Portfoliomanagementbericht Juni 2025: Ruhe in Zeiten geopolitischer Disruption

Der Juni 2025 war geprägt von einer paradoxen Gemengelage: einerseits dominieren geopolitische Spannungen und wirtschaftspolitische Unsicherheiten die Schlagzeilen, andererseits zeigen sich die internationalen Kapitalmärkte erstaunlich robust. Diese Resilienz ist nicht Ausdruck eines intakten Gleichgewichts, sondern vielmehr Folge einer Kombination aus expansiver Liquidität, stabilen Unternehmensgewinnen und politischer Erwartungshaltung. Für uns als professionelle Investoren wird die Fähigkeit, makroökonomische Umbrüche frühzeitig einzuordnen und in stressanfälligen Phasen Ruhe zu bewahren, zu einer der wichtigsten Disziplinen dieser Zeit.
Märkte zwischen Schockresistenz und geopolitischem Druck
Im Zentrum der geopolitischen Aufmerksamkeit stand im Juni der gezielte Luftangriff der USA auf iranische Infrastruktur. Die unmittelbaren Konsequenzen blieben begrenzt – Teheran reagierte mit einer symbolischen Vergeltungsmaßnahme, die für die Ölversorgung über die Straße von Hormus keine unmittelbaren Folgen hatte. Dennoch reichte allein die Aussicht auf einen militärischen Flächenbrand aus, um den Ölpreis kurzfristig deutlich steigen zu lassen. Die anschließende rasche Kursberuhigung zeigt aber auch: Die Marktteilnehmer haben gelernt, mit geopolitischen Schocks zu leben – sofern deren ökonomische Auswirkungen als beherrschbar eingeschätzt werden.
Globale Machtverschiebungen und wirtschaftspolitische Bruchlinien
Die skizzierte Entwicklung steht exemplarisch für einen tiefergehenden Wandel im globalen Machtgefüge. Die Weltordnung, wie sie in der Nachkriegszeit unter Führung multilateraler Institutionen wie der UNO, WTO oder EU etabliert wurde, scheint sich zunehmend aufzulösen. Statt regelbasierter Kooperation dominiert zunehmend nationale Interessenpolitik. EZB-Präsidentin Christine Lagarde stellte im Juni in einem viel beachteten Beitrag die langfristige Stabilität des US-Dollars offen infrage – ein symbolträchtiger Schritt. Parallel unterstrich das G7(-1)-Treffen die zunehmende Blockbildung zwischen USA, China und Russland. Während Washington seine Führungsrolle weiter militärisch absichert, emanzipieren sich viele Schwellenländer zunehmend von westlichen Kapitalstrukturen, was sich etwa in verstärkten Handelsabkommen zwischen Asien, Afrika und Südamerika widerspiegelt. Für Investoren steigt damit die geopolitische Risikoprämie, ebenso die Volatilität an den Devisenmärkten. Der NATO-Gipfel markierte unterdessen einen geopolitischen Wendepunkt: Bis 2035 sollen jährlich 5% der Wirtschaftsleistung der Mitgliedsstaaten in Verteidigung fließen – davon 3,5% in militärische Kapazitäten und 1,5% in kritische Infrastruktur. Die Zahlen belegen, wie stark sicherheitspolitische Erwägungen künftig fiskalische Spielräume dominieren werden.
