Outperformance der europäischen Aktienbörsen.
Verbesserung der Konjunkturdaten.
„Verschwende niemals eine gute Krise“
Politische Börsen voraus.

Durchatmen war im September angesagt. Sicherlich gab es auch Tage, an denen es an den wesentlichen Aktienindizes mal vier Prozent Tagesverlust, aber auch mal drei Prozent Kursaufschläge gab. Nichtsdestotrotz war es verhältnismäßig ruhig für einen September (MSCI World knapp 2% im Minus), der traditionell zu den schlechteren Börsenmonaten gehört.

Auffällig war allerdings, dass die bislang starken US-Börsen im letzten Monat insgesamt stärkere Abgaben verzeichneten als die europäischen Börsen. Wir interpretieren dies nach dem außergewöhnlichen Anstieg der USTechnologieaktien jedoch als gesunde technische Korrektur, insbesondere vor dem Hintergrund der hohen Gewichtung der dieser Aktien in den amerikanischen Indizes und dem entsprechend hohen Einfluss auf die Indexentwicklung.

Die Atempause sei den Marktteilnehmern aber auch gestattet. Immerhin liegen eine extreme Achterbahnfahrt im Frühjahr hinter und wichtige Termine vor Ihnen. Bei wichtigen Fragen wird es hoffentlich etwas mehr Klarheit geben. Im vierten Quartal wird sich zeigen, inwieweit durch die Rückkehr zur „neuen Normalität“ die Infektionsraten wieder steigen werden. Die Einhaltung der Maßnahmen an Einschränkungen ist für viele eine extreme Belastungsprobe, sei es mental, aber auch finanziell. Daneben bleibt die Hoffnung auf einen wirksamen Impfstoff. Die höheren Temperaturen des Sommers haben sich leider nicht als erhoffte „Lösung“ der Virusproblematik erwiesen. In den USA werden nicht nur ein neuer US-Präsident, sondern auch die Mitglieder des Repräsentantenhauses und einige Sitze des Senats gewählt. Die Stimmung ist schon seit längerem gereizt, die Gesellschaft gespalten. Ein schwieriger Arbeitsmarkt und ein hohes Maß an Leid durch das Virus kamen noch hinzu. Man muss kein Prophet sein, um vorauszusagen, dass die Wahlentscheidung jedes einzelnen emotionalisiert sein wird. Eine Prognose ist demnach nahezu unmöglich, gerade ein möglicher Patt am Wahlabend lässt ungute Erinnerungen an den Wahlausgang 2000 zwischen Gore und Bush jun. erwachen. Zu „guter“ Letzt laufen wir beim Brexit auf den Final Countdown zu. Wir haben in dieser Beziehung schon einiges erlebt. Eine Verschiebung, eine Abstimmung zum offiziellen Austritt, eine vereinbarte Übergangsphase. Am 1. Januar 2021 wird die Praxis Antworten einfordern, da dann das Vereinigte Königreich nicht mehr Teil der Zollunion und des Binnenmarktes sein wird. London und Brüssel zeigen sich nach wie vor sehr unnachgiebig.

Somit bleiben viele Themen, die der Börse Gegen-, aber auch Rückenwind geben können. Dies wird mit größeren Schwankungen einhergehen, da sich viele je nach Nachrichtenlage neu positionieren werden. Wichtig bleibt für uns, einen klaren Fahrplan bereitzuhalten und nicht hektisch und prozyklisch auf Tagesnachrichten zu reagieren. Der Blick über diese Themen hinaus ist elementar und hat sich auch gerade in den ambitionierten ersten neun Monaten 2020 in unserer Arbeit bewährt. Wir wissen, wie wir zu reagieren haben, gerade wenn die Nachrichten pessimistisch, aber auch mal euphorisch klingen sollten. Ein großer Unterschied zu vergangenen Krisen ist weiterhin, dass beide, sowohl die Regierungen als auch die Notenbanken, klar signalisiert haben, alles Erdenkliche zur Bewältigung der Ausnahmesituation zu tun. Das war in der Vergangenheit nicht immer der Fall. Schaut man sich die gegenwärtigen Kursniveaus an, kann man festhalten, dass die Märkte bereits eine starke Besserung eingepreist haben. Dementsprechend muss die Realwirtschaft nachziehen, um das zu rechtfertigen. Die jüngsten Frühindikatoren wie Einkaufsmanagerindizes in der Euro-Zone und der Ifo-Geschäftsklimaindex deuten für Deutschland (in China schon wieder auf Vorkrisenniveau!) darauf hin, dass die Wirtschaft auf dem Erholungspfad bleibt. Dieser Weg wird allerdings keine Einbahnstraße sein, auch wird das bisherige Erholungstempo nach dem Lockdown nicht beibehalten werden können.

