Perspektivenwechsel

Im Jahr 1989 verkörperte der unvergessene Robin Williams im Film „Der Club der toten Dichter“ den Lehrer John Keating. Dieser inspirierte seine Schüler, eigene Gedanken zu entwickeln und den Mut aufzubringen, neue Perspektiven einzunehmen. Dabei zitierte er den amerikanischen Schriftsteller Henry David Thoreau: „Die meisten Menschen führen ein Leben in stiller Verzweiflung“. Doch was hat das mit den Kapitalmärkten zu tun? Hinter uns liegt ein bemerkenswert erfreuliches Jahr 2024 für Anleger und Anlegerinnen mit globalem Fokus. Investieren bedeutet immer auch, Mut zu zeigen – Mut, da es ein Bekenntnis in die Zukunft ist. Wer jedoch die Welt zuletzt ausschließlich aus einer nationalen Perspektive betrachtete, insbesondere durch die Linse der deutschen Wirtschaftsnachrichten, mag sich der von Thoreau beschriebenen „stillen Verzweiflung“ nahe gefühlt haben. Solche Gemütslagen verleiten zu emotionalen Entscheidungen, die selten langfristigen Erfolg bringen. Unser Ansatz hingegen ist es, „auf den Tisch zu steigen“, wie es John Keating seinen Schülern vormachte, und den Blick zu weiten. Wir betrachten die Welt aus unterschiedlichen Perspektiven, ordnen die Eindrücke sorgfältig ein und setzen sie gewinnbringend für unsere Anleger und Anlegerinnen um. Trotz aller globaler Herausforderungen war 2024 ein erfolgreiches Aktienjahr auf Indexebene, allerdings mit einem unerwarteten Drehbuch. Zum Jahresbeginn dominierte die Erwartung eines stabilen Disinflationstrends die Diskussionen. Man ging davon aus, dass dieser umfassende Zinssenkungen (in den USA sechs bis sieben) ermöglichen könnte, was die Bewertungen von Aktien beflügeln und verzinste Alternativen weniger attraktiv machen würde. Tatsächlich erfolgten Zinssenkungen, jedoch in deutlich geringerem Umfang als erwartet. Im Sommer wurde angesichts einer hartnäckigen Inflation sogar vereinzelt über Zinserhöhungen spekuliert – insbesondere vor dem Hintergrund eines weiterhin robusten US-Arbeitsmarktes und steigender Lohnforderungen. In der ersten Jahreshälfte dominierte der Hype um Künstliche Intelligenz (KI) die Märkte. Die Kursgewinne waren dabei vor allem auf Tech-Schwergewichte zurückzuführen, die von KI-Entwicklungen überproportional profitierten. Dies verdeutlicht einmal mehr, dass es „den“ Aktienmarkt nicht gibt. Ein genauer Blick unter die Oberfläche zeigt, dass strukturelle Probleme in anderen Sektoren trotz eines insgesamt positiven Umfelds zu schwacher Performance führten. Diese Differenzierung bleibt auch künftig entscheidend, um Bewertungsverschiebungen richtig einzuordnen.

In der zweiten Jahreshälfte verschob sich der Fokus. Die ausbleibenden umfangreichen Zinssenkungen führten zu kritischen Fragen, ob Milliardeninvestitionen in KI tatsächlich wie erhofft amortisiert werden können. Zudem rückte die US-Präsidentschaftswahl in den Mittelpunkt. Mit den wirtschaftspolitischen Programmen von Trump und Harris, die beide auf schuldenfinanziertes Wachstum setzten, konnten die Aktienmärkte weitestgehend leben. Während Trump Deregulierung und Steuersenkungen priorisierte, plante Harris eine teilweise Gegenfinanzierung durch Steuererhöhungen. Im Vorfeld des Urnenganges dominierten lange Sorgen vor einem knappen Wahlausgang, der einen reibungslosen Machtwechsel nicht garantieren könne. Die Märkte begrüßten schließlich die Klarheit eines eindeutigen Wahlergebnisses, das ab dem 6. November für weiter steigende Kurse sorgte, da nun wirtschaftsfreundliche Impulse für die größte Volkswirtschaft erwartet werden. Die Lehren aus 2024 sind klar: Nur durch differenziertes Denken und einen weiten Blick lassen sich langfristig attraktive Renditen erzielen. Auch 2025 gilt es, mit Mut, Disziplin und einem globalen Fokus die Chancen der Kapitalmärkte zu nutzen. Ein intakter Disinflationstrend, der Notenbanken Möglichkeiten einer stimulierenden Zinspolitik lässt und eine überzeugende Gewinnentwicklung bei einer Vielzahl von gut positionierten Unternehmensadressen kennzeichnen dabei das große Bild. Wie wir die einzelnen Assetklassen konkret bewerten, beschreiben wir im Folgenden:

