Fear of missing out

In den vergangenen Monaten dominierte häufig ein „Alles oder nichts“-Ansatz, verbunden mit erratischen Stimmungswechseln, die Gemüter der Kapitalanleger. Noch Anfang November war die Gefühlswelt stark von Trübsal geprägt und doch gab es seitdem starke Kursanstiege bei Anleihen, Aktien oder Gold zu beobachten, an die der Dezember anknüpfen konnte und einen mehr als versöhnlichen Jahresausklang ermöglichte. Dabei sind die großen Krisen unserer Zeit nach wie vor präsent und werden uns auch 2024 und darüber hinaus beschäftigen.

Bei der Bewertung des Jahres 2023 fällt auf, dass Anleger das Umfeld oft sehr monothematisch wahrgenommen haben. Beispiele: China-Euphorie im Januar, Bankenbeben im März, Nahostkonflikt im Oktober, stets einhergehend mit starken Aufwärts- bzw. Abwärtsbewegungen.

Den größten Einfluss auf die Kapitalmärkte hatte der scharfe Trendwechsel bei der Entwicklung der Renditen von Anleihen (bzw. der Verzinsung), der indirekt dann auch die Aktienmärkte beeinflusste.

Die Rendite der maßgeblichen 10jährigen US-Staatsanleihe stieg im Oktober zeitweise auf über 5% p.a., um inzwischen wieder unter 4% p.a. zu notieren. Auch die deutschen Langläufer rentieren wieder mit einer Eins vor dem Komma. In der Welt der Anleihen sind das enorme Bewegungen. Sinkende Renditen waren dann seit November der Kurstreiber für Aktien, insbesondere für Anleger, die im Oktober verkauft oder abgesichert hatten und nun den steigenden Kursen hinterherliefen. Die Börse nennt ein solches Phänomen „Fomo“ (Fear of missing out), sprich die Angst, etwas zu verpassen.

Kehrtwende der US-Notenbank

Auslöser war der Präsident der US-Notenbank Jerome Powell, der eine auffällige kommunikative Kehrtwende vollzogen hatte. Auf der jüngsten Fed-Sitzung referierte er über die robuste Wirtschaft, die zurücklaufende Inflation (in den USA von 9,1% im Juni 2022 auf mittlerweile 3,1%) und stellte mögliche Zinssenkungen für 2024 in Aussicht. Keine zwei Wochen zuvor, hatte er Zinssenkungen noch weit von sich gewiesen und entsprechende Zinshoffnungen der Märkte ausgebremst. Als wichtigste Notenbank der Welt hat die Fed eine immense Signalfunktion.

Kapitalmarkt preist mehrere Zinssenkungen ein

Die Börse konzentrierte sich im Dezember ausschließlich auf diese Entwicklung und feierte die sich abzeichnenden Zinssenkungen geradezu euphorisch. Marktteilnehmer preisen inzwischen mehr als sechs Zinssenkungen in 2024 ein. Wer genau hingehört hat, konnte die Fed so verstehen, dass der Zinserhöhungszyklus am Ende sein könnte und drei Zinssenkungen je nach Datenlage vorstellbar seien. Diese Diskrepanz zur Erwartungshaltung des Marktes wird sich früher oder später auflösen. Die starke Zuversicht stellt unserer Meinung nach eher ein kurzfristiges Enttäuschungspotential dar.

Mit Blick auf 2024 stellt sich die Frage nach weiteren Kurstreibern, da die Zinserhöhungen nun eingepreist sind und an der Börse bekanntlich Erwartungen gehandelt werden. Wir gehen davon aus, dass mit Beginn des neuen Jahres die Verfassung der Konjunktur stärker in den Fokus rücken wird. Dabei wird die Frage beantwortet werden müssen, ob die zurücklaufende Inflation Folge der Zinserhöhungen war oder diese nur eine deutliche Konjunkturabkühlung antizipiert. Die Gemengelage bleibt diesbezüglich weiterhin vielfach widersprüchlich. Wir sehen global Haushaltsdefizite und einen Hang zu Stimulus-Paketen, wie man sie historisch nur aus Rezessionen kennt. Dabei floriert aber der Arbeitsmarkt, vielfach haben Arbeitnehmer sogar Möglichkeiten, nach Jahren einer negativen Reallohnentwicklung, spürbare Lohnerhöhungen auszuhandeln. Auch das BIP wird in den USA 2023 um rund 2,5% zulegen. So sieht keine Rezession aus.

