss. Die politische Unsicherheit in der EU nahm nach der Wahl zu. Präsident Macron kündigte prompt Neuwahlen für die Nationalversammlung an, nachdem sein proeuropäisches Bündnis schlecht abschnitt. Marie Le Pens Partei Rassemblement National gewann knapp 30% der Stimmen. Diese Entwicklungen führten zu höheren Aufschlägen für französische Staatsanleihen gegenüber Bundesanleihen und steigenden Renditen für europäische Staatsanleihen insgesamt, was auf Unsicherheit im Rentenmarkt hinweist. Investoren verlangen höhere Zinsen für die als risikoreicher wahrgenommenen Anlagen.
Wirtschaftliche Erholung und Marktchancen: Auswirkungen der EZB-Politik auf Small und Midcap-Aktien
Die europäische Zentralbank beendete den Zinserhöhungszyklus und senkte den Leitzins für die Eurozone um 0,25%, erhöhte jedoch gleichzeitig ihren Inflationsausblick. Notenbankchefin Lagarde betonte, dass der Pfad zurück zum Inflationsziel von 2 % holprig werde. Jüngste Konjunkturindikatoren zeigen eine langsame, aber beständige Erholung der Eurozone. Kritiker führten an, dass die EZB die Zinsen womöglich zu früh gesenkt habe und das Risiko eines erneuten Inflationszyklus willentlich in Kauf nehme. Aktuell zeigt die Eurozone steigendes Wachstum, fallende Inflation und die Erwartung weiterer Zinssenkungen. Diese Umstände sollten zins- und konjunktursensitiven Titeln eine überdurchschnittlich positive Performance ermöglichen.
Das Portfoliomanagement der Hansen & Heinrich AG hat diesem Umstand Rechnung getragen, indem wir für den europäischen oder weltweiten Bereich einige Engagements in diversifizierten Small und Midcap-Aktien eingegangen sind. Gerade in Europa ist der Bewertungsabschlag zwischen großen und kleinen Unternehmen, gemessen am historischen Durchschnitt, stark ausgeprägt. Eine anziehende Konjunktur könnte den gewünschten Impuls dafür bieten, dass sich dieser Bewertungsabschlag verringert. In der Folge sollten kleine und mittlere börsennotierte Unternehmen eine Phase der Outperformance gegenüber Unternehmen mit hoher Marktkapitalisierung genießen.
Fed-Politik und Wirtschaftswachstum: Positive Aussichten für die zweite Jahreshälfte
In Nordamerika zeichnet sich eine ähnliche Situation. Die letzten Inflationsdaten und das von der Fed präferierte Preismaß PCE zeigen, dass der disinflationäre Trend intakt ist, aber die Inflation noch über dem Ziel von 2% liegt. Zur Einordnung: die vergangenen 7 Datenpunkte rangierten zwischen 2,4% – 2,7% und somit deutlich über dem Inflationsziel der Fed. Ein Blick in die einzelnen Komponenten zeigt, dass vor allem die Steigerung der Haus- und Mietpreise auf erhöhtem Niveau verharrt. Gründe hierfür liegen u.a. darin, wie diese Zahl erhoben wird. Volkswirtschaftler sprechen von sog. „weichen Daten“, da diese per Umfrage erhoben werden. Die sog. „Owners Equivalent Rent“ wird durch Befragung von Hausbesitzern ermittelt, wie viel Miete sie verlangen würden, wenn sie ihr Eigenheim vermieten. Das diese Form der Datenerhebung ihre Probleme mit sich bringt, ist in Kreisen volkswirtschaftlicher Analysten gern diskutiert. Die relevante Schlussfolgerung für Marktteilnehmer lautet jedoch, dass dieser Indikator, nicht zwingend die Realität am Boden widerspiegelt und darüber hinaus traditionell eine Latenz von ca. 6-12 Monaten hinter den tatsächlichen Entwicklungen am Immobilienmarkt aufweist.