Weltwirtschaft

Das Jahr 2024 war von einer deutlichen Divergenz in den globalen Wirtschaftsentwicklungen geprägt. Während die US-Wirtschaft ihre Widerstandsfähigkeit bewies, gerieten Europa und China zunehmend unter Druck. Die USA profitierten von einer starken Arbeitsmarktentwicklung und steigenden Produktivitätsgewinnen. Trotz der restriktiven Geldpolitik blieb das Wirtschaftswachstum robust, und die Inflation näherte sich schrittweise der Zielmarke. Diese Stabilität wurde insbesondere durch die innovative Stärke und die wirtschaftsfreundliche Politik in den USA unterstützt. In Europa zeigten sich hingegen strukturelle Schwächen. Energiekrisen, niedrige Produktivitätszuwächse und stagnierende Exporte bremsten die Konjunktur. Deutschland, als größte Volkswirtschaft der Eurozone, wurde durch geopolitische Spannungen und eine rückläufige Nachfrage aus China besonders hart getroffen. Die Europäische Zentralbank (EZB) sah sich gezwungen, den Zinssenkungszyklus zu intensivieren, um die wirtschaftliche Abkühlung abzumildern. Diese Maßnahmen setzten jedoch nur begrenzte Impulse, da strukturelle Reformen fehlten. China kämpfte weiterhin mit signifikanten Herausforderungen. Der Immobiliensektor bleibt eine Achillesferse der Volkswirtschaft. Trotz umfangreicher staatlicher Stimulus-Maßnahmen und geldpolitischer Lockerungen konnte das Wirtschaftswachstum nicht den erhofften Schwung entwickeln. Schwaches Konsumentenvertrauen und strukturelle Probleme verhinderten eine stärkere Dynamik.

Für das Jahr 2025 erwarten wir ein positives Wirtschaftswachstum, wenn auch mit geringer Dynamik als in 2024. Dabei gehen wir jedoch von erheblichen regionalen Unterschieden aus. Die US-Wirtschaft dürfte ihren Vorsprung weiter ausbauen. Steuersenkungen, Deregulierung und fortgesetzte Investitionen in Technologie stärken die Wettbewerbsfähigkeit. Gleichzeitig bergen protektionistische Maßnahmen, wie neue Zölle, Risiken für die Inflation und den globalen Handel. In Europa bleiben die Wachstumsaussichten unterdurchschnittlich. Die EZB wird voraussichtlich weitere Zinssenkungen vornehmen, um die Konjunktur zu stützen. Doch ohne tiefgreifende Strukturreformen wird dies nur begrenzte Wirkung zeigen. Deutschland könnte gar weiterhin in einer Rezession verbleiben, insbesondere wenn der protektionistische Kurs der USA die exportorientierte Industrie zusätzlich belastet. In China werden staatliche Maßnahmen das Wachstum zwar stabilisieren, jedoch bleibt die Erholung anfällig. Die strukturellen Probleme des Immobiliensektors und das schwache Konsumentenvertrauen wirken als Bremsfaktoren. Es bedarf nachhaltigerer Reformen, um eine langfristige Dynamik zu sichern. Langfristig werden geopolitische Spannungen und protektionistische Handelspolitiken die Marktbedingungen weltweit prägen, insbesondere in Schwellenländern. Für Anleger wird es entscheidend sein, auf Diversifikation und die gezielte Nutzung regionaler Chancen (z.B. US-Gesellschaften, die zügig KI monetarisieren, global orientierte Unternehmen aus Europa, ausgewählte asiatische Aktien) zu setzen, während Risiken durch selektive Allokation gemanagt werden.

