Von großen Gewinnern und kleinen Verlierern

Der erste Handelsmonat liegt hinter uns und brachte eine Vielzahl interessanter Entwicklungen. Nach einer zunächst durchwachsenen ersten Handelswoche, setzten insbesondere die „Glorreichen Sechs“ (abgesehen von Tesla, welches sich nach enttäuschenden Zahlen und negativer Kursreaktion vorerst aus dem illustren Kreis verabschiedet hat) zu einem Aufschwung an und schoben aufgrund ihrer hohen Gewichtung die wichtigsten US-Aktienindizes an. Gestützt wurden die Kurse in den USA zusätzlich vom robusten US-BIP (3,3% im 4. Quartal, erwartet waren 2,0%) und einer bislang besser als erwartet verlaufenden Berichtssaison.

Diese Dynamik wirkte sich ebenfalls positiv auf europäische und japanische „Blue-Chips“ aus. Hingegen dominierten bei Aktien aus Schwellenländern, insbesondere China (z.B. Hang Seng zeitweise über 13% Minus), wiederholt die roten Vorzeichen, wenngleich die jüngsten Stimulus-Ankündigungen der chinesischen Regierung die Verluste etwas reduzieren konnten.

Das ist jedoch nur eine Seite der Medaille. Nebenwerte notieren in diesem Jahr weltweit im Minus, was selbst in den USA, einem Markt, in dem die hochkapitalisierten Standardtitel haussieren, zu beobachten ist. Der Russell 2000 beispielsweise liegt fast 4% im Minus. Wir beobachten weiterhin eine geringe Marktbreite, wie am Beispiel des weltweit wichtigsten und bekanntesten Aktienindex, dem S&P500, deutlich wird. Der US-Aktienindex markierte im Januar 2024 nach zwei Jahren ein neues Allzeithoch. Gemäß Fact Set-Daten verzeichneten aber weniger als die Hälfte der im Index notierten Aktien eine positive Rendite seit dem vorherigen Allzeithoch im Januar 2022. Der Index wird inzwischen von wenigen hochkapitalisierten Titeln, insbesondere den „Glorreichen Sechs“ getragen. Noch ein Zahlenbeispiel zur Illustration: Der S&P500-Index notiert in diesem Jahr ca. 1,5% im Plus, der S&P500 Equal-Weight (alle Aktien gleichgewichtet) hingegen ca. 1% im Minus.  Unterschiedliche Welten spiegeln sich auch in der Bewertung wider.

Berichtssaison nimmt Fahrt auf

Die deutlich erhöhte Bewertung (durchschnittliches KGV „Glorreiche Sieben“ bei 35, dagegen KGV S&P500 bei 18) wird noch akzeptiert, da sechs der Titel glaubhaft vermitteln können, dass sie vor dem Hintergrund der KI-Euphorie in der Lage sein werden, in diese Bewertung hineinzuwachsen. Tesla gelang das zuletzt schon nicht mehr. Ein KGV von über 60 passt schlicht nicht zu einem Auto-Titel und das Robotik-Narrativ spielt derzeit nur eine untergeordnete Rolle bei den Anlegern. Umso wichtiger wird die laufende Berichtssaison, die Anfang Februar richtig Fahrt aufnehmen wird, da dann die namhaften Technologieunternehmen Zahlen vorlegen werden. Festzuhalten bleibt schon jetzt, dass gute wie schlechte Zahlen, ohne weiteres das Potenzial haben, Kursreaktionen auch im prozentual zweistelligen Rahmen, nach sich zu ziehen (Bsp. ASML, LVMH, Netflix im positiven, aber auch 3M, Tesla oder United Health im negativen Sinne).

Auf der Rentenseite fielen im Januar insbesondere Kursrückgänge bei länger laufenden deutschen Staatsanleihen auf, die sich in einem fallenden Bund-Future und entsprechenden steigenden Renditen widerspiegelten.

Die EZB-Sitzung brachte, wie erwartet, wenig Neues – „Zinssenkungen werden kommen, aber Marktteilnehmer sollen ihre Euphorie zügeln“. So lässt sich die Presseerklärung von Christine Lagarde zusammenfassen. Somit bleibt das Zinsniveau im Euro-Raum auf hohem Niveau, da die EZB den Leitzins zum dritten Mal in Folge unverändert bei derzeit 4,5% beließ.

Die Außendarstellung der Notenbanken ähnelt einem Triptychon. Auf der einen Seite wollen sie einen erneuten Anstieg der Inflation verhindern, wollen aber auf der anderen Seite auch nicht die Industrie und Verbraucher belasten und die Konjunktur in eine Rezession treiben. In der Mitte steht indes der Faktor Glaubwürdigkeit, da die Notenbanken die erste Phase des Inflationsanstiegs massiv unterschätzt haben.