Die oben genannten politischen Themen des vierten Quartals werden dafür sorgen, dass Unternehmen sich mit Investitionen zurückhalten werden. Die jüngsten Personalentscheidungen großer Konzerne werden ebenso dazu führen, dass Konsumenten sich aus Sorge um den Arbeitsplatz mit Ausgaben zurückhalten werden. Aber wie sagte schon der legendäre britische Premierminister Winston Churchill: „Verschwende niemals eine gute Krise. Ohne den Druck von Krisen ist die Bereitschaft zu Veränderungen zu gering. Jetzt haben wir eine Krise, wie wir sie uns nie vorstellen konnten. Das müssen wir nutzen, um voranzukommen“. Es ergeben sich womöglich neue Perspektiven, neue Reizpunkte, um sich anders, einfach besser zu positionieren.

Sollte der Zeitpunkt erreicht sein, dass ein wirksamer Impfstoff gegen Covid-19 gefunden und angewendet wird und die UnterHansen & Heinrich Aktiengesellschaft· Toni-Lessler-Straße 23· 14193 Berlin Vorstand: Timon Heinrich· Dr. Lars Slomka· Vorsitzender des Aufsichtsrats: Kai Leisering · Amtsgericht Charlottenburg: HRB 87137 Tel. 030 / 767 585 530 · Fax 030 / 767 585 539· www.hansen-heinrich.de· info@hansen-heinrich.dePortfolio Management nehmen sich bis dahin besser aufgestellt haben, werden die Gewinnzahlen der Betriebe deutlich an Dynamik aufnehmen. Das wäre die Idealkonstellation. Auf dem Weg dahin, gilt die Unterstützung der Notenbanken als alternativlos. Nahezu alle wichtigen Notenbanken haben sich klar positioniert. Im Gegenteil, gerade bei der EZB wird vermutet, dass sie noch expansiver werden wird/kann. Auch das wird im vierten Quartal ein wichtiges Thema werden, wenn sich Frau Lagarde zu einer möglichen Verlängerung und/oder Aufstockung des Anleihekaufprogrammes PEPP äußern wird. Die niedrige Inflation spielt den Notenbanken bei Ihrer derzeitigen Ausrichtung weiter in die Hände. Der extreme Anlagedruck bzw. die unattraktiven (weil unverzinsten) Alternativen sollten somit die Aktien weiterhin stützen. Zu beachten bleibt jedoch, dass sich die Kräfteverhältnisse weiter verfestigen. Anders als die US-Börsen oder auch die Börsen in China liegen die europäischen Indizes noch nicht wieder auf den Vorkrisenniveaus. Die aktuelle Branchengewichtung, damit verbunden geringere Dynamik und Innovation, bremsen die „alte Welt“ aus.

Wir bleiben dabei, bei unserer Arbeit nicht zu sehr auf die täglichen Kursschwankungen zu schauen oder gar sich nur auf Aktien zu konzentrieren, die im Kurs noch stark zurückgeblieben sind. Das wäre Spekulation in Reinform. Wichtiger ist, zu erkennen, wo Wachstum ist und dauerhaft vermutet werden kann. Sicherlich wird Gewinnwachstum mittlerweile teuer bezahlt, aber diese entsprechenden Unternehmen sind es, die von den an dieser Stelle schon oft aufgezeigten strukturellen Trends profitieren. Trends wie digitalisierte und technologisierte (Konsum-) Gesellschaften, Urbanisierung, Gesundheit und Nahrungsmittel sowie Nachhaltigkeit. Kurzfristige Momentaufnahmen, sprich Zeiträume, in denen zyklische Titel, wie z.B. Tourismus, Stahl, Banken oder Autos, besser laufen, nehmen wir zur Kenntnis, weichen aber nicht unsere Qualitätskriterien auf. Die genannten Branchen wären gezielte Wetten auf eine massive Konjunkturerholung. An solchen Spekulationen beteiligen wir uns nicht. Diese Sektoren leiden unter offensichtlichen Strukturschwächen oder schwierigen Abhängigkeiten, oft gepaart mit einer geringen Bereitschaft zu fundamentalen Änderungen. Unsere Kompassnadel zeigt weiterhin auf strukturstarke Qualität, an der wir auch festhalten, wenn es im Herbst etwas turbulenter zugehen sollte.

