Börsenmonat Dezember exemplarisch für das Gesamtjahr 2022
Exemplarisch für das Börsenjahr ging es auch im letzten Handelsmonat sowohl für Aktien- als auch Rentenkurse abwärts. Auf Jahressicht verloren die gängigen deutschen Aktienindizes zwischen 12% und 29% und hielten sich damit teilweise besser als die amerikanischen Börsen. Den einen Grund für diese Entwicklung gab es nicht. Wir befinden uns weiterhin vor der viel zitierten Nebelwand. Der Angriffskrieg Russlands ist weiter in vollem Gange, welcher Energiepreise und damit Inflation befeuert(e). Die Notenbanken hatten diese wiederum lange nur als vorübergehend eingeschätzt und waren mit Ihrer Geldpolitik entsprechend zu locker. Inzwischen ist der Inflationsbekämpfung alles untergeordnet, auch der Preis einer Rezession wird einkalkuliert. Gerade die EZB zeigte sich zuletzt falkenhaft, man hatte fast den Eindruck, die Bundesbank hätte das Manuskript geschrieben.
In Folge der Zinserhöhungen stieg die Rendite deutscher Bundesanleihen im Jahr 2022 von -0,12% auf rund 2,5%, was spiegelverkehrt für heftige und teilweise historische Kursrückgänge (RexP -17%) sorgte. Auch der Immobilienmarkt leidet, ist er doch von gestiegenen Zinsen, erhöhten Baukosten und Rezessionsangst tangiert. Der Markt trocknet teilweise aus, Aktien aus diesem Segment verloren entsprechend heftig (zwischen 50-90%). Die vom Bundeskanzler Olaf Scholz beschworene Zeitenwende half dagegen Rüstungsaktien. Sind sie in diesen Zeiten sogar nachhaltig? Diese Frage zeigt, dass sich einige Gewissheiten aufgelöst haben.
2022 hatte aber auch was Gutes. Die Zeit des billigen Geldes und damit der heißen Luft in vielen Hoffnungswerten ist vorbei. Das ist langfristig gesund, ebenso, dass der Fokus auf Qualität wieder stärker in den Mittelpunkt rücken wird. Der Dezember konnte zu Beginn noch den Schwung aus dem Oktober und November verteidigen. Dabei half auch die Bekanntmachung, dass die chinesische Regierung eine Abkehr von der strengen Null-COVID-Strategie plane und diese auch teilweise schon umgesetzt hat. Das erhöht die Aussicht auf stabilere Lieferketten und konjunkturelle Nachfrage. Diese Perspektive könnte dann zu einer sinkenden Inflationserwartung führen, was die Voraussetzung ist, dass sich die Zinsannahmen der Anleger beruhigen. Solange das nicht gewährleistet ist, bleibt es an den Kapitalmärkten unruhig.
Am 14. und 15. des Monats sorgten einflussreiche Notenbanken mit ihren falkenhaften Tönen für eine kalte Dusche. FED und EZB haben erneut den Prioritätenwechsel betont – man ordnet alles der Inflationsbekämpfung unter. Das bedeutet, dass selbst wenn Zinsen nicht mehr steigen, sie länger auf erhöhtem Niveau verbleiben werden. Für Volatilität sorgte jedoch vor allem der Umstand, dass der Markt das nicht unbedingt glaubt. Die FED sieht den Gipfel bei 5,1%, der Markt jedoch bei eher 4,3%. Das wird das zentrale Thema des kommenden Jahres werden. Wie schnell sinkt die Inflation? Wie rasch verlangsamt sich das Wachstum, so dass Zinssenkungen ein Thema werden? Höhere Zinsen werden Gewinnerwartungen stärker abdiskontieren, die Refinanzierung verteuern und den Konsum beeinflussen.
Das klingt alles recht widersprüchlich und anstrengend. Das kann man nicht vollends leugnen und doch gilt es, nicht zu verzweifeln und sich zurückzuziehen. Es gilt, seinen Investitionskompass zu justieren. Es ist jetzt nicht die Zeit, blind Indizes zu kaufen oder sich einseitig aufzustellen. Im Gegenteil, gilt gerade in diesen Zeiten mehr denn je, wofür u.a. Harry Markowitz den Nobelpreis der Wirtschaftswissenschaften erhielt: Stelle dich breit auf, kenne die Funktionsweisen deiner Wertpapiere und kombiniere defensive mit offensiven Anlageeigenschaften. In Summe reduzieren sie das Gesamtrisiko. Darum geht es im Moment. Mit Qualität aktiv und flexibel durch die nächsten Monate zu kommen, bis sich die Nebelwand an Problemen nach und nach auflöst. Diese Zeit bleibt in der Tat herausfordernd. In den USA erleben wir eine deutliche Verschlechterung des monetären Umfeldes. Steigende Zinsen, Bilanzabbau der FED, was in Summe zu einer Reduzierung der Marktliquidität führt. In Europa wird das Thema der Energiesicherheit und der Energiepreise in 2023 deutlich nach oben auf die Agenda kommen. Die Gasspeicher sind derzeit voll. Man konnte diese ausreichend auffüllen, da bis in den Sommer hinein noch russisches Gas floss. Das fällt weg, denn bislang haben wir einen milden Winter. Die USA zeigten zuletzt, dass sich das auch schnell ändern kann. Zudem ist die Atomversorgung Frankreichs weiterhin problematisch. Der Wettbewerbsnachteil Europas kann jederzeit zunehmen, sobald sich die Energiekosten sprungartig verteuern.