Aktuellere Zahlen lassen vermuten, dass das Mietenwachstum sinkt. Im Juni wurde ein Vierjahrestief bei Verkäufen von neuen Einfamilienhäusern gemeldet, und die Bestände bei Händlern und Immobilienentwicklern steigen. Die einzig verbliebende inflationstreibende Komponente zeigt also deutliche Zeichen der Abkühlung. Die vorrangige Interpretation am Markt lautet, dass der abnehmende Inflationsdruck der Fed Raum für Zinssenkungen im September und Dezember geben sollte. Mögliche Wachstumssorgen scheinen unter Kontrolle, und die US-Wirtschaft könnte in diesem Jahr real um 1,3% bis 1,5% wachsen.
Im Gegensatz zur europäischen Zentralbank, die die Zinsen bereits gesenkt hat, hat die Fed mehr Spielraum, die Zinsen oben zu halten, da die amerikanische Wirtschaft besser dasteht und weniger Stimulation durch Zinssenkungen benötigt. In Kombination mit anhaltend wachsenden Unternehmensgewinnen ergibt sich ein positives Umfeld für Unternehmensbeteiligungen.
Mit Blick auf die zweite Jahreshälfte kommen mehrere potenziell positive Treiber zusammen, die für eine anhaltende Investition in Aktien sprechen: eine rückläufige Inflation, die beginnende Zinssenkung durch die Fed, sowie ein weiterhin robustes Wirtschaftswachstum. Darüber hinaus zeigt die Statistik, dass die zweite Hälfte eines US-Wahljahres tendenziell positiv für den Aktienmarkt ist, insbesondere die Wochen nach der Wahl am Jahresende.
Im Portfolio des Hansen & Heinrich Universal Fonds (aktuelle Aktienquote 95%) haben wir den Investitionsgrad leicht erhöht und so von den steigenden Aktienkursen profitiert. Wir haben im Juni u.a. Aktien von Broadcom, Schneider Electric, Vinci aufgestockt. Verkauft bzw. reduziert haben wir dagegen u.a. Sony, Pfizer, Cisco.
Angesichts der kurzfristig steigenden Unsicherheit in Frankreich boten sich im vergangenen Monat Gelegenheiten, französische Qualitätstitel aufzustocken. Trotz emotionaler Kursbewegungen aufgrund kurzfristiger Risiken bleibt die langfristige Qualität der Unternehmen im Portfolio unverändert. Politische Börsen haben bekanntlich kurze Beine und können langfristig orientierten Investoren Chancen bieten, sich an qualitativ hochwertigen Unternehmen zu adäquaten Kursen zu beteiligen.
Als Beispiel sei Vinci S.A. genannt, ein Unternehmen, das seinen Umsatz größtenteils mit dem Bau von Infrastruktur im Bereich Transport und Energie erzielt. Vinci profitiert von der Transformation des Energienetzes in Europa und bringt Expertise in Stromnetzerweiterung, Elektrifizierung, grüner Energie und Straßenbau mit. Während fast die Hälfte des Umsatzes im Bausegment erwirtschaftet wird, stammt der Großteil des operativen Ergebnisses aus den Bereichen Autorouten und Konzessionen. Der französische Konzern betreibt Autobahnen, Highways und Flughäfen und erfüllt viele unserer Kriterien bei der Suche nach Qualitätsunternehmen. Das Autoroutes-Geschäft ist mit einer EBITDA-Marge von 74% sehr profitabel und weist hohe Eintrittsbarrieren auf, da Konzessionen meist über 50 Jahre laufen. Vinci betreibt etwa 50% der mautpflichtigen Straßen in Frankreich und besitzt Beteiligungen an mehr als 70 internationale Flughäfen in 13 Ländern, darunter London Gatwick, Kansai International Airport und Lisbon Airport. Zuletzt erwarb das Unternehmen eine Beteiligung am Budapester Flughafen. Das international diversifizierte Netzwerk an Flughäfen und mautpflichtigen Straßen bietet planbare Cashflows, hohe Profitabilität und erhebliche Eintrittsbarrieren für die Konkurrenz. Vinci ist ein zuverlässiger Dividendenzahler und tätigt gelegentlich Aktienrückkäufe. Die aktuelle Bewertung ergibt eine auskömmliche Rendite des frei verfügbaren Cashflows von etwa 11%.
