Der August taugt als Spiegelbild des laufenden Jahres. Phasen mit steigenden Kursen wechselten sich rasch mit fallenden Notierungen ab. In Summe bleibt jedoch ein negativer Gesamteindruck zurück. Wir erleben vielschichtige Veränderungen. Die von Bundeskanzler Scholz postulierte Zeitenwende nimmt auch an den Kapitalmärkten Form an.  Aus der Vergangenheit wissen wir, dass Wandel zur Marktwirtschaft grundsätzlich dazugehört. Nicht umsonst setzt sich das Wort „Krise“ im Chinesischen aus zwei Schriftzeichen (das eine bedeutet Gefahr, das andere Gelegenheit) zusammen. Daher sind wir weiterhin davon überzeugt, dass Qualität sich nicht nur durchsetzen wird, sondern gerade in solchen Phasen durch umsichtiges Management die Grundlage für eine noch bessere Zukunft bildet.

H&H Managed Depots

Durch Krise(n) hindurchschauen

Während der Corona-Hochphase wurde das Wort Resilienz vielfach strapaziert. Das erklärt womöglich die zu spürende Gereiztheit in Deutschland, da die Rahmenbedingungen derzeit wenig krisenfest erscheinen. Abhängigkeiten bei Energie (Russland), Sicherheit (USA) und Wirtschaft (China). Zudem stellt sich die Frage, wie viele Rettungspakete man im Nachgang auflegen will, ohne dabei nur ansatzweise die Ursachen anzugehen.  Von diesem Eindruck lösen wir uns, da wir in der täglichen Arbeit einen globalen Blick auf die Welt verfolgen. Die Gesamtlage wandelt sich derzeit schnell und die Folgen sind in der Komplexität noch nicht in Gänze abzuschätzen. Aber man sollte niemals die Anpassungsfähigkeit von Menschen und somit Unternehmen unterschätzen. Ein Beispiel: In den 1980er Jahren hatten wir hohe Zinsen und eine starke DM. Dennoch hatten wir eine ganze Reihe erfolgreicher deutscher Unternehmen. Sie waren innovativ und kreativ, gerade, weil die Rahmenbedingungen schwierig waren.  Wir kommen nunmehr aus dem Jahrzehnt (2010er Jahre), das als „Goldi-locks“ in Erinnerung bleiben wird. Stabile politische Verhältnisse, niedrige Zinsen und die Hochphase der kostendämpfenden Globalisierung. All die Gewissheiten, von denen vor allem Deutschland profitierte, lösen sich derzeit auf. Ausgang ungewiss. Ganz gewiss aber ist es ein Umfeld, in dem profitable und wachstumsstarke Unternehmen ihren Weg finden werden. Solche Gesellschaften wird es immer geben und diese werden wir in unseren Portfolios allokieren. Bedenken muss man hierbei, dass Aktien als Unternehmerkapital immer Risikokapital sind. Dabei gibt es kalkulierte Erwartungen für den Gewinn und einen Substanzwert. Die Erwartungen passen sich an und diese sorgen für die uns bekannten Kursschwankungen. Die Unternehmen behalten aber ihren Wert und das ist elementar. Sind sie erfolgreich, werden sie dagegen noch an Substanz zulegen, wovon wir Anleger profitieren. Diese Grundannahme, die wir in uns tragen, ändert auch kein 2022. Das Jahr 2022 ist vor allem dadurch gekennzeichnet, dass nahezu alle liquiden Anlageklassen rote Vorzeichen haben. In den letzten knapp 50 Jahren gab es z.B. acht Phasen, in dem nordamerikanische Aktien im Minus das Jahr abschlossen. In jedem dieser Jahre legten Staatsanleihen jedoch im Kurs zu und konnten bei einem ausbalancierten Depot, die Gesamtverluste deutlich minimieren und somit das Portfolio stabilisieren. Das fehlt in diesem Jahr komplett. Länger laufende Anleihen gaben ebenfalls zweistellig im Kurs nach und auch Gold, Kryptowährungen oder Immobilien verloren an Wert. Ausdruck der Zeitenwende, Diversifikation funktioniert in Extrem/Stressphasen nicht, da alle Anlageklassen gleichermaßen nachgeben. Alles kommt auf den Prüfstand und wird vor dem Hintergrund „der neuen Welt“ des laufenden Jahrzehnts neu bewertet. Das erklärt die Sprunghaftigkeit der Kurse, die wir momentan sehen. Viele Anleger waren zu einseitig positioniert und passen ihre Struktur an. Der August begann freundlich. Ursächlich waren Sentiment (sehr pessimistisch), Charttechnik und hohe Absicherungs- bzw. Liquiditätspositionen. Die Gegenbewegung fand ihr Ende, als FED-Chef Powell klar signalisierte, dass Inflationsbekämpfung an erster Stelle stehe. War beim Notenbanktreffen in Jackson Hole des Jahres 2021 noch „transitory“ das Gebot der Stunde, ist es nun „pain“ (sprich zur Bekämpfung der Inflation auch für einige Zeit eine Rezession in Kauf zu nehmen), auf die die Anleger verbal eingestellt werden.

