In diesen Tagen feiert der VW Golf seinen 50. Geburtstag, ein Meilenstein in der Automobilgeschichte, der an die legendäre Zuverlässigkeit seines Vorgängers, des VW-Käfers („und läuft und läuft und läuft“) erinnert. Ähnlich unbeirrt setzen auch die wesentlichen globalen Aktienmärkte ihren Aufwärtstrend fort. Seit dem Herbst 2023 trieb die Aussicht auf sinkende Zinsen eine sehr Tech-konzentrierte Rallye an, während nun die Erwartung höheren Gewinnwachstums die Aktien stimuliert. Dabei wächst die Hoffnung, dass damit der Aufschwung an Breite gewinnt. Erste Anzeichen gibt es dafür. Die sogenannten einstigen „Glorreichen Sieben“ sind mittlerweile auf die „Fantastischen Vier“ geschrumpft. So haben Aktien von z.B. Apple oder Tesla in diesem Kalenderjahr kursseitig teilweise deutliche Minuszeichen vorzuweisen. Gleichzeitig gewinnen kleinere und mittlere Aktien an relativer Stärke und könnten beginnen, ihren Bewertungsabschlag abzubauen.
Gewinnwachstum als neues Narrativ
Sinkende Zinsen an sich sind zwar nicht schlecht für Aktien, da sie die Kosten für Fremdkapital senken, zu einem niedrigeren Diskontierungssatz für Cash-Flows in der Bewertung führen und die Attraktivität verzinslicher Anlagen mindern. Allerdings werden sinkende Zinsen oft als Reaktion auf eine sich abschwächende Konjunktur eingeführt, zudem haben Wirtschaftsflauten eher deflationären als inflationären Charakter. Entwicklungen, die in Summe nicht für Gewinnwachstum und steigende Aktienkurse förderlich sind. Historisch betrachtet entwickelten sich Aktienkurse in Erwartung sinkender Zinsen dann auch besser als in Phasen tatsächlich sinkender Zinsen. Daher ist die zunehmende Fokussierung auf Gewinnwachstum positiv zu bewerten.
Es bleibt nach wie vor das Zauberwort „Künstliche Intelligenz“ (KI), was viele Marktteilnehmer optimistisch stimmt, dass die Produktivität nach längerer Zeit endlich dynamischer wachsen könnte. So bleibt es wenig verwunderlich, dass der Tech-lastige S&P500 von einem Allzeithoch zum nächsten eilt, währenddessen viele Einzelaktien ohne starken KI-Bezug keine neuen Jahreshöchststände erreichen oder sogar mit Kursrückgängen zu kämpfen haben.
Bewertung spricht für ein Durchatmen an der Börse
Allerdings sollte ein Durchatmen an den Kapitalmärkten einkalkuliert werden und es erscheint ratsam, als Anleger eine gesunde Vorsicht walten zu lassen, da die Bewertungen sowohl relativ als auch absolut nicht günstig sind. Die KGVs für den S&P500 liegen mit 24,4 höher als im historischen Durchschnitt (32% mehr als das mittlere KGV von 18,5). Zudem ist die Risikoprämie überschaubar, da sichere US-Staatsanleihen je nach Laufzeit zwischen 4,2% und 4,6% Rendite p.a. bieten.
Japanische Notenbank mit historischer Entscheidung
Die „Woche der Notenbanken“ (12. KW) brachte historische (Japan) und unerwartete (Schweizer Notenbank senkte als erste Notenbank der führenden Industriestaaten die Zinsen) Entscheidungen, irritierte aber nicht die Stimmung der Anleger. Japan bezahlte sein verzagtes Umgehen des Platzens seiner Immobilienblase Anfang der 1990er Jahre mit Jahrzehnten einer hartnäckigen Deflation und Stagnation. Folge war der Beginn eines Experiments extremer Notenbankpolitik, das in negativen Zinsen gipfelte. Nach acht Jahren negativer Zinsen ist es nunmehr zu einem Sprung über die Nulllinie gekommen, wenngleich 0,1% eher kosmetischen Charakter haben. Die Botschaft war der Notenbank vorerst wichtiger. Nichtsdestotrotz verlor der Yen im Anschluss weiter an Boden und erreichte ein 34-Jahrestief zum USD. Das sollte man indes im Auge behalten, da der Yen eine beliebte Carry-Trade Währung ist und somit globale Investoren betrifft.