Im H&H Stiftungsfonds (aktuelle Aktienquote 36%) haben wir nur wenige Veränderungen vornehmen müssen und konnten sowohl bei Anleihen als auch Aktien von den beschriebenen Marktbedingungen profitieren. Im Bereich der Aktien haben wir unsere Bestände u.a. an Vinci S.A., Tomra Systems, L’Oreal aufgestockt. Im Anleihebereich waren wir bei einer Neuemission von Reckitt Benckiser erfolgreich beteiligt, während Anleihen der Fraport oder BayWa AG fällig geworden sind.
Darüber hinaus nutzen wir im Stiftungsfonds die kurzfristige Schwäche bei französischen Aktien, um unsere Positionen in Vinci, Veolia und Air Liquide aufzustocken. Air Liquide führte kürzlich einen Aktiensplit durch, bei dem Aktionäre 10 + 1 Bonusaktien erhielten. Das Unternehmen hält ein Duopol zusammen mit Linde PLC im Industriegas-Markt.
Im Jahr 2021 erlebten wir eine große Wasserstoff-Euphorie, mit zahlreichen Wasserstoff-ETFs, die von großen Anbietern initiiert und stark beworben wurden. Diese ETFs enthalten Titel, die auch heute noch geringe bis keine positiven Cashflows, niedrige Margen und hohe Investitionsaufwendungen aufweisen und bislang nur Hoffnungen auf zukünftige Erfolge bieten. Ein Regime mit schnell steigenden Kapitalkosten tat dann sein Übriges. Das Ergebnis: eine Peergroup von sog. Hydrogen/ Wasserstoff ETFs rangiert in der Performance der letzten drei Jahre zwischen -15% bis -54%. Im gleichen Zeitraum konnten die Anteile der beiden Marktführer im Markt für Industriegase und Expertise im Bereich Wasserstoff zwischen 42% und 68% (Splits und Dividenden inkludiert) Rendite für Anteilsinhaber generieren. Auch wenn es eine klare Tendenz zur Entwicklung neuer Antriebe gibt, ist Vorsicht bei der Auswahl spekulativer Einzeltitel geboten. Ein klarer Fokus auf kalkulierbare Cashflows, Burggräben und Qualität, kann in Zeiten euphorischer Kurssteigerungen und Spekulation zu vorsichtig wirken. In der langfristigen Betrachtung sind wir jedoch davon überzeugt, dass unser selektives Vorgehen bei der Allokation von Kapital langfristig einen Mehrwert gegenüber kurzfristiger Spekulation für unsere Anleger generiert. Gute Kapitalanlage bleibt kalkuliert und fokussiert auf die langfristige Partizipation an steigenden Gewinnen der besten Unternehmen der Welt.
Ihr Hansen & Heinrich Portfoliomanagement
H&H Managed Depots
Mit den Hansen & Heinrich Managed Depots erhalten Sie den unkomplizierten und direkten Zugang zu einer fondsgebundenen Vermögensverwaltung. Dabei haben Sie die Wahl aus fünf unterschiedlichen Strategien – und entscheiden gemeinsam mit unseren erfahrenen Finanzmarktexperten, welche am besten zu Ihrer Lebenssituation und Ihren individuellen Zielen passt. Die Investition selbst erfolgt in Form einer Einmalanlage oder in Kombination mit Sparplänen. Hinzu kommt ein regelmäßiges Reporting.