Auch jüngste Unternehmensnachrichten lösen konträre Positionen in der Frage nach einer möglichen Rezession kaum auf. Nike und Fedex enttäuschten zuletzt mit ihren Zahlen und die schwachen Ausblicke taugen nicht für Optimismus. Gleichzeitig konnten zuletzt Titel wie Caterpillar oder Home Depot erfreulich an der positiven Marktstimmung partizipieren und im Kurs zulegen. Alles konjunktursensible Titel, die uns aber ein paradoxes Bild skizzieren und eine sorgfältige Beobachtung erfordern.

2024 wird ein Superwahljahr

Fast die Hälfte der Weltbevölkerung darf an die Wahlurnen schreiten. Im Mittelpunkt stehen die US-Wahlen Anfang November, da sie auch geopolitische Folgen beinhalten. Präsidentenwahljahre sind traditionell freundliche Börsenjahre, wenngleich die Zeit der Wahlgeschenke, man erinnere sich an die Ausweitung der Haushaltsdefizite, hinter uns liegen sollte. Interessant bleibt nach wie vor, wer die Schulden der USA finanziert. Historisch gesehen war das „der Rest der Welt“. Man erinnert sich an das Zitat des damaligen Finanzministers Connally: „Unsere Währung, euer Problem“. Aber auch dort erleben wir eine Zeitenwende. Japan reduziert die Käufe von US-Staatsanleihen und China will auch aus strategischen Gründen (Russlands eingefrorenes Zentralbankgeld mahnt) eher verkaufen. Der Yen taugte in 2023 als hervorragende Carry-trade-Währung und trieb viele Investoren in US-Staatsanleihen. Das könnte sich vor dem Hintergrund des dortigen Zinszyklus aber deutlich wandeln. 2024 – das Jahr vieler bekannter Unbekannte liegt vor uns.

In Anbetracht dieses Marktumfeldes bleibt unsere Portfoliozusammensetzung und Investmentphilosophie unverändert. Der Fokus liegt weiterhin auf der Bilanzqualität, Gewinnentwicklung und Preissetzungsmacht der Unternehmen. Nach Jahren der Niedrigzinsen, die sogar in Negativzinsen gipfelten, erleben wir eine Rückkehr zur Normalität. Eine Renaissance des billigen Geldes als „bequemen“ Problemlöser wird es nicht geben. Die preistreibenden Trends der 2020er Jahre (Deglobalisierung, Demographie und Dekarbonisierung) werden das schlicht nicht ermöglichen.

Diesen Realitätscheck werden nicht alle bestehen, was langfristig jedoch gut ist. Werden wirtschaftliche Probleme wie in der vergangenen Dekade immer wieder mit Geld überdeckt, hemmt dies die Möglichkeit, schöpferische Potentiale zu heben. Nicht umsonst hat Deutschland im internationalen Vergleich inzwischen ein geringes Potenzialwachstum, was sich nach jüngsten Studien in den nächsten Jahrzehnten merklich weiter verringern wird. Internationale Branchenführer in zukunftsträchtigen Trends stehen für langfristigen Erfolg und positive Veränderungen. Daher allokieren wir diese schwerpunktmäßig in unseren Portfolien.

Im Portfolio des Hansen & Heinrich Universal (aktuelle Aktienquote 87%) haben wir die Investitionsquote vor dem Hintergrund der kurzfristig überkauften Marktlage ein wenig reduziert. Wir gehen davon aus, dass wir im Januar einen verhaltenen Start sehen werden. Solche Kursrücksetzer wären auch nur gesund, da der jüngste Kursanstieg partiell übertrieben erscheint. In diese Marktphase hinein, werden wir dann auf ermäßigtem Niveau selektive Rückkäufe tätigen. Der Dezember schloss ein erfolgreiches Jahr für unseren Fonds ab. Auch in den letzten vier Wochen des Jahres konnten wir, trotz reduzierter Investitionsquote, von den steigenden Kursen partizipieren und liegen auf Jahressicht vor dem Vergleichsindex (15,02% vs. 13,46%). Auf Einzeltitelebene haben wir unsere Aktienbestände an BASF, Deutsche Post, L’Oréal, Rio Tinto, Schneider Electric und Siemens reduziert oder verkauft. Aufgestockt haben wir dagegen Equinor, Microsoft, Münchener Rück und Roche. Erfreulich entwickelte sich zuletzt die Aktie von CVS Health. Das US-Unternehmen wandelt sich von einem ursprünglichen Apothekenbetreiber hin zu einem vertikal integrierten Gesundheitsdienstleister. Dieser Transformationsprozess beinhaltete auch einige Akquisitionen, die die Geschäftsentwicklung entsprechend verzerrten und lange für nachgebende Kurse sorgten. Das Unternehmen strebt eine nachhaltige Dividendenpolitik an, die wir auf dem aktuellen Niveau weiter als attraktiv erachten. CVS Health verbleibt als defensive Komponente vorerst im Aktienportfolio.