Geldpolitik und Rentenmärkte

Auch im Jahr 2024 stand die globale Geldpolitik im Zentrum der Aufmerksamkeit von Anlegern. Entscheidungen der Notenbanken – oft sogar deren Kommentare – bewegten Milliardensummen und beeinflussten die Märkte nachhaltig. Ein exemplarisches Beispiel war der 5. August, als Überlegungen der japanischen Notenbank in Kombination mit aktuellen US-Wirtschaftsdaten vorübergehend für weltweite Marktverwerfungen sorgten, bevor sich die Lage einige Tage später stabilisierte. Dieses Ereignis verdeutlichte erneut die enge Vernetzung der globalen Finanzmärkte und die entscheidende Rolle der Carry-Trades in diesem System.

Übergeordnet war 2024 das Jahr der Zinssenkungen, wenn auch in einem unerwarteten Verlauf. Die Federal Reserve (Fed) reduzierte die Zinsen in zwei Schritten, während die Europäische Zentralbank (EZB) insgesamt drei Zinssenkungen vornahm. Interessanterweise senkte die EZB im Juni und damit vor der Fed, ein historisch ungewöhnlicher Schritt. Zu Jahresbeginn war man in den USA noch von sechs bis sieben Zinssenkungen ausgegangen. Tatsächlich erfolgte die erste Reduktion jedoch erst im September, nachdem die Inflation wider Erwarten hartnäckig blieb. Zwischenzeitlich wurden im Sommer sogar zusätzliche Zinserhöhungen diskutiert. Die USA erreichten 2024 somit den vorläufigen Zinshöhepunkt, bevor die Fed ihren Kurs änderte. Die ersten Zinssenkungen wurden durch einen Rückgang der Kerninflation, ein robustes Wirtschaftswachstum sowie überraschend starke Arbeitsproduktivitätszuwächse und ein wachsendes Arbeitskräfteangebot ermöglicht. In Europa stand die EZB hingegen vor der Herausforderung, eine schwächelnde Konjunktur mit sinkenden Inflationsraten auszubalancieren. Wichtig bleibt die Entwicklung der beiden europäischen Schwergewichte Deutschland und Frankreich, die jeweils mit innenpolitischen Problemen zu kämpfen haben. Besonders im Fokus steht dabei die Renditeentwicklung. Während die Rendite der 10-jähringen Bunds seit der ersten Zinssenkung im Sommer von rund 2,65% p.a. auf gut 2% sank, rentieren vergleichbare französische Staatsanleihen mit fast 3% p.a. deutlich höher. In den Schwellenländern zeigte sich ein gemischtes Bild. Hohe US-Zinsen und ein starker Dollar belasteten Kapitalflüsse, während China mit staatlichen Konjunkturmaßnahmen und einer expansiven Geldpolitik versuchte, die Wirtschaft zu stabilisieren. Doch trotz dieser Bemühungen bleiben die strukturellen Herausforderungen, insbesondere im Immobiliensektor, im Reich der Mitte erheblich.

