Der November verdeckt mehr und mehr das Grün der Natur, doch an der Börse dominierte zum Monatsschluss dieser Farbton, Sinnbild positiver Kursentwicklungen. Dabei konnte Europa seine Outperformance der letzten Monate gegenüber den USA sogar ausbauen. China konnte hingegen seine starken Verluste aus dem Oktober größtenteils aufholen, da sich eine vorsichtige Lockerung der strengen Null-Covid-Strategie abzeichnete. Kapriolen lieferten dagegen viele Krypto-Token, da die Insolvenz der Handelsplattform FTX nicht nur wirtschaftliche, sondern auch strafrechtliche Fragen offenbarte bzw. entsprechenden Konsequenzen nach sich zieht.

Freundlicher Grundton – Grüne Vorzeichen

Der November verdeckt mehr und mehr das Grün der Natur, doch an der Börse dominierte zum Monatsschluss dieser Farbton, Sinnbild positiver Kursentwicklungen. Dabei konnte Europa seine Outperformance der letzten Monate gegenüber den USA sogar ausbauen. China konnte hingegen seine starken Verluste aus dem Oktober größtenteils aufholen, da sich eine vorsichtige Lockerung der strengen Null-Covid-Strategie abzeichnete. Kapriolen lieferten dagegen viele Krypto-Token, da die Insolvenz der Handelsplattform FTX nicht nur wirtschaftliche, sondern auch strafrechtliche Fragen offenbarte bzw. entsprechenden Konsequenzen nach sich zieht.

US-Zwischenwahlen

Ursächlich für steigende Kurse waren zum einen die Zwischenwahlen in den USA, die hoffnungsvollen Signale bezüglich der angespannten Lieferketten in China sowie die US-Inflationsdaten, welche unter den Erwartungen ausfielen. Bei den US-Zwischenwahlen blieb der von vielen Demoskopen erwartete Erdrutschsieg der Republikaner, plakativ als die „rote Welle“ herumgereicht, aus. Ergebnis ist vielmehr eine republikanische Mehrheit im Repräsentantenhaus, eine demokratische Mehrheit im Senat. Diese Pattsituation führt zu weniger „Durchregieren“, reduziert jedoch die aus Sicht der Kapitalmärkte vorhandene Sorge, dass weitere milliardenschwere Stimulus-Pakete auf den Weg gebracht werden, die zu höheren Schulden und Zinsen führen, was die Rentenmärkte belasten würde.

Inflationsdaten in Europa und den USA

Die Verbraucherpreise gingen in den USA und Europa zurück und sorgten für eine deutliche Kurserholung an den Anleihe- und Aktienmärkten. Dabei muss man sich noch einmal das Verständnis für Börsen vergegenwärtigen. An der Börse werden Erwartungen gehandelt. Daher waren es nicht die veröffentlichten 7,7% US-Inflation, die für Begeisterung sorgten, sondern schlicht das Unter-schreiten der von den Marktteilnehmern erwarteten 7,9%! Auch die Kernrate stieg „nur“ noch um 6,3%. Alles Zahlenniveaus, die noch im Frühjahr panikartige Verkäufe auslösten. Nunmehr Ausdruck der Hoffnung, dass der Gipfel der Inflation tatsächlich erreicht sein könnte. Für eine echte Entwarnung ist es indes noch zu früh, da die tatsächlichen Zahlen (z.B. Eurozone 10%) immer noch wuchtig sind.

Es stimmt aber zumindest die Richtung und das Narrativ der Disinflation verfestigt sich. Der Preis bleibt unserer Meinung nach dafür jedoch eine Verlangsamung der Konjunktur und damit der Gewinnentwicklung. Es werden noch einige Prognosen angepasst werden müssen, da viele Analysten unserer Meinung nach noch zu optimistisch sind.

Die Skepsis der Marktteilnehmer bezüglich der Konjunkturentwicklung ist zumindest schon ein Stück weit greifbar. Die Rentenmärkte zeigen derzeit eine inverse Zinsstrukturkurve, die z.B. in Deutschland bei den 2/10-Jahrestrukturen so invers wie seit 30 Jahren nicht mehr ist. Zinsstrukturkurven drücken das Verhältnis zwischen kurz- und langfristigen Zinsen aus und eine solche Entwicklung zwischen den Zinsen war in der Vergangenheit ein sehr zuverlässiger Rezessionsindikator.

