Ein Juni der zwei Hälften

Der Monat Juni lässt sich in zwei Erzählabschnitte aufteilen. Die erste Hälfte stand im Fokus der Notenbanken. Ihr jeweiliger Wirkungsgrad ist nach wie vor groß, gelten sie doch als die Instanz, die den Preis des Geldes bestimmt und somit maßgeblichen Einfluss auf die Inflationsentwicklung hat.

Die EZB erhöhte die Schlüsselsätze um 0,25% und der richtungsweisende Einlagenzinssatz stieg damit auf 3,5%, das höchste Niveau seit 2001. In der Pressekonferenz kündigte EZB-Präsidentin Lagarde zudem weitere Zinsschritte an. Die Fed hingegen pausierte nach zuvor zehn Anhebungen, die Bank of China begann vor dem Hintergrund einer sich abschwächenden Wirtschaft (sowohl Industrieproduktion als auch Einzelhandelsumsätze rückläufig) zu stimulieren und die japanische Zentralbank führt ihr eigenes geldpolitisches Experiment fort. Das war alles weitestgehend erwartet worden und sorgte somit nicht für ein Ende der freundlichen Kursentwicklung bei Aktien.

Rapider Stimmungswechsel

Will man die bisherige Kursentwicklung des Jahres 2023 einordnen, kommt man um den Faktor Psychologie nicht herum. Das stärkste Argument für steigende Aktienkurse ist schlicht steigende Aktienkurse, sprich „die Angst mögliche Kursgewinne zu verpassen“. Gleichzeitig erinnern wir uns, wie gegensätzlich die Stimmung noch vor kurzem war. Im März ließ Unruhe bei US-Regionalbanken „Lehman-2.0“-Sorgen wach werden, die zu umfangreichen Absicherungen („Angst vor weiteren Verlusten“) bei vielen Institutionellen Investoren führten. Diese verpassen nunmehr Stück für Stück den derzeitigen Kursanstieg, lösen sukzessive Absicherungen auf und sorgen durch diese Eindeckungen selbst für weitere Kursanstiege.

Die entscheidende Notenbank ist und bleibt die amerikanische Fed. Auf der dortigen Pressekonferenz stellte Powell zwei weitere Erhöhungen (Zins-Pfad nun 5,6% nach zuvor 5,1%) bis Jahresende in Aussicht. Ob die beschlossene Zinspause für einen Monat sinnvoll erscheint, bleibt abzuwarten, da bis zur nächsten Fed-Tagung wenige Daten veröffentlicht werden. Zugleich hat die Fed die Wachstumsprognose erhöht. Warum dann warten? Der Preisanstieg in den USA hat sich im Mai wiederum deutlicher als erwartet verlangsamt und die Inflationsrate ist von 4,9% auf 4,0% (erw. 4,1%) gesunken. Für Juni gehen Experten inzwischen von „nur“ noch rund 3% aus. Das stützt das Narrativ des Marktes, dass vermutlich nicht zwei Zinserhöhungen folgen. Die scharfe Rhetorik der Fed soll aber wohl deutlich machen, dass sich nicht zwangsläufig Zinssenkungen anschließen werden. Markt und Notenbank kommen derzeit schlicht zu unterschiedlichen Interpretationen.

Der zweite Teil des Erzählabschnittes stand ohne wichtige Nachrichten ganz im Zeichen einer Konsolidierung, wenngleich aufgrund des freundlichen ersten Halbjahrs (mit Ausnahme Chinas) mit einem positiven Grundton. Weder Bullen noch Bären konnten sich nachhaltig durchsetzen. Man fragt sich, was der nächste stärkere Impuls sein könnte. Bislang waren es die KI-Euphorie und Erleichterung über das Ausbleiben eines Bankenbebens, die sich als wesentliche Kurstreiber im laufenden Kalenderjahr herausstellten.