Frühindikatoren deuten auf wirtschaftliche Eintrübung
Trotz der zahlreichen geopolitischen Brandherde – vom Nahen Osten über die Ukraine bis zum Taiwan-Konflikt – zeigten sich die Aktienmärkte im Juni widerstandsfähig. Zugleich jedoch mehren sich Anzeichen für eine konjunkturelle Abkühlung. Besonders auffällig ist die Divergenz zwischen weichen Stimmungsindikatoren – etwa Umfragen unter Konsumenten oder Einkaufsmanagern – und harten realwirtschaftlichen Kennzahlen. Laut UBS war die Differenz in der Einschätzung der wirtschaftlichen Lage im Juni so groß wie seit 27 Jahren nicht mehr. Unternehmen könnten aus Sorge vor Zöllen und neuen Lieferkettenengpässen ihre Lagerbestände aufgestockt haben – ein Effekt, der sich in den kommenden Monaten umkehren könnte. Der 9. Juli gilt hierbei als zentrale Wegmarke: Dann endet das dreimonatige Zollmoratorium zwischen der EU und den USA. Sollte es bis dahin kein Handelsabkommen geben, könnten reziproke Zölle in Kraft treten – mit erheblichen Folgen für Exportvolumina, Importpreise und Inflationsraten. Besonders betroffen wären die stark exportorientierten Volkswirtschaften Europas (wie z.B. Deutschland). Auch in den USA mehren sich die Stimmen, die vor einer Wiederauflage protektionistischer Maßnahmen warnen. So zeigte sich Fed-Chef Jerome Powell im Juni zunehmend besorgt über mögliche Zweitrundeneffekte durch Zölle. Die jüngsten, recht devoten, Signale seitens der EU bezüglich der Regulierung von Tech-Konzernen, könnten jedoch Washington womöglich milde stimmen. Zugleich verschärft sich der Konflikt zwischen Fed-Chef Powell, der an einem restriktiven Zinskurs festhält, und Präsident Trump, der bereits mit der Ernennung eines loyalen Schattenbankers droht. Für Anleger erhöht sich damit die Unsicherheit über die geldpolitische Strategie der Weltleitwährung. Hinzu kommt das politisch brisante Haushaltsgesetz „Big Beautiful Bill“, mit dem Präsident Trump hohe Ausgabenprogramme durchsetzen möchte. Der daraus resultierende Anstieg der US-Staatsverschuldung wird bereits kritisch beobachtet, da inzwischen allein die Zinszahlungen rund ein Fünftel der gesamten Steuereinnahmen verschlingen.
Strategisches Investieren in einer neuen Weltordnung
US-Präsident Trumps Handelspolitik bleibt widersprüchlich. Die USA profitieren erheblich vom Status des US-Dollars als globale Leitwährung: Er sichert hohe Kapitalzuflüsse und ermöglicht die Finanzierung anhaltender Leistungsbilanzdefizite. Gleichzeitig kritisierte Donald Trump wiederholt das US-Handelsdefizit und drohte mit protektionistischen Maßnahmen. Diese Politik verkennt jedoch das grundlegende Spannungsverhältnis, das im „Triffin-Dilemma“ beschrieben ist: Wer die globale Reservewährung stellt, muss außenwirtschaftliche Ungleichgewichte in Kauf nehmen. Der US-Dollar verliert somit vorerst an Strahlkraft, was man bei der Investition in US-Anleihen oder US-Aktien als Euro-Anleger berücksichtigen muss. Wir fokussieren uns auf das, was wir beeinflussen können: die Analyse starker Unternehmen. Dabei stehen Weltmarktführer mit stabilen Cashflows, starken Margen und strukturellem Wachstum im Zentrum – insbesondere solche, die vom Wandel in Zukunftsbranchen profitieren. In Summe lässt sich festhalten: Der Kapitalmarkt steht vor einer strukturellen Neuausrichtung. Die alte Weltordnung mit stabilen Handelsflüssen, planbarer Geldpolitik und internationaler Zusammenarbeit wird schrittweise ersetzt durch nationale Interessen, geopolitische Rivalität und monetäre Divergenz. Für Anleger bedeutet dies: Diversifikation allein reicht nicht mehr aus – gefragt ist vielmehr ein strategischer Portfolioaufbau, der auch geopolitische Resilienz abbildet. Wer über Anlageklassen, Währungsräume und Branchen hinweg breit investiert ist, liquide Reserven vorhält und mit ruhiger Hand agiert, ist in diesem Umfeld besser aufgestellt. Sachwerte, allen voran breit gestreute Aktienportfolios mit globalen Qualitätsunternehmen, bieten langfristig den besten Schutz gegen Inflation, Währungsabwertung und politische Disruption. In einer Ära struktureller Unsicherheit ist Ruhe nicht Schwäche, sondern Stärke.