Insgesamt zeichnet sich ab, dass wir mit dem möglichen Gipfel bei der Inflation auch dem Zenit der Zinserhöhungen recht nahe sind, aber doch länger als gedacht mit höheren Zinsniveaus konfrontiert sein werden. Darauf deuten auch viele Kommentare der Mitglieder der US-Notenbank hin. Somit erwarten wir auf der nächsten Sitzung der FED eine Zinsanhebung von „nur“ noch 50 Basispunkten. Die ganze Tragweite dieses schon jetzt historischen Jahres der Geldpolitik (bisher vollzogene Bremspolitik der US-Notenbank war die schnellste und schärfste Zinserhöhung in der US-Wirtschaftsgeschichte), werden wir erst 2023 in Gänze erkennen. Zinsveränderungen sind träge und wirken der Erfahrung nach erst mit Zeitverzögerung von 6-12 Monaten. Das kann z.B. auch bedeuten, dass just in einem Wirtschaftsabschwung Zinserhöhungen erst ihre Wirkung entfalten und dann ungewollt prozyklisch wirken. Das wird eines der großen Themen des Jahres 2023, in dem wir erwarten, dass Inflation deutlich weniger in den Medien thematisiert werden wird.

Wir bleiben dabei, dass es dann mehr denn je auf die Qualität der Unternehmen ankommen wird. Anlagevehikel, die nur in einer Welt ohne Zinsen oder mit Stimulus-Pakten überleben können, werden es schwer haben. Uns kann das nur recht sein, da wir seit jeher einen Fokus auf liquide Qualität legen. In den USA ist es spannend, was die übergeordneten Trends betrifft. Die vierte Bärenmarktrallye führte uns erneut zur 200Tage-Linie. Schaffen wir den Sprung darüber? Vorerst konsolidieren wir an dieser Marke und bei einer Volatilität unter 20 (erstmals seit August) halten wir uns derzeit ein Stück weit zurück.

Fondsausschüttungen im November

Für unseren Mischfonds Strategie H&H (akt. Aktienquote 59%) war der freundliche Börsenmonat November dafür prädestiniert, die bewährte Struktur beizubehalten und durchlaufen zu lassen und vereinzelte aufgelaufene Kursgewinne zu realisieren. Wertpapierkurse verlaufen grundsätzlich in Trends, die können aufwärts- oder abwärts gerichtet zu sein. Entfernen sich die aktuellen Kursnotierungen zu weit von diesen, erscheint es sinnvoll, aktiv einzugreifen. So realisierten wir erfreuliche Kursgewinne z.B. bei Verkäufen in Aktien von dem Gashersteller Air Liquide, dem Luxusgüterkonzern Kering oder dem Hygieneartikelhersteller Kimberly-Clark. Dieser ist ein Titel, den wir aufgrund des starken Markensortiments und der damit verbundenen Preissetzungsmacht schätzen. Echte Qualität ist in diesen Zeiten gefragt, uns ist jedoch inzwischen die Bewertung (Margen in dieser Branche eher niedrig bei steigender Verschuldung) mit KGV knapp 26 zu teuer. Wir beenden vorerst die erfolgreiche Investition in diesen dividendenstarken Titel, der auch charttechnisch in einem intakten Seitwärtstrend die obere Begrenzung (ca. 140 USD) und unser Kursziel erreicht hat. Kimberly Clark verbleibt auf der Watchlist für einen möglichen Rückkauf. Erfreulich entwickelte sich zuletzt unsere Position in Aktien von Taiwan Semiconductor Manufacturing (TSMC). Das Unternehmen ist für uns ein gelungenes Sinnbild für Unternehmen mit funktionierendem Burggraben. Warren Buffet hat diesen Begriff populär gemacht. Technologisch ist die 1987 gegründete TSMC der unbestrittene Weltmarktführer im Bereich der Chipherstellung. Deren Chips werden immer schneller, immer kleiner, immer stromsparender. Das Unternehmen hat sich durch hohe Kompetenz, Risikobereitschaft und Schnelligkeit ausgezeichnet, was in einem Markt, der von wenigen Anbieter dominiert wird, verlässliche Gewinne in den nächsten Jahren verspricht. Der oben genannte Warren Buffet gab zuletzt bekannt, über seine Holding Berkshire Hathaway in TSMC zu investieren, was dem Aktienkurs Auftrieb gab. Im Bereich der Edelmetalle haben wir Silber nach einem Zwischenspurt in der Quote reduziert. Wir erlebten zuletzt einen sehr dynamischen Anstieg im intakten Aufwärtstrend der letzten Wochen. Am 15.11.2022 haben wir für unsere Anleger eine Ausschüttung von 1,25 EUR / je Anteil vor, was einer Ausschüttungsrendite von 3,24% entsprach.