US-Notenbank relativiert hartnäckige Inflation
Fed-Chef Jerome Powell schaffte es hingegen, die „hartnäckige“ Inflation (sowohl Verbraucher- als insbesondere auch Erzeugerpreise über den Erwartungen, Kerninflation bei 3,8%!) mit einer höheren Wachstumsprognose (2,1% statt 1,4% für 2024) vorerst „wegzumoderieren“ und die Fantasie sinkender Zinsen aufrecht zu erhalten. In diesem Zusammenhang ist es beeindruckend zu sehen, welche Dimensionen hierbei der Aktienmarkt inzwischen weggesteckt hat. Zu Jahresbeginn ging die Mehrzahl der Anleger noch von bis zu sechs Zinssenkungen (beginnend ab März) aus. Inzwischen erwarten diese nur noch drei (beginnend ab Juni) – mit abnehmender Tendenz! Spannend bleibt die Frage, ob die EZB vor der Fed senkt. In der Regel agiert sie nach der US-Notenbank, aus Sorge die eigene Währung zu belasten. Allerdings befindet sich die europäische Wirtschaft seit längerem in einer deutlichen schlechteren Verfassung (Wachstumsprognose 0,9% für 2024). Insbesondere das Schwergewicht Deutschland schwächelt und schrumpft sogar.
Sobald die großen Notenbanken mit Zinssenkungen begonnen haben, wird es für China (schwache Renminbi-Entwicklung im Blick) einfacher werden, umfangreicher zu stimulieren, was seit Monaten vielfach erwartet und erhofft wird. Auch wenn die jüngsten Wirtschaftsdaten darauf hindeuten, dass die Entwicklung wirtschaftlich besser verläuft als befürchtet. Noch ist China in einem Trilemma aus Konsumentenzurückhaltung, hoher Jugendarbeitslosigkeit und rückläufigen Immobilienpreisen gefangen. China versucht das mit einem Preiskampf im Exportgeschäft zu lindern, was grundsätzlich deflationär auf die weltweiten Preise wirkt, aber auch zu Lasten der Margen vieler Unternehmen geht. Exemplarisch steht dafür derzeit der Markt für E-Autos.
Im Portfolio des Hansen & Heinrich Universal (aktuelle Aktienquote 86%) haben wir den Investitionsgrad stabil gehalten. Laufende Mittelzuflüsse haben wir genutzt, um die gewünschten Gewichtungen beizubehalten. Das führte u.a. zu Nachkäufen in Adobe, AMD, Air Liquide, Alphabet, Amazon, BB Biotech, Berkshire Hathaway, CVS, DHL, Deutsche Telekom, Eli Lilly, Equinor, Johnson & Johnson, McDonald`s, Microsoft, Nike, Oracle, Palo Alto, Rio Tinto, Roche, Sony oder VISA. Verkauft bzw. reduziert haben wir Aktien von Apple, JPM, Nvidia, Schneider Electric, TSMC oder Thermo Fisher. Kurzfristig sind die Aktienmärkte ein gutes Stück überkauft, Sentiment-Indikatoren deuten darauf hin. Allerdings lehrt die Geschichte, dass das auch noch eine gewisse Zeit anhalten kann. Aufwärtsbewegungen sterben nicht an Altersschwäche. Eine gewisse Sorglosigkeit wird auch durch das Mehrjahrestief der Volatilität (Werte um die 12) sichtbar. Daher halten wir eine taktische Liquiditätsreserve zurück. Erfreulich entwickelte sich zuletzt die Aktie von Pepsi. Allerdings sollte man so ehrlich sein, dass die Basis dabei auch niedrig war, denn in den letzten Monaten (auch belastet durch die inzwischen berühmten „Abnehmspritzen“) war außer der Dividende wenig zu verdienen. Wir schätzen den Limonaden- und Snackproduzenten weiterhin, da er uns Stabilität verspricht, gerade, wenn mal nicht das „Goldlöckchen“ an den Kapitalmärkten dominiert. Neben den Getränken (z.B. Pepsi, Mountain Dew oder Gatorade), sind es die Snacks (z.B. Doritos, Lay`s oder Fritos), die zum Umsatz beitragen. Damit grenzt sie sich zu unserer anderen „Brauseaktie“ gut ab. Zum einen bestimmt Pepsi im Gegensatz zur Coca-Cola die komplette Verwertungskette im Bereich Getränke, zum anderen hat man mit den Knabbereien sein Portfolio deutlicher diversifiziert. Aufgrund der Vielfalt kann man die Preissetzungsmacht sehr gut skalieren, da man saisonale Vorlieben der einzelnen Marken gut steuern kann. Breite Vertriebskanäle (auch Social-media), erweitern die geografische Reichweite kontinuierlich, gerade auch in einem Event-starken Jahr 2024 (u.a. Olympia und Fußball-EM). Aufgrund des Gewinnwachstums und rückläufigen Aktienkurses, notiert die Bewertung unterhalb des 5-Jahres-Durchschnitt. Pepsi verbleibt als stabiler Dividendenzahler im Portfolio.
