Stress an den Märkten, Ruhe im Portfolio

Hatten die Notenbanken nicht schon genug mit der Inflationsbekämpfung zu tun, war im März nun auch noch das Eindämmen einer Vertrauenskrise um die Banken auf deren Agenda gekommen. Die Schieflagen bei der Silicon Valley Bank, First Republic Bank sowie der Crédit Suisse (CS) konnten nach turbulenten Tagen fürs erste durch das beherzte Eingreifen der FED eingefangen werden, wenngleich die kompletten Abschreibungen von nachrangigen AT1-Anleihen der CS zeigen, dass vieles im Rahmen der Rettungsmaßnahmen juristisch zwar einwandfrei ablief, aber doch einige „unknown unknowns“ vor uns liegen. Liquidität ist bekanntlich ein scheues Reh und kehrt derzeit deswegen vielfach dem Aktien- und Rentenmarkt den Rücken. Dennoch zeigen Aktien von hochwertigen Qualitätsunternehmen auch bzw. gerade in solchen Momenten eine bemerkenswerte Resilienz. Natürlich reagieren auch solche Wertpapiere im ersten Moment mit Kursrückgängen, wenn die allgemeine Marktstimmung von negativer Emotionalität und Panikverkäufen geprägt ist. Dennoch konnten viele dieser Vertreter, die den Kern unserer Gedanken, Anlagestrategien und Portfolien bilden, im Berichtsmonat sogar positive Kursentwicklungen verzeichnen.

Wir wiederholen uns, dass dieses Jahr womöglich anstrengender wird als letztes Jahr. 2022 war nach dem kriegerischen Angriffs Russlands absehbar, dass Inflation und Zinsen steigen werden. Das war eine Geschichte. 2023 werden mehrere Geschichten (Disinflation und wenn ja wie schnell oder doch eine Verfestigung der Inflation oder doch das Überschießen der Notenbanken in ihren Maßnahmen) erzählt werden, was es insbesondere auch für die Währungshüter schwierig machen wird, das richtige Zeitfenster für Maßnahmen zu erwischen. Die sehr volatilen Rentenmärkte (Tagesschwankungen, die man sonst in Wochen oder Monaten beobachten kann) machen dieses Dilemma offensichtlich und auch an den Aktienmärkten ist die Intensität durch sprunghafte Rotationen spürbar. Umso wichtiger bleibt unser unveränderter Fokus auf defensive Qualität. Damit soll gewährleistet werden, handwerkliche Fehler zu minimieren. Denn Qualitätsunternehmen behalten innere Werte, abseits von Kursschwankungen, und das ist wichtiger als unnötige Wetten mit hoher Unfallgefahr einzugehen.

Erneute Zinserhöhungen in Europa und den USA

In diesem Jahr ist das uns bislang gelungen, die Investmentfonds weisen jeweils eine positive Wertentwicklung im ersten Quartal auf.  Am 22.3.23 gab es den jüngsten Beschluss der US-Notenbank. Es folgte die neunte Zinserhöhung, wenngleich „nur“ um 25 Basispunkte. Der Kampf gegen Inflation erfordert höhere Leitzinsen, eine Stabilisierung des Bankensystems dagegen eine lockere Geldpolitik. Kompromisse bergen die Gefahr, dass man womöglich beiden Problemen nicht gerecht wird. Fed-Präsident J. Powell betonte auf der Pressekonferenz die Stabilität des Bankensystems. Bislang handele es sich um „isolierte“ Bankenprobleme. Eine geldpolitische Pause wird inzwischen wahrscheinlicher. So wurde die Formulierung der letzten Statements „kontinuierliche Erhöhungen angemessen“ gestrichen. Zudem muss man berücksichtigen, dass sich das Tagesgeschäft der Banken derzeit wandelt. Das Kreditgeschäft wird wegen strengerer Vorgaben und geringerer Nachfrage massiv ausgebremst. Auch das wirkt deflationär bzw. wie Zinserhöhungen.