Langfristig folgt einem Bärenmarkt immer ein Bullenmarkt, der in der Regel deutlich länger anhält. Sich in solchen Phasen komplett auf Timing zu verlassen, erweist sich oft als teures Missverständnis. Wir überbrücken die Phase bis zum Abschluss des Bärenmarktes mit fundamentaler Bilanzqualität, die vielfach kontinuierlich Dividende ausschüttet. Zudem darf man nicht vergessen – im Bereich der festverzinslichen Anlagen ergeben sich inzwischen ja wieder attraktive Renditen. Viele verkennen beim täglichen Betrachten die übergeordnete Ebene. Sicherlich war das letzte Jahr ein enttäuschendes, da bis auf wenige energielastige Rohstoffe, vieles im Kurs stark sank und gerade die Diversifizierung aus Aktien und Anleihen es nicht vermochte, die Verluste abzufedern. Aber wir sollten bitte nicht so tun, als wäre die Zeit davor „normal“ gewesen. Wir kommen aus dem Jahrzehnt des billigen Geldes, was vieles übertüncht und verzerrt hat: Stichworte wie Negativzinsen, MMT, SPACs oder über 20.000 verschiedene Kryptowährungen sind bitte nicht als Ausdruck der guten alten Zeit zu verstehen. Vielleicht sind wir jetzt der echten Wahrheit näher als damals. Uns kann das nur recht sein. Zinsen sind ein wichtiger Risikoindikator und führen dazu, dass Geld weniger fehlallokiert wird. Das hilft Qualitätsaktien, ihre Stärken auszuspielen und diese Vertreter haben wir allokiert und halten sie.
In unseren Mischfonds Strategie H&H (akt. Aktienquote 57%) stellen wir uns vorrangig weniger die Frage, ob Aktie A sich heute besser entwickelt als Aktie B. Es geht um die großen Trends, die abseits von Tagesschwankungen längere Zeit die Wirtschaft und die Kapitalmärkte prägen werden. Diese sind unserer Meinung nach wie vor die gleichen wie vor einem Jahr. Daran hat selbst ein Jahr wie 2022 wenig geändert. Es geht unserer Einschätzung nach im laufenden Jahrzehnt um Infrastruktur, Gesundheit/Biotech, Umwelttechnik/Klimawandel, Big Data, Cybersecurity und Telekommunikation. Ein wesentlicher Baustein im Bereich unserer Aktienpositionen ist hierbei der KBI Global Sustainable Infrastructure. Der Schwerpunkt des Portfolios liegt auf nachhaltigen Infrastrukturunternehmen mit langfristigen – häufig staatlich geförderten – Verträgen und stabilen Cashflows. Anleger genießen so einen gewissen Inflationsschutz und können von attraktiven Dividendenrenditen profitieren. Im Gegensatz zu konventionellen Infrastruktur-Investments verzichtet der Fonds auf traditionelle Bereiche wie Öl- oder Gaspipelines sowie Flughafendienste. Stattdessen bietet er einen hohen Anteil in den zukunftsrelevanten Bereichen wie Wasser, saubere Energie oder Lagerung und Transport von Lebensmitteln.
Eine deutliche Outperformance zu den großen Märkten zeigte im letzten Jahr der von uns allokierte Medical Biohealth Fonds. Der auf Small und Mid Caps konzentrierte Investmentfonds zeichnet sich seit vielen Jahren durch eine hohe Expertise aus. Den Wert einer Aktie, die eine kleine innovative Biotech-Unternehmung repräsentiert, kann man natürlich nicht so bewerten wie eine Apple oder Allianz. Daher prüft das Fondsmanagement vielmehr, ob die entwickelten Medikamente neue Therapiestandards setzen können. Wie schmal dieser Grat ist, haben wir in den letzten zwei Jahren z.B. bei der Kursentwicklung von BionTech und CureVac in Deutschland gut beobachten können. Abseits von Impfstoffen geht es um die großen Zivilisationskrankheiten wie Krebs, Rheuma oder Demenz. Für die Bewertung benötigt man Fachkenntnisse, welche das Fondsmanagement besitzt und uns in persönlichen Gesprächen auch regelmäßig präsentiert.