In unserem letzten Monatsbericht haben wir für unseren weltweit agierenden Strategie H&H noch einmal das Prinzip des Rebalancen herausgestellt. Qualität dauerhaft im Portfolio zu haben ist Kern der Überlegungen, mögliche Übertreibungen nach oben und unten sollen aber durch Transaktionen zur Optimierung genutzt werden. So schnell kann es dann auch in der Praxis gehen. Im Zuge der jüngsten Korrektur, konnten wir die Teilverkäufe bei den US-Aktien schon wieder günstiger zurückkaufen. So nutzten wir die Kursrückgänge und stockten z.B. die Positionen in Abbvie Oktober 2020 Inc., Kellogg Co. und Intuitive Surgical wieder auf. Die Firma aus Kalifornien stellt roboter-assistierte Chirurgiesysteme für die Durchführung von minimalinvasiver Chirurgie unter dem Markennamen DaVinci her. Durch den Einsatz von DaVinci werden Operationsfehler vermindert und Leben gerettet. Wirtschaftlich gesehen hochprofitabel, denn jedem Roboter folgen Serviceverträge und der Verkauf von Materialien für neue OPs. Auch im Rohstoffbereich konnten wir den Rückgang im Silberpreis nutzen, um den Bestand nach dem Verkauf einer Teilposition im August wieder „aufzufüllen“. Im Bereich der Neuemissionen nahm nach den Sommerferien die Aktivität wieder spürbar zu. Die Nachfrage ist weiterhin gegeben, sodass kurzfristige Kursgewinne locken. Wir haben uns in diesem Bereich bei folgenden Emittenten im Rahmen der Neuemission engagiert. Anleihen z.B. von Adidas, Medtronic, Merck oder Münchener Rück wurden gekauft. Je nach Kursentwicklung werden diese zeitnah wieder verkauft. An der grundsätzlichen Ausrichtung des Depots hat sich nichts Wesentliches geändert, da die Käufe überwiegend aus der im August geschaffenen Liquidität und Mittelzuflüssen bedient wurden.

Im Hansen & Heinrich Universal haben wir die skizzierte Schaukelbörse vorrangig für kurz laufende Put-Verpflichtungen genutzt, versprechen sie doch vor dem Hintergrund unserer erwarteten Marktentwicklung die beste Chance-/RisikoKonstellation. Wir erhalten Prämienerträge, ohne dass wir zum Laufzeitende (bevorzugt Oktober) die Aktien kaufen müssen. Es war zu erwarten, dass die US-Börsen korrigieren würden. Zuletzt hatte sich der Aufschwung auf nur noch sehr wenige Aktien konzentriert, die Charttechnik mahnte zur Vorsicht und stützende Aktienrückkäufe blieben im August nahezu aus. Im September gab z.B. die Nasdaq fast sechs Prozent nach. Das ging mit erhöhter Volatilität einher, was wir wohlwollend zur Kenntnis nahmen, da sie die Renditen von Stillhaltergeschäften erhöht. So schrieben wir Put-Optionen auf z.B. Amazon, Apple, Microsoft, Pepsi oder Visa und erhielten dafür attraktive Stillhalterprämien mit Risikopuffer und überschaubarer Laufzeit. So kann man selbst korrigierende Seitwärtsphasen gewinnbringend optimieren. VISA ist sicherlich vom geringeren Reiseverkehr tangiert. Gleichzeitig nimmt der bargeldlose Zahlungsverkehr massiv zu. Mittelfristig dürfte die Virenepidemie die Geschäfte von Anbietern bargeldloser Bezahldienste eher befördern. Nur zur Orientierung – in Deutschland werden noch fast die Hälfte aller Transaktionen im Einzelhandel mit Bargeld abgewickelt. Das wird sich definitiv weiter verschieben, VISA wird davon profitieren. Direkt aufgenommen haben wir die chinesische Tencent-Holding, steht sie doch neben Alibaba sinnbildlich für die vielfältigen Digitalisierungsmöglichkeiten Videospiele, E-Commerce, mobile Bezahldienste, Suchmaschinen oder Messengerdienste. Gerade die Pandemie haben diese Felder und insbesondere die Cloud-Dienste massiv beschleunigt. Das Hansen & Heinrich Aktiengesellschaft· Toni-Lessler-Straße 23· 14193 Berlin Vorstand: Timon Heinrich· Dr. Lars Slomka· Vorsitzender des Aufsichtsrats: Kai Leisering · Amtsgericht Charlottenburg: HRB 87137 Tel. 030 / 767 585 530 · Fax 030 / 767 585 539· www.hansen-heinrich.de· info@hansen-heinrich.dePortfolio Management Unternehmen ist breit aufgestellt und vorrangig im asiatischen Markt zu Hause, was ein Stück weit vor den Handelsstreitigkeiten mit den USA schützt. Das Unternehmen ist praktisch schuldenfrei, und die steigende Zahl der Absatzkanäle sollte in den kommenden Jahren dafür sorgen, dass der Free Cashflow stärker zulegen wird.