Zinsstrukturkurve so invers wie seit 30 Jahren nicht mehr

Richtig spannend wird es ab Mitte Juli, sobald die Berichtssaison startet. Die Zahlenausweise zum ersten Quartal waren besser ausgefallen als erwartet, wenngleich das auch die Krux für die nahende Berichtssaison ist. Die Erwartungen sind dieses Mal höher, was hier und da Enttäuschungen mit entsprechenden Kursrückgängen nach sich ziehen wird. Wir konnten zuletzt eine Reihe von Gewinnwarnungen in Deutschland vernehmen. Die deutsche Wirtschaft, die sich ohnehin schon in einer technischen Rezession befindet, zeigt weiterhin wenig Besserung. Die Einkaufsmanagerdaten machen deutlich, dass der Dienstleistungs-Sektor (54,1 nach 57,2) zunehmend von der schwächelnden Industrie (41 nach 43,2) belastet wird. Werte unter 50 stehen für den Kontraktionsbereich. Spannend ist die Deutung der Zahlen. Die erhöhten Aktienkurse preisen ein, dass wir dem Zinsgipfel nahe sind und sich schon bald die Konditionen für die Wirtschaft wieder bessern werden. Der Anleihemarkt hingegen erkennt eine sich verfestigende Rezession. Die Zinsstrukturkurve ist schon länger invers, allerdings ist der Renditeabstand mit über 0,8% so hoch wie seit 1992 nicht mehr. Inverse Zinsstrukturkurven entstehen, da man davon ausgeht, dass die Notenbank weiter die Zinsen erhöht, was Auswirkungen auf die kurzen Zinsen hat. Am langen Ende vermutet man, dass früher oder später die Zinsen gesenkt werden, da die Inflation aufgrund einer Rezession fällt und Stimulus von Nöten ist. In den USA nähert sich die 2-Jahres-Rendite wieder der 5%-Marke, die wir zuletzt im März hatten. Auffällig bleibt das harte „wording“ einiger Notenbanker, die von „Jahren hoher Zinsen“ ausgehen. Selbige konnten 2021/22 die Inflation nicht einmal über Monate korrekt einschätzen.

Unser Aktienfonds Hansen & Heinrich Universal (akt. Aktienquote 83%) konnte im Berichtsmonat weiter zulegen und seinen freundlichen Trend der letzten Monate mit entsprechender Outperformance zur Benchmark fortführen (10,5% vs. 8,51%). Wir favorisieren weiterhin resiliente Titel, denen es in einem inflationären Umfeld gelingt, gestiegene Kosten an ihre Kunden und Kundinnen weiterzugeben, ohne dabei Marktanteile zu verlieren oder Margen zu belasten. Daher finden sich unter unseren Toppositionen nach wie vor Unternehmen wie z.B. Johnson & Johnson, Microsoft, Nestle, Pepsi oder Procter & Gamble. Beim Thema Burggraben durch ein entsprechendes starkes Branding sind wir zwangsläufig schnell bei Apple. Mit seiner jüngsten Präsentation seines Mixed-Reality Headset „Vision Pro“ konnte Apple Fantasie erzeugen und ist nun mehr als 3 Billionen USD an der Börse wert. Das entspricht mehr als der Summe der fünf US-Sektoren (REITs, Rohstoffe, Stromversorger, Energie und Grundnahrungsmittel) zusammen. Es ist das erste größere neue Hardware-Produkt seit fast zehn Jahren. Die neue VR/AR-Brille soll mehr als 3.500 USD kosten. Man geht bewusst zum Start der Produkteinführung nicht in den Massenmarkt. Das war auch beim I-Phone so. Daher verbleibt Apple weiter als solider Growth-Titel im Portfolio, wenngleich wir uns sukzessive den nächsten gestaffelten Verkaufs-Limiten nähern. Wesentliche Beiträge zur positiven Wertentwicklung lieferten im Juni insbesondere unsere Aktienbestände in Equinor, Home Depot, L’Oréal oder Nvidia. Im Juni reduzierten wir unsere Aktienbestände von z.B. 3M, ASML, Deutsche Telekom oder Microsoft. Aufgestockt haben wir dagegen Aktien von Abbvie, Coca-Cola, Deere & Co., Eli Lilly, McDonald`s, Nestle, Nextera Energy oder Pepsi. Nextera Energy ist das größte börsennotierte Energieversorgungsunternehmen der USA. Uns überzeugt die Mischung aus klassischer Produktion und dem großen Willen, die Transformation in den Bereich der erneuerbaren Energien nicht nur umzusetzen, sondern dort auch global führend zu werden. Außerdem ist Nextera Energy inzwischen der größte Solarbetreiber der USA und entwickelt dabei auch Batteriespeichersysteme. Die mittelfristigen Ziele bei der Gewinnverwendung lassen eine attraktive Dividendenpolitik (pro Jahr +10% Steigerung) erwarten. Vor dem Hintergrund der nach wie vor niedrigen Volatilität halten wir uns vorerst mit Stillhaltergeschäften zurück. Die Liquidität verbleibt verzinst auf dem Konto. Wir erwarten mit Beginn der Berichtssaison deutlich mehr Schwankung am Markt und werden dann die freie Liquidität zu deutlich attraktiveren Konditionen einsetzen. Die Outperformance zur Benchmark bestätigt uns in diesem umsichtigen Vorgehen.