Im H&H Stiftungsfonds (aktuelle Aktienquote 38%) konnten wir ebenso erfreulich zulegen, da wir aufgrund unserer breiten Streuung und der Fokussierung auf Aktien und Anleihen genau die Anlageklassen allokiert hatten, welche im Dezember zulegten. Insbesondere das Ausmaß des Kurszuwachses bei unseren Anleihen war enorm. Wir hatten die historischen Dimensionen der letzten zwei Monate schon vorab beschrieben. Teil der Erfolgsgeschichte war aber auch, dass man im Oktober nicht nur nicht Anleihen aus Ängsten verkauft hat, sondern sich die höchst attraktiven Renditen (über der Inflation) von Unternehmensanleihen mit guter Bonität durch Käufe sicherte, was wir umfangreich umsetzten.

Grundsätzlich muss man sich auch immer wieder die mathematischen Effekte von Anleihen bewusst machen. Diese Vergegenwärtigung schützt vor prozyklischer Hektik. Anleihen haben in der Regel feste Laufzeiten. Bei ausreichender Bonität, was bei unserer Allokation Kernvoraussetzung ist, werden Anleihen zur Fälligkeit zu 100% getilgt. Daher liegen in Stressphasen (und wir hatten seit 2022 einer der längsten Schwächephase von Anleihen) auch echte Chancen, die es zu nutzen galt. Das bedarf sicherlich auch der nötigen Gelassenheit, um sich nicht von der allgemeinen negativen Stimmung herunterziehen zu lassen. Essenziell bleibt ein gut funktionierendes Risikomanagement, welches wir implementiert haben.

Im Bereich der Aktien reduzierten oder verkauften wir unsere Bestände an ASML, Deutsche Börse, Ecolab, Henkel, Mondi, Schneider Electric, Siemens, Vinci und Zoetis. Aufgestockt haben wir Aktien von Astrazeneca, Danaher, Kimberly und Nestle. Erfreulich entwickelte sich zuletzt die Aktie der Geberit. Dabei handelt es sich um ein schweizerisches Unternehmen, das global auf Sanitärtechnik und Badezimmerlösungen spezialisiert ist. Das Unternehmen stellt eine breite Palette von Produkten her, darunter Sanitärinstallationssysteme, Rohrleitungssysteme, Spülkästen, Ablauf- und Entwässerungssysteme sowie Badezimmerkeramik. Das Unternehmen liefert Produkte sowohl für den Wohnbereich als auch für gewerbliche Projekte und ist in der Bau- und Immobilienbranche gut etabliert. Geberit hat mehrere Nachhaltigkeitsinitiativen implementiert, die sich auf Umwelt-, soziale und Governance-Aspekte (ESG) konzentrieren. Geberit setzt auf die Entwicklung und Herstellung umweltfreundlicher Produkte. Dazu gehören z.B. wassersparende Spülungen, effiziente Sanitärtechnologien und nachhaltige Materialien. Durch die Optimierung von Prozessen und den Einsatz nachhaltiger Materialien wird der ökologische Fußabdruck minimiert. Geberit verfolgt energieeffiziente Maßnahmen in der Produktion und setzt auf erneuerbare Energien, um den Energieverbrauch zu minimieren und engagiert sich für eine Kreislaufwirtschaft.

Am 15.12.2023 haben wir wiederholt für unsere Anleger eine Ausschüttung in Höhe von EUR 3,00 pro Anteil vorgenommen, was einer Ausschüttungsrendite von ca. 3,2% entsprach. Ganz unabhängig davon, ob das Umfeld von niedrigen Zinsen, geopolitischen Krisen oder Volatilität bei Aktien geprägt ist. Diese seit Jahren gezeigte Verlässlichkeit in der Höhe der Ausschüttung ist unter Berücksichtigung von Nachhaltigkeitskriterien der Kern vom Kern des H&H Stiftungsfonds.

H&H Managed Depots

Mit den Hansen & Heinrich Managed Depots erhalten Sie den unkomplizierten und direkten Zugang zu einer fondsgebundenen Vermögensverwaltung. Dabei haben Sie die Wahl aus fünf unterschiedlichen Strategien – und entscheiden gemeinsam mit unseren erfahrenen Finanzmarktexperten, welche am besten zu Ihrer Lebenssituation und Ihren individuellen Zielen passt. Die Investition selbst erfolgt in Form einer Einmalanlage oder in Kombination mit Sparplänen. Hinzu kommt ein regelmäßiges Reporting.