Im H&H Stiftungsfonds beschäftigten wir uns in den vergangenen Wochen vorwiegend mit der Erneuerung der verfallenen Optionen und mit der Zeichnung von Anleihe-Neuemissionen. Wir verkauften unter anderem Put-Optionen auf Roche, Linde, Straumann, ASML, SAP, die Deutsche Börse, Enel, Unilever, ABB, Vivendi, Gilead Sciences und Walt Disney. Zudem konnten wir Call-Optionen auf Sanofi, die Deutsche Börse, Kerry und Enel erneuern und hierfür die Prämien vereinnahmen. Getrennt haben wir uns im Zuge des Verfallstages vorerst von unseren Beständen in Capgemini und Merck. Wir planen jedoch, diese Positionen zeitnah wiederaufzubauen. Zugeteilt wurden uns Aktien des Medizintechnikunternehmens Philips sowie von der Deutschen Börse und Enel. Bei der Allokation unserer Anleihen konnten wir an einer Neuemission von Fresenius partizipieren, welche mit einem Kupon von 1,125% p.a. verzinst wird und eine Laufzeit bis 2033 aufweist. Neu in unser Portfolio aufgenommen haben wir Walmart, nach einer deutlichen Umstrukturierung und Überarbeitung des Geschäftsmodells. Während das Unternehmen in erster Linie als Einzelhandelskonzern bekannt ist, wandelt es sich immer stärker zu einem Onlineversandhandel und tritt damit unter anderem in Konkurrenz zu Amazon. Mit 2,2 Millionen AnOktober 2020 gestellten ist Walmart der größte private Arbeitgeber der Welt und betreibt ca. 11.000 Geschäfte. In den letzten vier Jahren ist der Umsatz im Onlinehandel um fast 80% angestiegen. Zudem wächst Walmart in diesem Segment etwa doppelt so schnell wie Amazon und hat sich damit zum drittgrößten Onlineshop der Welt entwickelt (hinter Amazon und Otto). Vorteil ist, dass jede Filiale als Verteilzentrum genutzt werden kann. Damit hat Walmart mit einem Netzwerk aus 4700 Filialen in den USA einen Vorteil gegenüber Amazon, mit 110 Verteilzentren. Dies führt zu einer Kostenreduktion bei der Lieferung an die Kunden. Vor 15 Jahren hat sich Walmart die langfristigen Ziele gesetzt, 100% erneuerbare Energien zu verwenden, Abfälle zu vermeiden und eine nachhaltigere Lieferkette für den Menschen und den Planeten zu erzielen. Aus diesem Grund strebt das Unternehmen bis 2040 in seinen eigenen Betrieben keine Emissionen an. Dies soll dadurch erreicht werden, dass bis 2035 genügend Energie aus Wind-, Sonnenund anderen Energiequellen genutzt wird, um sämtliche Anlagen zu 100% mit erneuerbaren Energien zu betreiben. In den kommenden Wochen werden wir Schwankungen am Kapitalmarkt selektiv nutzen, um weitere Erträge im Hinblick auf das Geschäftsjahresende zu generieren. Titel, die wir hierbei im Blick haben, sind beispielsweise Merck, Capgemini, Evotec, die Deutsche Post und Givaudan. Weiterhin werden wir unseren Auswahlprozess, hinsichtlich der Gewichtung und Berücksichtigung von Ausschlussund Toleranzkriterien weiter verfeinern und wenn möglich optimieren.

Ihr Hansen & Heinrich Portfoliomanagement-Team