Im H&H Stiftungsfonds (aktuelle Aktienquote 37%) konnten wir im Berichtsmonat ebenfalls weiter zulegen und profitierten dabei von Kurszuwächsen sowohl bei Aktien als auch Anleihen. Bei der Auswahl der Emittenten achten wir weiterhin darauf, dass ein intaktes Geschäftsmodell profitabel und margenstark bleibt. Das bedeutet dabei auch, dass wir uns nicht ausschließlich auf das nächste Quartalsergebnis fokussieren, sondern abschätzen, inwieweit das Unternehmen mittel- und langfristige Dynamik erzielen und beibehalten kann. Flankiert wird das Ganze mit einer konsequenten und permanenten Bewertung der sogenannten ESG-Kriterien. Diese stehen für Umwelt (Environment), Soziales (Social) und Unternehmensführung (Government). Um dabei persönliche Befindlichkeiten zu minimieren, vertrauen wir dabei einem Spezialisten in der Bewertung der Nachhaltigkeit von Unternehmen, der uns täglich umfangreiche Daten liefert. Daraus können wir zeitnah unsere Schlüsse ziehen, insbesondere, wenn es zu Veränderungen kommt. Erfreulich entwickelte sich zuletzt unsere Beteiligung an der britischen AstraZeneca. AstraZeneca entstand 1999 durch die Fusion von Astra AB und Zeneca Group PLC. Seitdem ist es zu einem führenden globalen Pharmaunternehmen geworden, das sich auf die Entwicklung und Vermarktung von Medikamenten in Bereichen wie Onkologie, Herz-Kreislauf, Atemwege und Immunologie konzentriert. Es ist auch bekannt für seine Rolle in der Impfstoffentwicklung, insbesondere während der COVID-19-Pandemie. Zuletzt machte das Unternehmen durch die milliardenschweren Übernahmen sowohl des Biotechunternehmens Fusion Pharmaceuticals als auch Amolyt Pharma von sich reden. Damit will man seine Expertise im Onkologiegeschäft ausbauen und durch den Weg von zielgerichteten Übernahmen das Risiko ausschließlich eigener interner Entwicklungen von Präparaten reduzieren. Die langfristig attraktive Dividendenpolitik, wovon auch der H&H Stiftungsfonds profitiert, wird durch die Übernahmen nicht tangiert. Damit wollen wir mit unserem Investmentfonds sowohl langfristige Dynamik bei reduziertem Risiko als auch Nachhaltigkeit gewährleisten.
H&H Managed Depots
Mit den Hansen & Heinrich Managed Depots erhalten Sie den unkomplizierten und direkten Zugang zu einer fondsgebundenen Vermögensverwaltung. Dabei haben Sie die Wahl aus fünf unterschiedlichen Strategien – und entscheiden gemeinsam mit unseren erfahrenen Finanzmarktexperten, welche am besten zu Ihrer Lebenssituation und Ihren individuellen Zielen passt. Die Investition selbst erfolgt in Form einer Einmalanlage oder in Kombination mit Sparplänen. Hinzu kommt ein regelmäßiges Reporting.