Stabil durch den Sturm: Strukturtreue mit gezielten Anpassungen – Microsoft auf neuem Allzeithoch
Im Hansen & Heinrich Universal Fonds (aktuelle Aktienquote: 91%) stand im Juni diszipliniertes Handeln im Vordergrund. Trotz eines mediengetriebenen Trommelfeuers rund um Konjunkturängste, Zinsperspektiven und geopolitische Risiken haben wir keine hektischen oder emotionalen Transaktionen vorgenommen. Stattdessen galt es, strategisch zu agieren – insbesondere mit Blick auf den großen Verfallstag an den Terminbörsen, der regelmäßig durch hohe Liquidität und marktprägende Bewegungen gekennzeichnet ist. Die Fondsstruktur wurde weitgehend konstant gehalten. Im Zuge gezielter Adjustierungen haben wir Positionen wie Alphabet, AstraZeneca, Coca-Cola und JPMorgan gestärkt. Gleichzeitig wurden Aktien mit überdurchschnittlicher Volatilität wie Meta Platforms und Nvidia temporär reduziert. Gerade bei hochdynamischen Technologietiteln setzen wir bevorzugt auf den Optionsverkauf zur Generierung von Zusatzerträgen, wodurch sich kurzfristige Positionsveränderungen ergeben können – ohne Änderung der Überzeugung in die große innovative und bilanzielle Qualität der Tech-Titel. Ein besonderer Lichtblick war im Juni Microsoft – eine unserer Top-Positionen. Microsoft bleibt unter der Leitung von CEO Satya Nadella ein zentraler Baustein für technologieorientierte Portfolios. Seit seinem Amtsantritt 2014 hat Nadella den Konzern vom klassischen Softwareanbieter zum global führenden Cloud- und KI-Dienstleister transformiert. Die Cloud-Sparte Azure verzeichnet weiterhin zweistellige Wachstumsraten und trug im letzten Quartal rund 33% zum Gesamtumsatz bei. Besonders hervorzuheben ist die tiefgreifende Integration von Künstlicher Intelligenz. Mit OpenAI als Partner und proprietären Anwendungen wie Copilot positioniert sich Microsoft als Vorreiter intelligenter Unternehmenslösungen. Über 30% der internen Programme werden mittlerweile KI-gestützt entwickelt. Die starke Position im Bereich generativer KI und der parallele Ausbau eigener Alternativen zu OpenAI reduzieren langfristige Abhängigkeiten und stärken die technologische Autonomie. Auch in schwächeren Marktphasen zeigt sich das Geschäftsmodell robust: Die erwartete zweistellige Umsatzrendite sowie eine (für Tech-Titel) solide Dividendenrendite von knapp 0,8% unterstreichen die Qualität des Titels. Microsoft bleibt ein konservativer Wachstumswert mit hoher Visibilität und ausgeprägtem Innovationspotenzial – eine strategisch sinnvolle Allokation für langfristig orientierte Investoren.

Sicherheit stiften, Chancen gestalten – ein Fonds zwischen Stabilität und Zukunft
Im H&H Stiftungsfonds (aktuelle Aktienquote 34%) standen insbesondere im Bereich der Anleihen Veränderungen an. Diese ergaben sich jedoch nicht durch hektische Anlageentscheidungen, sondern schlicht durch die Wiederanlage von Fälligkeiten. Zum besseren Verständnis noch einmal kurz Anmerkungen zum Wesen von Anleihen. Für Stiftungen stehen nicht Spekulation, sondern Substanzerhalt und langfristige Ertragskraft im Vordergrund. In diesem Kontext sind Anleihen ein zentrales Instrument. Sie bieten planbare Zinszahlungen, hohe Bonitätssicherheit (insbesondere bei Staats- und Investment-Grade-Anleihen) sowie wertvolle Diversifikationseffekte gegenüber Aktien und alternativen Anlagen. Während volatile Märkte Aktienmärkte belasten können, wirken Anleihen wie Stabilisatoren im Portfolio. Sie ermöglichen ruhige Ausschüttungsströme, die für die Erfüllung des Stiftungszwecks essenziell sind. Gerade in schwankungsintensiven Marktphasen bieten sie Schutz vor Kapitalverlusten und reduzieren das Gesamtrisiko. Die Allokation erfolgt dabei stets gemäß den Vorgaben der strengen Anlagerichtlinien. Kurzlaufende Anleihen eignen sich zur Liquiditätssicherung, während längere Laufzeiten stabile Zinsströme ermöglichen. Inflationsgeschützte Anleihen werden von uns temporär eingesetzt. Die regelmäßige Überprüfung der Duration und Bonitätsstruktur stellt sicher, dass die Anforderungen an Liquidität, Sicherheit und Ertrag jederzeit erfüllt bleiben. Anleihen sind damit nicht nur „sicher“, sondern tragen aktiv zur verlässlichen Mittelverwendung und Werterhaltung im Sinne des Stiftungszwecks bei. Im Berichtsmonat wurden u.a. Anleihen von Emittenten wie Hannover Rück, Ipsos, Linde oder Südzucker fällig. Erfolgreich, im Rahmen von Zeichnungen, erwarben wir als Institutioneller Investor Anleihen von u.a. Informa oder Veolia.Im Bereich der Aktien reduzierten wir erfolgreich die französische Elis. Aufgestockt haben wir dagegen Broadcom, Novo Nordisk, TSMC oder Waste Management. Novo Nordisk steht wie kaum ein anderes Unternehmen für nachhaltiges, wachstumsorientiertes Value-Investing im Gesundheitssektor. Der dänische Konzern ist Weltmarktführer in der Behandlung von Diabetes und Adipositas – Märkte, die strukturell wachsen und global zunehmend in den Fokus der Gesundheitssysteme rücken. Trotz kurzfristiger Kursrückgänge bleibt die operative Qualität herausragend: Im ersten Quartal 2025 wuchs der Umsatz um knapp 20 %, während die operative Marge konstant bei rund 50 % liegt. Auch die Investitionen in neue Produktionskapazitäten – etwa in den USA – unterstreichen die strategische Weitsicht des Managements. Nachhaltigkeit ist integraler Bestandteil der Unternehmensstrategie. Novo Nordisk engagiert sich für CO₂-Neutralität, faire Produktionsstandards und globalen Zugang zu Medikamenten. Mit Programmen wie „Access to Insulin“ leistet der Konzern einen aktiven Beitrag zur Gesundheitsversorgung in Schwellenländern. Angesichts der starken Finanzkennzahlen, einer breiten Innovationspipeline und des klaren ESG-Profils eröffnet sich langfristigen Investoren aktuell ein attraktives Einstiegsfenster in ein hervorragend geführtes, substanzstarkes Weltunternehmen.