Für 2025 zeichnet sich ein differenziertes Bild ab. Die Fed dürfte ihren Zinssenkungszyklus fortsetzen, allerdings mit Vorsicht, um einem erneuten Inflationsanstieg entgegenzuwirken. Die Nachfrage nach US-Anleihen bleibt aufgrund der attraktiven Renditen entlang der gesamten flachen Zinskurve hoch, wobei wir für 2025 von Renditen um die 4% ausgehen. In Europa wird die EZB voraussichtlich die Zinsen weiter senken (müssen), um die Konjunktur zu stützen. Unsere Prognosen gehen davon aus, dass die Leitzinsen im Euroraum dabei auf etwa 1,75% sinken könnten. Dies könnte europäischen Anleihen ein attraktiveres Chance-Risiko-Profil als amerikanische Bonds verleihen, auch wenn wir eine Verlängerung der Duration nicht anstreben. Anleihen aus Schwellenländern bleiben aufgrund geopolitischer Unsicherheiten und protektionistischer Handelspolitiken der USA anspruchsvoll. Selektive Allokationen durch aktives Fondsmanagement sind hier unserer Meinung nach unverzichtbar. Anleger sollten sich auf ein Umfeld moderater Zinssenkungen, aber anhaltender geopolitischer und wirtschaftlicher Unsicherheiten einstellen. Diversifikation bleibt der Schlüssel, um Chancen in verschiedenen Regionen und Laufzeiten optimal zu nutzen und potenzielle Risiken zu minimieren. Wir fokussieren uns weiter auf Qualität (z.B. bonitätsstarke Unternehmensanleihen, Pfandbriefe und Staatsanleihen aus Europa). Wir favorisieren das mittlere Laufzeitsegment, es bietet das unserer Ansicht nach interessanteste Chance/Risiko-Verhältnis. Aufgrund der anstehenden Zinssenkungen im EUR-Raum bieten Kurzfristanlagen wie Tages- oder Festgelder keine Alternative, da das Wiederanlagerisiko in den nächsten Monaten mit dann erfolgten Zinssenkungen steigt.

Aktienmärkte

Die globalen Aktienmärkte zeigten sich 2024 bemerkenswert widerstandsfähig und erzielten trotz zahlreicher Herausforderungen erfreuliche Renditen. Der S&P 500 verzeichnete voraussichtlich das zweite Jahr in Folge ein Plus von über 25% – ein außergewöhnliches Ereignis, das in der über 100-jährigen Geschichte des Index bislang nur dreimal erreicht wurde. Doch Indexstände erzählen lediglich die halbe Geschichte. Hinter den beeindruckenden Zahlen verbirgt sich eine wachsende Divergenz zwischen Gewinner- und Verliereraktien. Ein Beispiel: Während Nvidia zu den erfolgreichsten Titeln des Jahres gehörte, enttäuschte Intel massiv, obwohl beide Unternehmen von der KI-Dynamik profitieren sollten. Diese Polarisierung war auch im DAX erkennbar, der erstmalig über 20.000 Punkte notierte. Allerdings erreichten lediglich neun von 40 Titeln neue Allzeithochs, wobei die Gewinne des Index vor allem von wenigen hochkapitalisierten Unternehmen getragen wurden. Die positive Aktienmarktentwicklung wurde durch eine starke US-Wirtschaft und eine stabilisierende Inflationsdynamik unterstützt. Besonders KI-Technologieunternehmen und Industriewerte, die von der Digitalisierung profitieren, sowie ausgewählte Pharma- und Energietitel trugen zur Performance bei. In Europa war die Entwicklung moderater, da politische Unsicherheiten, strukturelle Schwächen und geopolitische Spannungen die Stimmung belasteten. Dennoch konnten global positionierte Unternehmen mit Innovationskraft und einer diversifizierten Aufstellung profitieren. Unternehmen, die stark auf den europäischen Markt oder auf politisch abhängige Sektoren fokussiert waren, mussten hingegen teilweise zweistellige Kursverluste hinnehmen.

In den Schwellenländern zeigte sich ein gemischtes Bild. Während z.B. Indien und Südafrika von steigenden Rohstoffpreisen und lokaler Nachfrage profitierten, hatten z.B. Brasilien und Mexiko mit den Belastungen eines starken US-Dollars und hoher US-Zinsen zu kämpfen. China verfehlte die Wachstumserwartungen trotz staatlicher Konjunkturmaßnahmen und kämpft weiterhin mit einer deflationären Entwicklung, die allein durch geldpolitische Lockerungen nicht gelöst werden kann. Eine jüngst entschlossenere Kommunikation der Regierung macht jedoch Hoffnung auf effektivere Maßnahmen, was sich in einer Erholung der chinesischen Aktienmärkte widerspiegelte.