Die europäischen Verbraucherpreise zeigen indes zweierlei. Zum einen, dass sie in Summe rückläufig sind. Wenig verwunderlich, da inzwischen hohe Basiseffekte (ein Jahr nach Kriegsbeginn) gerade bei Energiepreisen greifen. Sie zeigen in Form der Kerninflation aber auch, dass die Teuerung inzwischen deutlich in der Breite zugenommen hat. Lebensmittel und Miete sorgen dafür, dass die Kerninflation mit Werten über 5% immer noch deutlich über dem gewünschten Ziel notiert. Und auch das muss man berücksichtigen. Selbst reduzierte Inflationsraten bedeuten, dass Preise weiter steigen. Die sozialen Folgen der hohen Preise sind durch Lohnforderungen und Streiks schon deutlich spürbar. In diesem Kontext überraschte es nicht, dass die EZB im März an der von den Marktteilnehmern erwarteten Zinserhöhung um 50 Basispunkte festhielt. Deutliches Wachstum und eine deutliche Ausweitung der Risikoprämien werden sich aus dieser Gemengelage kaum ergeben. Die Widerstands- und Anpassungsfähigkeit vieler Unternehmen ist indes weiter beeindruckend, so dass wir in Summe von einer ausgedehnten Seitwärtsbewegung ausgehen, die ja nach „Tagesform“ an Nachrichten mal einen positiveren Touch und mal einen düsteren haben wird. Die im Frühjahr zu erwartenden Dividendenzahlungen werden diese Phase jedoch versüßen.

Qualität ist mehr denn je Trumpf

Die Stabilität unseres Mischfonds Strategie H&H (akt. Aktienquote 47%) in den skizzierten turbulenten Zeiten hatte mehrere Ursachen. So konnten wir im Bereich der festverzinslichen Anleihen eine deutliche Verlagerung feststellen. Anleihen, insbesondere Nachranganleihen, von Banken wurden massiv veräußert. Dagegen konnte bei klassischen Unternehmensanleihen eine deutliche Verengung der Spreads verzeichnet werden, die zu Kursanstiegen führte. Solche kurz- und mittelfristigen Anleihen bonitätsstarker Emittenten bilden den Kern unseres Portfolios. Credit Suisse als Emittent spielt für uns schon seit Jahren keinerlei Rolle, da die Bank schon seit längeren von internen Fehlentscheidungen geprägt ist.  Panik verläuft an den Finanzmärkten im Wesentlichen immer nach einem ähnlichen Drehbuch ab. Das lehrt schlicht die Erfahrung. Dazu gehört auch der erste Reflex vieler Marktteilnehmer, in „sichere Häfen“ wie Edelmetalle zu fliehen.

Genau aus solchen Gründen halten wir dauerhaft Positionen in Gold und Silber, da diese in solchen Momenten als eine Art „Feuerversicherung“ einen wirksamen Schutz bilden. Das wiederum schafft die Ruhe, die man schlicht in einem hektischen Umfeld benötigt, um sich dann antizyklisch (und abseits von reinem Benchmark-Denken) auf die Suche nach Chancen zu machen. Neben Gold und Silber als Edelmetall sind wir auch in Goldminenaktien investiert. Natürlich schwanken die Gewinne solcher Gesellschaften stärker als der Goldpreis, da die Minenbetreiber Produktionskosten haben. Allerdings verzeichnen die Schwergewichte der Branche inzwischen auskömmliche Margen und Cashflows, die neben der Wachstumsfinanzierung auch vielfach der Zahlung von Dividenden dienen. Apropos Dividende. Seit mehr als einem Vierteljahrhundert erhöht Novartis jedes Jahr die Dividende. So gab es im März 3,20 CHF je Aktie, was einer Dividendenrendite von über vier Prozent entsprach. Daneben gab es aber auch positive Nachrichten, die den Kurs zuletzt nach oben brachten. So konnte in der Entwicklung eines neuen Medikaments für die Bekämpfung des Brustkrebses ein weiteres Zwischenziel erfolgreich erreicht werden. Das schafft die Zuversicht, dass das Medikament bald zur Marktreife gelangt. Qualität, Diversifizierung (Kombination aus Aktien, Anleihen und Edelmetallen) und Ruhe in hektischen Phasen werden weiterhin die Leitplanken unseres Investmentfonds bleiben.