Im Aktienfonds Hansen & Heinrich Universal (akt. Aktienquote 87%) haben wir im Berichtsmonat die fallenden Kurse für Anpassungen genutzt. Die niedrige Volatilität im Vorfeld der Notenbanksitzungen hatte uns signalisiert, sich mit Investitionen zurückzuhalten. Die kurzfristig erhöhte Liquidität haben wir dann im Laufe des Monats in die schwächeren Kurse hinein für Investitionen genutzt. So stockten wir unsere Bestände an Aktien von 3M, Amazon, BASF, BB Biotech, Deutsche Börse, Pfizer und TSMC auf. Kursgewinne realisierten wir bei Verkäufen in Aktien von Münchener Rück und Rio Tinto. Die jüngsten Quartals-Zahlen der Deutsche Börse wussten zu überzeugen, zum dritten Mal in diesem Jahr wurde die Prognose fürs Gesamtjahr angehoben. Wenig verwunderlich, profitiert das Unternehmen von der erhöhten Volatilität und Handelsneigung und der Sondernachfrage nach Gasprodukten. In der Branche herrscht eine Konsolidierungswelle, die eher noch an Fahrt zunehmen wird, da im Zeitalter digitalen und automatisierten Handelns es schlicht um Größe geht. Das Unternehmen ist unserer Meinung nach im Bereich der M&A gut aufgestellt. Die Aktie befindet sich in einem intakten Aufwärtstrend und notierte zuletzt am unteren Ende, was wir zum Einstieg nutzten. Kaum jemand kennt den sperrigen Unternehmensnamen Minnesota Mining and Manufacturing Company, viele schätzen jedoch eines der mehr als 50.000 Produkte, die für den täglichen Bedarf im Angebot sind und unter dem Kürzel 3M vertrieben werden. Die gelben „Post-it-Klebezettel“ sind so etwas wie der Klassiker, man besitzt inzwischen jedoch mehr als 25.000 Patente! Allerdings dienen die gelben Klebezettel als Symbol, dass man auch Alltagsartikel mit einer exzellenten Qualität anbieten kann. Das Jahr hat auch bei 3M Spuren hinterlassen, sorgt aber dafür, dass die Aktie deutlich unter dem langfristigen Durchschnitt bewertet wird. Die Gewinne lagen zuletzt aufgrund des starken USD unter den Erwartungen. Die Dividendenrendite beträgt rund fünf Prozent und wurde seit 65 Jahren ununterbrochen gesteigert.
Auch im H&H Stiftungsfonds (akt. Aktienquote 38%) haben wir in die Kursschwäche hinein, Aktienkäufe getätigt. Konkret benennen können wir hierbei Titel wie Aurubis, Pfizer, Reckitt Benckiser, VISA oder Xylem. Erfreulich und motivierend zugleich ist es, zu erkennen, dass Nachhaltigkeit und Rendite kein Widerspruch sein müssen. Der Dezember war an den Börsen wahrlich ein Monat, der von roten Vorzeichen geprägt war. Und doch hatten wir Aktien im Portfolio, die teilweise deutlich zulegen konnten, z.B. die norwegische Mowi oder eine Vestas. Mowi ist der größte Lachszüchter der Welt und hat Standorte in 25 Ländern. Ernährung ist eines der ganz großen Themen unserer Zeit. 8 Mrd. Menschen leben inzwischen auf der Erde und müssen sich versorgen. Gleichzeitig soll der Fleischkonsum reduziert werden, da für die Rinderzucht viel Wald abgeholzt wird und das ausgestoßene Methangas der Tiere das Klima negativ beeinträchtigt. Fisch ist eine sinnvolle Ernährungskomponente, die es stärker zu nutzen gilt. Die amerikanische Xylem ist im Bereich Wasser unterwegs und stellt Pumpen und Filter her. Wir leben zwar auf dem blauen Planeten, aber nutzbares Wasser wird rapide knapper. Die wertvolle Ressource wieder aufzubereiten ist hierbei ein elementarer Baustein. Diese Nische besetzt Xylem schon länger erfolgreich und zahlt dabei auch eine Dividende. Wir verfolgen weiterhin einen strengen ESG-Auswahlprozess, der uns bei der Suche nach nachhaltigen Geschäftsmodellen mit Kennzahlen objektiv unterstützt. ESG ist unserer Meinung nach mehr als nur eine temporäre Modeerscheinung. Am 15.12.2022 haben wir für unsere Anleger eine Ausschüttung in Höhe von EUR 3,00 pro Anteil in der Anteilsklasse A und B vorgenommen, was einer Ausschüttungsrendite von ca. 3,26% entsprach.
Ihr Hansen & Heinrich Portfoliomanagement-Team