Auch im Aktienfonds Hansen & Heinrich Universal (akt. Aktienquote 86%) haben wir im Berichtsmonat die steigenden Kurse für Anpassungen genutzt. Die von uns seit Jahren als attraktiv eingeschätzten Unternehmensbeteiligungen von z.B. Linde, Münchener Rück oder Novo Nordisk haben sich gerade in diesem Jahr (mit teilweise zweistelligen Kurszuwächsen) bewährt. Alles Vertreter der von uns eingeforderten Qualität. Aber auch diese können kurzfristig zu stark steigen und zu teuer werden. Auf lange Sicht ist das sicherlich zu vernachlässigen, da wir jedoch davon ausgehen, dass die nächsten Monate herausfordernd bleiben, haben wir enge Call-Optionen auf diese Titel geschrieben und attraktive Stillhalterprämienerträge vereinnahmt. Ebenfalls zulegen konnten die Aktien der Equinor. Vielen wird der alte Name Statoil mehr sagen. Allerdings hat sich nicht nur die Bezeichnung geändert, sondern auch der Inhalt. Equinor ist inzwischen weit mehr als ein klassischer Öl- und Gaskonzern. Sicherlich erfährt das Gasgeschäft derzeit eine Sonderkonjunktur, da Norwegen (und damit Equinor) für Europa die Lieferungen Russlands übernommen hat. Ein Teil der hohen Cashflows geht in Aktienrückkäufe, ein anderer Teil wiederum in den Ausbau der Windenergie, da dieser bei grüner Wasserstofferzeugung elementar sein wird. Die Aktie befindet sich in einem intakten (volatilen) Aufwärtstrend, d.h. sie bleibt als stabiler Dividenden-Bestandteil im Depot, wird jedoch zwischenzeitlich auch rebalanciert. Am 15.11.2022 nahmen wir für die Anleger der Stiftungstranche eine Ausschüttung von 3,25 EUR / je Anteil vor, was einer Ausschüttungsrendite von 3,62% entsprach.

Auch unser H&H Stiftungsfonds (akt. Aktienquote 36%) konnte im November vom Marktumfeld profitieren und im Kurs zulegen. Mit dem Verfallstag wurden eine Reihe von Call-Optionen (z.B. Air Liquide, Eli Lilly, Essilor) ausgeübt. Im Stiftungsfonds stehen der defensive Ansatz und Sicherheit im Mittelpunkt der Gedanken. Stillhaltergeschäfte bieten eine elegante Form in kurzer Laufzeit einen attraktiven Zusatzertrag zu generieren. Das geschieht jedoch mit Aktien, womit wir beim Thema Sicherheit wären. Um die Planbarkeit des Stroms der Zusatzerträge zu erhöhen, wählen wir bewusst tiefe Basispreise, um den Optionsprämienertrag zu erhöhen und das Aktienkursrisiko zu minimieren. Das ist nunmehr im November geschehen. Optionen schreibt man idealerweise in Zeiten hoher Marktunsicherheit. Derzeit konsolidieren die Börsen, wir haben erstmals seit August eine Volatilität unter 20. Das mahnt eindeutig zur Zurückhaltung. Es ist in dem Sinne sogar ideal, da wir in kommenden Phasen erhöhter Volatilität entsprechend (durch die Call-Ausübungen) eine erhöhte Liquiditätsquote haben. Im Hinblick auf die Notenbanksitzungen Mitte Dezember erwarten wir höhere Volatilität. Im Bereich der festverzinslichen Anleihen kamen wir als institutioneller Investor bei Neuemissionen von Anleihen namhafter Emittenten zum Zuge. In diesem Zusammenhang nennen wir gerne Adressen wie Booking Holding, ING Groep, Nestle, RCI Banque oder Schneider Electric. Wir machen uns weiterhin für unsere Anleger auf die Suche nach Erträgen, die wir in ganz unterschiedlichen Quellen finden. Wichtig bleibt hierbei, das Risiko im Blick zu behalten.

Ihr Hansen & Heinrich Portfoliomanagement-Team