Im H&H Stiftungsfonds (akt. Aktienquote 37%) wurde im Juni die im letzten Bericht avisierte Fusion unserer beiden Mischfonds erfolgreich vollzogen. Wesentliche Veränderungen in den Quoten wurden nicht vorgenommen. In Summe mussten nur wenige Anpassungen umgesetzt werden, da der Fokus auf Qualität und eine fortlaufend strenge Berücksichtigung der Aspekte Umwelt, Soziales und Unternehmensführung in beiden Fonds vorab auch schon einzeln berücksichtigt und umgesetzt wurde. Im Bereich der festverzinslichen Wertpapiere kamen wir als Institutioneller Investor bei Neuemissionen von bonitätsstarken Anleihen von z.B. ASML, Danone, Linde oder Saint-Gobain zum Zuge. Die Konditionen im mittelfristigen Laufzeitensegment haben sich für Investoren in den letzten Monaten spürbar verbessert. Je nach Bonität sind Emissions-Renditen zwischen 3,5% und 4,5% p.a. möglich und bilden damit eine starke Basis für unsere jährlich geplante Ausschüttung im Dezember. Wir streben seit Auflage eine stabile Ausschüttung von mindestens 3% an. Diesen Anspruch konnten wir auch in den letzten Jahren, trotz negativer Zinsen, immer einhalten. Die Basis des Portfolios bildeten damals wie heute Unternehmensanleihen, allerdings war in den Vorjahren mehr Aktivität gefragt, um überhaupt positive Renditen durch Handelsgewinne zu erzielen. Nunmehr können wir das Gesamtrisiko nochmals reduzieren, da wir planbare Renditen über dem angestrebtem Ausschüttungsniveau haben. Diese können wir als Glättungsreserve für stabile Ausschüttungen der Zukunft betrachten. Unsere Anleger und Anlegerinnen, insbesondere unsere Stiftungen, die gemeinnützige Zwecke erfüllen, wissen das sehr zu schätzen.

Im Bereich der Aktien wusste zuletzt die Xylem zu überzeugen. Das US-Unternehmen ist nach dem Wasserleitsystem der Pflanzen benannt, das dem Transport und der Verteilung des Wassers dient. Konkret ist Xylem ein globaler Anbieter von Technologien und Lösungen für den Bereich der Wasserwirtschaft. Immer deutlicher rückt der Allgemeinheit ins Bewusstsein, dass Wasser mehr bedeutet als nur den Hahn aufzudrehen. Eine verlässliche Versorgung, die Aufbereitung und die Reduzierung von Wasserverschwendung sind elementar. Xylem deckt die komplette Wertschöpfungskette wie Versorgungssysteme, Abwassermanagement, Wasseraufbereitung und die Analyse und Überwachung von Wasserkreisläufen an. Als Kunden zählt das Unternehmen nicht nur Kommunen, sondern auch Industrieunternehmen sowie landwirtschaftliche Betriebe. Damit spiegelt sich Xylem perfekt in unserer langfristigen Anlagestrategie, in der es gilt, den Gedanken der Nachhaltigkeit und grünen Transformation vielfach zu leben, wider.

Ihr Hansen & Heinrich Portfoliomanagement-Team

Die Hansen & Heinrich Managed Depots

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