Unser Aktienfonds Hansen & Heinrich Universal (akt. Aktienquote 87%) konnte auch in diesem Monat die globalen Indexverluste abfedern und den März sogar mit einem Plus abschließen. Im Berichtsmonat reduzierten wir Aktienbestände in Nvidia und konnten Rio Tinto nach einem Verkauf auf einem tieferen Niveau günstiger zurückkaufen. Mitte/Ende Februar hatten wir eine Volatilität von 17. Wir hatten wiederholt darauf hingewiesen, dass eine solch niedrige Schwankung aufzeigt, dass Risiken kaum bezahlt werden. Das mahnt zur Zurückhaltung und bedeutet, nicht in falschen Aktionismus zu verfallen. Im Zuge der Panik um die Banken hatten wir einen sprunghaften Anstieg der Volatilität auf über 30. Dort wurde die zurückgehaltene Liquidität mit Stillhaltergeschäften belegt. Wir bekamen zwischen 1 und 1,5% Optionsprämie, allerdings für 4-5 Tage, da der Verfallstermin in Sichtweite war! Das war hoch attraktiv. Am Verfallstag liefen fast alle Stillhalterverpflichtungen aus. Daher haben wir aktuell wieder rund 15% freie Liquidität, die wir situativ einsetzen. Wir werden uns daran gewöhnen müssen, dass in Stressphasen Timing situativ an Bedeutung gewinnt. Das geht dann erfahrungsgemäß mit sprunghafter Volatilität einher, die man jedoch über Optionen nutzen kann. Den Kern des Portfolios bilden jedoch weiterhin Aktien, auch weil sie in Stressphasen liquide bleiben, was nicht für alle Anlageklassen gilt. Wertvolle Performancebeiträge lieferten im März insbesondere unsere Aktienpositionen in Microsoft, Salesforce, Alphabet, L`Oréal, Apple und Nvidia.

Im H&H Stiftungsfonds (akt. Aktienquote 35%) haben wir im Berichtsmonat keine wesentliche Veränderung an der bewährten Struktur vorgenommen. Unsere aktive und breite Diversifizierung, die sich aus der Kombination aus Qualitätsaktien und bonitätsstarken Anleihen ergibt, spielt gerade in unruhigen Zeiten ihren Stärken aus. Im Bereich der Anleihen wussten insbesondere unsere Pfandbriefe und inflationsgeschützten Anleihen zu überzeugen. Pfandbriefe sind aufgrund ihrer hohen Kreditqualität (Grundpfandrechte) sehr risikoarm und bieten Renditeaufschläge gegenüber 10-jährigen Staatsanleihen von rund 0,5%. Damit stellen sie eine attraktive Ergänzung zu Unternehmensanleihen dar. Diese bieten in der Regel deutlich höhere Renditen, sind jedoch von der Bonität her schlechter zu verorten. Dementsprechend schwanken sie bis zur Fälligkeit auch höher als Pfandbriefe. In unserem ausgewogenen Depot ist Platz für beide Anlageklassen. Im Bereich der Aktien entwickelte sich zuletzt der Aktienkurs der Gerresheimer überdurchschnittlich gut. Ursächlich waren zum einen die veröffentlichten Zahlen, die sowohl beim Umsatz als auch Gewinn die hohen Erwartungen übertraf.

Zum anderen ist das Unternehmen in einer interessanten Nische unterwegs. Gerresheimer ist Spezialist für Verpackungen aus Glas und speziellen Kunststoffen für die Pharma-, Kosmetik- und Lebensmittelindustrie. Das verspricht hohe Nachfrage und entsprechende Margen durch Preissetzungsmacht. Die hohen Auftragsbestände zeugen davon.  Durch erfreuliche Mittelzuflüsse in den letzten Wochen hat sich die freie Liquidität im Fonds auf rund 8% erhöht.  Dadurch sind wir in der komfortablen Lage, auf der einen Seite eine bewährte Struktur zu haben, gleichzeitig jedoch auf der anderen Seite attraktive Chancen nutzen zu können. Auch das ist eine Gewissheit, die man aus der Vergangenheit ableiten kann. In unruhigen Zeiten verkaufen die zittrigen Hände vielfach auch Qualität zu niedrigen Kursen. Dann muss man zugreifen, auch wenn man nicht immer gleich am nächsten Tag recht hat. Auf lange Sicht wird sich echte Substanz immer wieder im Kurs erholen.

Die Hansen & Heinrich Managed Depots

Mit den Hansen & Heinrich Managed Depots erhalten Sie den unkomplizierten und direkten Zugang zu einer fondsgebundenen Vermögensverwaltung. Dabei haben Sie die Wahl aus fünf unterschiedlichen Strategien – und entscheiden gemeinsam mit unseren erfahrenen Finanzmarktexperten, welche am besten zu Ihrer Lebenssituation und Ihren individuellen Zielen passt. Die Investition selbst erfolgt in Form einer Einmalanlage oder in Kombination mit Sparplänen.