Für 2025 wird eine Fortsetzung der regionalen Differenzierungen erwartet. Die USA bleiben trotz hoher Bewertungen die bevorzugte Anlageregion, gestützt durch solide Fundamentaldaten und einen wirtschaftsfreundlichen Regierungskurs. Technologie- und Versorgeraktien dürften weiterhin von KI und Digitalisierung profitieren. Jedoch besteht das Risiko, dass inzwischen viele Anleger recht einseitig investiert sind, wir historisch hohen Optimismus erkennen und nicht alle Unternehmen in die gestiegenen Bewertungen hineinwachsen werden. Wir sehen nahezu keine Risikoprämie mehr gegenüber Anleihen. Daher wird der Aktienmarkt auch den Blick auf die Rentenmärkte werfen müssen, insbesondere wenn schuldenbasierte Stimulus-Maßnahmen der neuen Regierung die Renditen beeinflussen und damit eine Herausforderung für Aktienmärkte darstellen. Europa könnte von Bewertungsabschlägen im Vergleich zu den USA profitieren. Zinssenkungen der EZB könnten selektive Wachstumschancen bieten, insbesondere bei innovativen und global agierenden Unternehmen. Dennoch bleibt die Region anfällig für geopolitische Spannungen und die schwache Nachfrage aus China. Politische Stabilität in Kernländern wie Deutschland und Frankreich sowie Fortschritte in der Konfliktbewältigung in Osteuropa sind entscheidend, um das Vertrauen in den Markt zu stärken. In den Schwellenländern bleiben die Herausforderungen groß, insbesondere durch protektionistische US-Handelspolitik und geopolitische Unsicherheiten. Dennoch bieten Regionen wie Asien und Lateinamerika selektive Chancen, wenn politische Stabilität und Kapitalflüsse erhalten bleiben.

Währungen

Der Devisenmarkt war im Jahr 2024 geprägt von den unterschiedlichen wirtschaftlichen Dynamiken der großen Volkswirtschaften. Der US-Dollar zeigte sich robust, gestützt durch die starke US-Wirtschaft und positive Realzinsen. Trotz der ersten Zinssenkungen im Herbst behielt der Dollar seine Stärke gegenüber den meisten Währungen. Dies ist auch auf die Attraktivität von US-Dollar-Anlagen als „sicherer Hafen“ in einem unsicheren globalen Umfeld zurückzuführen. Der Euro hingegen schwächte sich ab, belastet durch die verhaltene Konjunktur in der Eurozone und die eingeschränkten Handlungsspielräume der EZB. Die wirtschaftliche Stagnation in Deutschland und die haushaltspolitischen Herausforderungen in Frankreich sorgten ebenso für Druck wie geopolitische Spannungen. Diese Faktoren verhinderten eine Erholung der Gemeinschaftswährung. In Asien verharrte der chinesische Yuan auf einem schwachen Niveau gegenüber dem US-Dollar. Die unter den Erwartungen liegende wirtschaftliche Dynamik Chinas und die anhaltenden Probleme im Immobiliensektor trugen maßgeblich zu dieser Entwicklung bei. Geopolitisch erleben wir eine neue Blockbildung. G7 auf der einen Seite, die sogenannten BRICS auf der anderen Seite. In diesem Zusammenhang wurde auch über eine eigene gemeinsame Währung der BRICS spekuliert, doch bleibt deren praktische Umsetzung aufgrund mangelnder Homogenität innerhalb der Gruppe fraglich. Die jüngsten Kommentare von Donald Trump, der solchen Plänen eine Absage erteilte und mögliche Zölle als Gegenmaßnahme ins Spiel brachte, verdeutlichen die Komplexität dieser Entwicklung.

Für 2025 erwarten wir eine Fortsetzung der Differenzierung am Währungsmarkt. Der US-Dollar dürfte im Zuge eines moderaten Zinssenkungszyklus der Fed leicht an Wert verlieren. Dennoch bleibt er dank der starken Fundamentaldaten der US-Wirtschaft und der politischen Stabilität eine bevorzugte Reservewährung. Sollten jedoch geopolitische Risiken zunehmen oder die Inflation erneut aufflammen, könnte der Dollar kurzfristig wieder an Stärke gewinnen.