Die Inflationsrate war in Europa zuletzt von der Spitze mit 10,6% im Oktober 2022 auf 2,4% im November 2023 gefallen. Im Dezember stieg die Teuerungsrate wieder auf 2,9%, wenngleich hierbei auch statistische Basiseffekte (Eingriffe des Staates) berücksichtigt werden müssen. Die desaströse Verfassung des Schwergewichts Deutschlands (z.B. PMI bei nur 45, weiter sinkender ifo-Geschäftsklimaindex oder Einbruch beim GfK-Konsumklima) lassen früher oder später wohl kaum eine andere Wahl als die eines Stimulus zu.

Die amerikanische Fed drehte eine Woche später ebenfalls nicht an der Zinsschraube. Die US-Notenbanker befinden sich allerdings in einer gänzlich anderen Ausgangslage als ihre Kollegen in der alten Welt. Wirtschaft und Arbeitsmarkt brummen, die Verbraucher und Industrie sind von Zuversicht getrieben. Allerdings betont Fed-Chef Jerome Powell wiederholt die Relevanz der Daten. Erst ein nachhaltiger Rückgang der Inflation Richtung 2% in Kombination mit einer Abkühlung am Arbeitsmarkt, insbesondere bei der Entwicklung der Stundenlöhne, wird Zinssenkungen nach sich ziehen. Bildlich gesprochen: Die Fed versteht die Zinserhöhungen als eine Art Antibiotikum, welches man wie bei einer Krankheit bis zum Schluss der Packung einnehmen muss, selbst dann, wenn die Symptome sich schon bessern.

Die erneute Eskalation des Nahostkonfliktes seit Oktober zeigte bislang keine klaren Auswirkungen auf die Kapitalmärkte, da eine befürchtete Ausweitung, insbesondere auf den Iran, nicht zu erkennen war. Mit den jüngsten Geschehnissen um die Hisbollah (Tötung des Vizechefs der Hamas in Beirut), aber auch die Schwierigkeiten (Huthi-Rebellen) für Frachter, das Rote Meer zu passieren und stattdessen kosten- und zeitintensiv die Route um Afrika zu nehmen, sind steigende Energie- und Frachtpreise wieder als mögliche Preistreiber im Spiel. Das werden die Notenbanken definitiv im Blick haben, zumal sich auch die Route durch den Panamakanal aufgrund von Niedrigwasser verteuert hat.

Abseits dieses aktuellen Grundrauschen sind wir der Überzeugung, dass die Inflation aufgrund der preistreibenden disruptiven Trends der 2020er Jahre (Deglobalisierung, Demographie und Dekarbonisierung) eher bei 2-4% anstatt bei 0-2% (2010er) liegen wird. Dies erfordert möglicherweise eine Anpassung der Notenbankpolitik, sprich das 2% Ziel aufzugeben, ohne dies aufzugeben.

Positiver Start unserer Investmentfonds ins Jahr 2024

Im Portfolio des Hansen & Heinrich Universal (aktuelle Aktienquote 89%) haben wir die Investitionsquote beibehalten und konnten so vom erfreulichen Markttrend profitieren und erfolgreich ins neue Jahr starten (1,82% vs. Benchmark 0,82%). Im Zusammenhang mit dem Verfallstag von Stillhaltergeschäften an der Eurex, ergaben sich auf Ebene der Einzeltitel Veränderungen. So haben wir unsere Aktienbestände an Alibaba, Apple, BYD, Caterpillar, Equinor, Pepsi, Procter & Gamble, Rio Tinto und Roche aufgestockt. Reduziert haben wir dagegen Deutsche Börse, Salesforce und Taiwan Semiconductor. Wir bleiben dabei, dass Qualität (hohe Eigenkapitalrendite, niedrige Verschuldung, Preissetzungsmacht) und Diversifikation Trumpf bleiben. Das Marktumfeld bleibt herausfordernd, vielfach müssen sich Investoren erst wieder an sich verschlechternde Finanzierungsbedingungen gewöhnen. Das wird zu Lasten der Margen gehen, sofern man höhere Kosten nicht an den Endverbraucher weiterreichen kann. Sollte das längere Zeit nicht möglich sein, können sich dann auch optisch günstige Bewertungen schnell relativieren und zu Kursverlusten führen. Auch innerhalb der einzelnen Sektoren wird stärker differenziert werden (müssen), wir erleben das z.B. in der Automobilbranche extrem, wie sehr die Kluft zwischen „Gewinnern“ und „Verlierern“ auseinandergeht. Technologie (Stichwort KI), Basiskonsum sowie Gesundheit stehen weiter für unsere derzeit favorisierte Branchen. Eine Beimischung aus dem Energiesektor erscheint als Absicherung gegen die vorab skizzierten geopolitischen Risiken ratsam, zumal diese Unternehmen attraktiv bewertet sind. Eine erfreuliche Kursentwicklung zeigten im Januar die Aktien von ASML. ASML bietet Chipherstellern Hardware, Software und Dienstleistungen an, die für die Massenproduktion von Mikrochips benötigt werden. Kunden sind u.a. TSMC, Samsung oder Intel. Mit mehr als 42.000 Mitarbeitern ist man an über 60 Standorten weltweit vertreten. Die jüngsten Zahlen fielen besser als erwartet aus, insbesondere das Auftragspolster von fast 40 Mrd. Euro (zuletzt neue Bestellungen von über 9 Mrd. Euro) beeindruckt. Der ASML-Kursverlauf ist volatil, da das China-Geschäft unter hohen politischen Druck (Exportverbot für EUV-Anlagen) steht. Daher werden wir die Schwankungen regelmäßig für Optionen nutzen.