Portfoliomanager Andreas Fritz

Portfoliomanager und Autor Andreas Fritz

 

Bei aller Feuerkraft, die die Notenbanken monetär haben – ihre wichtigste Währung ist die Glaubwürdigkeit und die hat die letzten Quartale der Untätigkeit Kratzer bekommen. Die steigenden Preise einzufangen, wird nunmehr umso schwieriger, da die jüngsten Inflationsdaten aufzeigen, dass diese nicht nur von der Energiepreisentwicklung herrühren, sondern in der Basis sich verbreitert haben (z.B. Nahrungsmittel oder Wohnkosten). Die Aussicht auf steigende Zinsen und die Sorge vor einer ausgeprägten Rezession, führten zu nachgebenden Kursen, die sich auf Monatssicht zu einem deutlichen Minus verfestigten. Es bleibt weiterhin dabei, dass zwei Fragen elementar und noch nicht abschließend zu beantworten sind. Wann sehen wir den Hochpunkt bei den gemeldeten Inflationszahlen und wie stark wird eine Rezession ausfallen? Bis dahin sind viele Kursbewegungen nicht nachhaltig in der Aussagekraft, insbesondere in den Sommermonaten, wo die Umsätze deutlich geringer sind. Wir versuchen weiterhin, durch die Krise(n) hindurchzuschauen. Wir sehen eine Welle von makroökonomischen Sorgen, die stark von geopolitischen Spannungen und Energieversorgungsunsicherheit geprägt sind. Diese Konfliktherde decken ein breites Spektrum ab und werden aller Voraussicht sich auch nicht kurzfristig in Wohlgefallen auflösen. Gleichzeitig glauben wir an die innovative Anpassungsfähigkeit der von uns gekauften Beteiligungspapiere bonitäts- und margenstarker Unternehmen. Diese meistern mit ihrer Erfahrung die Herausforderungen besser und werden von den Megatrends der nächsten Jahrzehnte profitieren, die unabhängig von einer Neuordnung der Welt kommen werden. Als Megatrends haben wir hier wiederholt Infrastruktur, Digitalisierung, Gesundheit und Dekarbonisierung genannt. Wir sind grundsätzlich an einer langfristigen Beteiligung interessiert, die sich in steigenden Dividendenzahlungen und Wertzuwachs widerspiegelt. Kurzfristige Branchenrotationen verursachen vielfach eher Kosten und Stress. Wichtiger bleibt, sich mit den Unternehmen und deren Positionierung innerhalb der Branche zu beschäftigen. Sind sie Marktführer, verfügen über innovatives Personal und über Preissetzungsmacht, bleiben sie im Depot. Wenn das nicht mehr gewährleistet ist, werden sie verkauft. Während der Laufzeit rebalancen wir rund um die gewünschte Positionsgröße. In unserem Mischfonds
Strategie H&H (akt. Aktienquote 57%) sind wir im August bei einer Reihe von attraktiven Neuemissionen im Bereich der festverzinslichen Anleihen als Institutioneller Anleger zum Zuge gekommen. So konnten wir mittlere Laufzeiten von namhaften Emittenten wie Saint-Gobain, RWE oder Volvo erfolgreich zeichnen. Im Bereich der Aktien haben wir den Van Eck Global Mining ETF aufgenommen. Die Dekarbonisierung und die Transformation der Wirtschaft wird die Nachfrage nach Industriemetallen und Seltenen Erden längere Zeit stützen und antreiben. Die Vorstellung, dass Grüner Strom nur Wind und Sonne benötigen, ist zu kurz gedacht. Ob Windrad, Photovoltaikanlage oder E-Auto-Batterie – ohne seltene Erden, Lithium, Kupfer oder Silizium wird es nicht gehen. Die Aktienkurse von Bergbauunternehmen sollten langfristig den steigenden Metallpreisen folgen. Das bezeichnete Wertpapier investiert kostengünstig global in über 150 Aktien mit überwiegend hoher Marktkapitalisierung. Unter den Top 10 finden