Der Euro hat Potenzial zur Stabilisierung, vorausgesetzt, die EZB setzt ihre expansive Geldpolitik fort, um das Wachstum anzukurbeln. Mittelfristig könnten gezielte wirtschaftspolitische Maßnahmen zur Unterstützung der europäischen Wirtschaft den Euro weiter stärken. Jedoch bleiben Handelskonflikte und geopolitische Spannungen Herausforderungen, die einen nachhaltigen Aufwärtstrend des Euro begrenzen und bei zunehmenden Zinsdifferenzen zum US-Dollar auch temporären Druck aufbauen könnten. Im asiatischen Raum könnte der chinesische Yuan von staatlichen Stimulus-Maßnahmen profitieren, doch die strukturellen Schwächen in Chinas Wirtschaft, insbesondere im Immobiliensektor, stellen weiterhin ein Risiko dar. Insgesamt sollte jedoch gerade bei den Währungen die Volatilität zunehmen, da es der ureigenste Wunsch des neuen US-Präsidenten ist, den US-Dollar tendenziell zu schwächen, um der heimischen Wirtschaft zu helfen. Allerdings sind die USA derzeit mehr oder weniger die einzige Region, die vor Kraft strotzt und auch noch weiter stimuliert wird. Wachstum zieht dann schlicht neues Kapital an, was auch für die Währung spricht.

Rohstoffe

Das Jahr 2024 war geprägt von erheblicher Volatilität an den Rohstoffmärkten. Geopolitische Spannungen, insbesondere der andauernde Konflikt in der Ukraine, die strategischen Rivalitäten zwischen den USA und China, die Eskalationen im Nahen Osten sowie die Unsicherheit über den Seeweg durch das Rote Meer, übten erheblichen Einfluss auf die Energiepreise aus. Rohöl bewegte sich in einem Spannungsfeld aus geopolitisch verursachten Angebotsengpässen und einer schwächelnden globalen Nachfrage, insbesondere aus Europa und China. Auf Jahressicht blieben die Preisebewegungen moderat, wobei ein deutlicher Rückgang von den Jahreshochs ab Sommer zu verzeichnen war. Diese Entwicklung war nicht zuletzt den Ankündigungen des neuen US-Präsidenten geschuldet, der eine signifikante Ausweitung der Ölförderung anstrebt. Der Edelmetallsektor zeigte ebenfalls markante Bewegungen. Gold profitierte von der anhaltenden Unsicherheit und der Suche nach sicheren Häfen, unterstützt durch die globale Schuldenproblematik und die begrenzten Spielräume der Notenbanken. Im Bereich der Industriemetalle blieb die Stimmung gedämpft. Die schwache wirtschaftliche Erholung in China, gepaart mit hohen Lagerbeständen, drückte auf die Preise. Kupfer, ein wichtiger Indikator für das globale Wachstum, blieb aufgrund der schwachen Nachfrage und der hohen Lagerbestände unter Druck und zeigte ähnliche saisonale Muster wie der Ölpreis.

Für das Jahr 2025 erwarten wir eine Erholung der Rohstoffmärkte, unterstützt durch eine Normalisierung der globalen Wirtschaft und eine stärkere Nachfrage. Rohöl dürfte von einer allmählichen Stabilisierung der Konjunktur in Asien profitieren. Eine mögliche Lockerung der chinesischen Wirtschaftspolitik könnte das Verbrauchervertrauen stärken und die Nachfrage nach Rohstoffen zusätzlich beleben. Dennoch bleiben geopolitische Risiken, wie etwa weitere Spannungen im Nahen Osten, potenzielle Preistreiber. Gold wird von uns weiterhin als attraktiver Wert angesehen, insbesondere in einem Umfeld moderater Zinssenkungen und möglicher Währungsabwertungen. Geopolitische Unsicherheiten und Handelskonflikte könnten die Nachfrage nach sicheren Anlagen zusätzlich stützen. Im Bereich der Industriemetalle dürften sich vor allem Kupfer, Kobalt, Lithium und Nickel als Gewinner einer globalen Konjunkturerholung und des fortschreitenden Übergangs zu grünen Technologien herauskristallisieren. Die wachsende Nachfrage nach Materialien für den Ausbau erneuerbarer Energien und Elektromobilität wird die Bedeutung strategischer Metalle weiter erhöhen.