Im H&H Stiftungsfonds (aktuelle Aktienquote 36%) sind wir ebenfalls erfreulich ins Jahr 2024 gestartet. Die Aktienquote hatten wir zuletzt leicht reduziert und dagegen die rückläufigen Kurse bei festverzinslichen Wertpapieren genutzt, um das Exposure dort auszubauen. So haben wir im Bereich der Anleihen unsere Bestände von Emittenten wie ABB, Astrazeneca, Enel, Kering oder Sandoz aufgestockt. Sie bieten weiter attraktive Ablaufrenditen, die für klassische Privatanleger aufgrund der Emissionsbedingungen kaum umzusetzen sind. Im Bereich der Aktien haben wir Bestände an Aktien von Allianz, Microsoft, TSMC oder Waste Management jeweils mit Gewinnen leicht reduziert. Dagegen haben wir Aktien von z.B. Adobe, Automatic Data Processing, Barry Callebaut, Enel, Kerry Group, Kimberly-Clark, Medtronic, Reckitt Benckiser oder Sanofi aufgestockt. Europa liegt im Bereich der Technologieaktien deutlich hinter den USA und China zurück. Neben der oben beschriebenen ASML erlebt SAP eine Renaissance und beide Titel gehören zu den wenigen europäischen Erfolgsgeschichten im Tech-Bereich. Das Unternehmen präsentierte zuletzt starke Zahlen, wovon unsere Aktienbeteiligung deutlich profitieren konnte. Mit dem laufenden Konzernumbau will SAP seinen Fokus auf die Künstliche Intelligenz schärfen. Damit entfernt man sich immer weiter vom Prinzip des einmaligen Verkaufs von Betriebssoftware. Es geht vielmehr um wiederkehrende Einnahmen aus Abo-Modellen, die die Künstliche Intelligenz, die Cloud und die Betriebe als Endnutzer zusammenbringen. Beim Ausblick konnte SAP sowohl bei Umsatz als auch Gewinn die Erwartungen der Analysten übertreffen. Mit dem jüngsten Kursanstieg kratzt das Unternehmen an der Marke von 200 Mrd. Marktkapitalisierung, im Vergleich zu den USA sicherlich wenig bemerkenswert, ist es jedoch für den deutschen Börsenstandort ein echtes Zugpferd. Im Dax ist die SAP inzwischen mit mehr als 12% gewichtet! Der Bereich der Cloud kann ihren Beitrag für Nachhaltigkeit sorgen, indem sie Ressourcen effizienter nutzt. Durch die Konsolidierung von Datenzentren werden Auslastungen optimiert und so der Einsatz von Energie effizienter gestaltet. Dezentrales Arbeiten, insbesondere zur Vermeidung von CO₂, kann bei gleicher Qualität, ein wesentlicher Baustein für die Zukunft sein.

H&H Managed Depots

Mit den Hansen & Heinrich Managed Depots erhalten Sie den unkomplizierten und direkten Zugang zu einer fondsgebundenen Vermögensverwaltung. Dabei haben Sie die Wahl aus fünf unterschiedlichen Strategien – und entscheiden gemeinsam mit unseren erfahrenen Finanzmarktexperten, welche am besten zu Ihrer Lebenssituation und Ihren individuellen Zielen passt. Die Investition selbst erfolgt in Form einer Einmalanlage oder in Kombination mit Sparplänen. Hinzu kommt ein regelmäßiges Reporting.