sich namhafte Vertreter wie BHP Group, Glencore oder Rio Tinto. Eine der großen Enttäuschungen in diesem Jahr war mit Kursrückgängen von über 30% die Aktie der Deutschen Post. Wir haben diese nun ins Portfolio aufgenommen, da wir überzeugt sind, dass eine Fülle an negativen Nachrichten bereits eingepreist ist. Die jüngsten Zahlen lagen erneut über den Konsensschätzungen. Die Halbjahreszahlen lassen vermuten, dass die Jahresziele erreicht werden. Das Unternehmen ist global aufgestellt und ist entsprechend auch von der Null-Covid-Strategie Chinas tangiert. Gleichzeitig profitiert es von den steigenden Frachtraten. Daneben wird die Deutsche Post Paketpreise für Geschäftskunden ab 2023 deutlich erhöhen, was im inflationären Umfeld ein wichtiger Erfolgsfaktor ist. Auf aktuellem Kursniveau beträgt die Dividendenrendite mehr als fünf Prozent. Im Aktienfonds Hansen & Heinrich Universal (akt. Aktienquote 85%) haben wir im Berichtsmonat Gewinne bei LVMH, McDonald`s Corp., VISA und Walmart realisiert. Aufgestockt haben wir unsere Positionen in Aktien von z.B. Air Liquide, Cisco, Eli Lilly, Home Depot und Verizon. Neu aufgenommen haben wir die Rio Tinto, als Vertreter der Minenwerte, um von der zu erwartenden Energiewende Richtung Erneuerbare Energien zu profitieren. Die Aktie näherte sich zuletzt einem wichtigen charttechnischen Unterstützungsbereich, der verteidigt werden konnte.  Erfreulich entwickelt sich ein Dauerläufer des Portfolios, die Aktien der Münchener Rück. Entgegen dem Markttrend konnte sie zuletzt sogar zulegen und wichtige charttechnische Widerstände überwinden. Die jüngsten Zahlen fielen gemischt aus. Aufgrund der Kursturbulenzen schrumpfte der Gewinn, doch treibt die Inflation das Beitragswachstum zusätzlich. Die Schadenquote (unter 90%) ist erfreulicherweise weiter rückläufig und doch zeigen gerade viele Naturereignisse und andere Schadensfälle wie fragil das Dasein sein kann. In den Erneuerungsrunden im Sommer konnten demnach Preiserhöhungen von 6% erzielt werden. Das Unternehmen ist traditionell ein sehr verlässlicher Dividendenzahler, der sich durch eine solide Bilanzstruktur auszeichnet. In unserem H&H Stiftungsfonds (akt. Aktienquote 38%) sind wir im August ebenfalls bei einer Reihe von attraktiven Neuemissionen zum Zuge gekommen. So erwarben wir Anleihen von Emittenten wie z.B. Colgate, Saint-Gobain, Eurofins Scientific oder RWE. Im Bereich der Aktien realisierten wir Gewinne bei unseren Positionen in Gilead Sciences, Kellogg oder VISA. Erfreulich entwickelten sich im Kurs unsere Aktien von Disney. Das Unternehmen wandelt sich vom reinen Anbieter von Freizeitparks zu einem komplexen Medienunternehmen. Nimmt man alle Streamingdienste zusammen, hat man mehr Abonnenten als Netflix. Die Aktie lief lange Zeit nicht gut. Das Potential scheint jedoch groß, davon zeugt auch der jüngste Einstieg eines bekannten aktivistischen Investors. Aufgestockt haben wir unsere Position in Wandelanleihen. Wir investieren nicht direkt in dieses Segment, sondern breit gestreut in einen aktiven Publikumsfonds. Wandelanleihen sind Zwitterwesen, die Eigenschaften von Anleihen und Aktien vereinen. Wir sind der Überzeugung, dass hierbei schon vieles von den Zinsentwicklungen eingepreist wurde und sehen demnach in der näheren und mittleren Zukunft mehr Chancen als Risiken. Mit diesem Vehikel partizipieren wir an den globalen Aktienchancen bei deutlich reduzierten Schwankungen.