Portfoliostruktur

Für das Jahr 2025 empfehlen wir eine ausgewogene und diversifizierte Portfoliostruktur, die gleichermaßen auf Stabilität und Wachstumschancen ausgerichtet ist. In einem Umfeld geopolitischer Unsicherheiten und differenzierter Marktentwicklungen bleibt eine sorgfältige Allokation entscheidend, um sowohl von regionalen als auch von sektoralen Trends zu profitieren und Risiken effektiv zu minimieren. Unser Ansatz priorisiert eine Kombination aus globalen Qualitätsaktien, kurz- bis mittelfristigen Anleihen mit Investment-Grade-Bonität, höher verzinslichen Schwellenländeranleihen, Gold als Absicherung sowie temporärer Liquidität. Eine dauerhaft hohe Investitionsquote halten wir weiterhin für sinnvoll, um langfristige Renditepotenziale auszuschöpfen. US-Aktien bleiben der Kernbestandteil unserer Strategie. Die Stärke der US-Wirtschaft, getragen von steuerlichen Anreizen, Deregulierung und technologischem Fortschritt, bietet ein solides Fundament. Besonders attraktiv sind Unternehmen, die Innovationen zügig in ihre Geschäftsmodelle integrieren und monetarisieren können. Dabei achten wir besonders auf hohe Margen, die wie eine Absicherung gegen wirtschaftliche Abschwächungen wirken. Diese Kennzahl ist ein entscheidendes Kriterium in unserer selektiven Auswahl, abseits von reinen Indexständen. Europäische Aktien erfordern nach wie vor eine spezielle Beurteilung, inwieweit ihre Geschäftsmodelle von politischen Rahmenbedingungen negativ tangiert sind. Small- und Midcap-Unternehmen sollten weiteres Potenzial versprechen, insbesondere da sie in vielen Depots noch untergewichtet sind. Wir hatten diesen Umstand schon letztes Jahr, auch vor der Erwartung fallender Zinsen, thematisiert und entsprechend frühzeitig als erfolgreiche Beimischung allokiert.

Schwellenländer sind hingegen mit Vorsicht zu gewichten, da sie unter einem starken US-Dollar und hohen Zinsen leiden. Dennoch könnten spezifische Regionen in Asien, auch abseits von China, von strukturellen Reformen und Digitalisierung langfristig profitieren. Daher haben wir Emerging Markets allokiert, wenngleich derzeit leicht untergewichtet.

Im Bereich der festverzinslichen Anlagen sehen wir im Gegensatz zu Aktien bessere Opportunitäten in Europa als in den USA. In Europa bieten bonitätsstarke Staats- und Unternehmensanleihen im aktuellen Zinsumfeld attraktive Renditen, insbesondere wenn die Zinssenkungen der EZB wie prognostiziert fortgesetzt werden. Schwellenländeranleihen bleiben für uns eine attraktive Beimischung aufgrund ihrer höheren Renditen und verbesserten Liquidität. Gold bleibt ein essenzieller Bestandteil unserer Portfoliostrategie. In einem Umfeld geopolitischer Unsicherheiten und expansiver Geldpolitik dient es als verlässliche Absicherung. Eine moderate bzw. temporäre Liquiditätshaltung kann sinnvoll sein, um in volatilen Marktphasen flexibel auf neue Chancen reagieren zu können. Die Ereignisse des letzten Jahres haben gezeigt, dass hochkonzentrierte Indizes außergewöhnliche Renditen liefern können. Allerdings gewährleisten breit diversifizierte Portfolios langfristige Stabilität und minimieren Schwankungen. Dabei liegt unser Fokus auf einer stabilen Balance zwischen Wachstum und Sicherheit, die dynamisch an veränderte Marktbedingungen angepasst werden kann, um sowohl Chancen besser zu nutzen als auch Risiken schneller zu minimieren.

Unsere Strategie bleibt unabhängig vom täglichen Marktgeschehen, da wir konsequent auf die Qualität der einzelnen Unternehmen setzen. Der positive Zusammenhang zwischen Kapitalrenditen und langfristigem Kursverhalten stärkt unsere Überzeugung, dass sich Qualität auch in volatilen Zeiten durchsetzen wird. So stellen wir sicher, dass unser Portfolio langfristig stabil bleibt und nachhaltige Renditen erzielt.

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