WoWiVermögen: Von der steileren Zinsstruktur bei Anleihen und Banken gezielt profitieren
Im WoWiVermögen (aktuelle Aktienquote: 11%) nutzen wir den Monat Juni, um strategische Änderungen im Portfolio vorzunehmen. Bei den Neu-Emissionen konnten wir erfolgreich an Zeichnungen der Unternehmen Publicis Groupe, Informa PLC oder Norsk Hydro partizipieren. Die Publicis Groupe ist eines der weltweit größten Unternehmen für Werbung und Marketing. Publicis ist mehr als klassische Plakate: Der Konzern verbindet kreative Ideen mit modernster Datenanalyse und Technologie. So hilft Sie Firmen, ihre Kunden digital und offline gezielt zu erreichen. Dabei besitzt Publicis keine eigene Werbeplattform, sondern agiert als spezialisierter Partner, der für seine Kunden gezielt Werbekampagnen auf Plattformen wie Google, Meta & Co. plant und umsetzt. Die Strategie zahlt sich aus. In den letzten Jahren zeigte Publicis ein stabiles Wachstum, Umsatz und Gewinn stiegen kontinuierlich. Das spiegelt sich auch in einer stetig wachsenden Dividende für die Aktionäre wider. Kurz gesagt: Ein robustes Unternehmen, das den Wandel zur digitalen Wirtschaft erfolgreich gestaltet und für die Zukunft gut aufgestellt ist.

Neben der Zeichnung von Neu-Emissionen haben wir im vergangenen Monat aktiv daran gearbeitet das Anleiheportfolio dahingehend aufzustellen, um von einer steileren Zinsstruktur zu profitieren. - Stellen Sie sich die Zinslandschaft wie einen steilen Hügel vor: Anleihen mit längerer Laufzeit stehen weiter oben am Hügel und bieten eine höhere Verzinsung, Anleihen mit kurzer Laufzeit stehen unten mit einer niedrigeren Verzinsung. Indem wir nun das Segment der Anleihen mit 3-5 Jahren Laufzeit stärken, positionieren wir uns weiter oben am Hang. Mit jedem Jahr, das vergeht, ‘rollt’ unsere Anleihe diesen Hügel weiter hinunter. Dieser Rutsch auf ein niedrigeres Zinsniveau sorgt, neben der höheren Basisverzinsung, auch für einen Kursgewinn bei der Anleihe – ein Zusatzertrag, den wir aktiv für unsere Mandanten vereinnahmen." Den US-Bankensektor haben wir auf der Aktien- und Anleiheseite bewusst gestärkt, da die Branche derzeit von einem seltenen Zusammentreffen positiver Faktoren profitiert. Das klassische Geschäft wird durch die steilere Zinskurve deutlich profitabler, während die hohe Dynamik bei Firmenübernahmen und Börsengängen das Investmentbanking beflügelt. Gestützt wird diese Entwicklung durch gelockerte Kapitalregeln in den USA, welche die Kreditvergabe erleichtern. Der jüngst sehr positiv ausgefallene Stresstest aller großen Institute bestätigt nicht nur deren Stabilität, sondern erlaubt auch höhere Kapitalausschüttungen an die Aktionäre – eine erfreuliche Nachricht, die unsere bereits im Vorfeld getroffene Entscheidung bestätigt und für zusätzlichen Rückenwind sorgt.
Ihr Hansen & Heinrich Portfoliomanagement