Viele Wahrheiten

1688 wurde das Buch des Ökonomen und Philosophen Joseph de La Vega mit dem Titel „Die Verwirrung der Verwirrungen“ veröffentlicht. Es gilt als die früheste Beschreibung des Börsengeschehens. Es ist bis heute lesenswert, da es auch Aspekte der Behavioral Finance berücksichtigt. Dass die Verhaltens- Ökonomie auch derzeit ein Thema ist, kann man gut daran erkennen, wie schnell man Gefahr laufen kann, von „Breaking News“ getriggert zu werden. „Deutschland in Rezession“, „Schuldenobergrenze in den USA“, „Raketen auf Russland“, „Wassermangel in Südeuropa“ und alles führt natürlich zu einem Crash. Aber so funktioniert Börse nicht. Wir wiederholen uns gerne, dass man tägliches „Marktgeschrei“ schlicht ausblenden muss, ansonsten wird man Gefahr laufen, prozyklische (und dabei oft teure) Entscheidungen zu treffen. Das Jahr bleibt aber auch ein gutes Stück „verwirrend“, weil man nicht genau eruieren kann, was die „echte“ Wahrheit ist.

Tech überragt alles

Im Mai waren nahezu alle US-Sektoren mit Ausnahme des Tech-Bereiches im Minus. Der S&P500 entwickelte sich jedoch in Summe positiv! Dabei gilt aber zu bedenken: Die zehn größten Aktien konnten einen Zuwachs von 8,9% erzielen, die 490 kleinsten einen Rückgang von 4,3%. Es ist eine nach wie vor hohe und ungesunde Konzentration auf die Big Techs (Alphabet, Amazon, Apple, Meta, Microsoft, Nvidia und Tesla) zu beobachten. Warum können sich diese wenigen Aktien vom allgemeinen Umfeld so stark abkoppeln?

Aufgrund ihrer hohen Liquiditätspolster werden sie spätestens seit der Bankenunruhe im März als „Safe haven“ angesehen, gleichzeitig gingen rund um die Pleite der Silicon Valley Bank und dem Ende der Crédit Suisse viele Großanleger umfangreiche Short-Positionen auf den Markt zur Absicherung ein, die diese nunmehr schmerzhaft eindecken müssen. Zudem beflügeln die Anwendung ChatGPT und die Präsentation des neuen „Superrechners“ von Nvidia die enorme Fantasie der Künstlichen Intelligenz (mit entsprechenden Investitionen in Rechenzentren und Halbleitern). In Summe wurde viel Geld aus anderen Branchen in den Sektor für Technologie umgeleitet.

Nebenwerte erzählen mehr als Bluechips

Schaut man sich die amerikanischen (Russell 2000) oder deutschen Nebenwerte (M-DAX) an, ergibt sich ein differenzierteres Bild. Der DAX als Index für deutsche Schwergewichte notiert mit einem Stand von rund 16.000 Punkten freundlich im Kalenderjahr und auch nahe dem Allzeithoch. Der M-DAX ist tendenziell zyklisch ausgerichtet und liefert somit eher ein Bild vom Zustand der Konjunktur, notiert hingegen noch 25% unter dem Allzeithoch!

Auch regional gibt es Unterschiede. Wesentliche europäische Börsen wie Dax oder Euro STOXX 50 verzeichneten im Mai ein Minus zwischen 2% und 3%, China (z.B. CSI300) sogar 6%. Der führende Aktienindex in Hongkong Hang Seng befindet sich nach 20% Minus vom Top per Definition in einem Bärenmarkt. Dabei galten chinesische Aktien gerade noch im Januar als viel beworbene hochattraktive Opportunität. Demnach gilt es, trotz widersprüchlicher oder verwirrender Signale, wachsam und konsequent zu bleiben.

Es gibt derzeit keinen Aktienmarkt, es gibt einen Markt für Aktien, der jeweils sehr unterschiedliche Geschichten erzählt. Diese Aussage ist wichtig in der Beurteilung der Kapitalmärkte. Unsere Antwort bleibt mehr denn je: Qualität. Qualität in der Bilanz, Qualität bei den Produkten und Qualitätsvorsprung im Wettbewerb, unabhängig, ob es sich um ein Pharmaunternehmen, einen Technologietitel oder Lebensmittelhersteller handelt.

Politisches Theater in Washingon

Beim US-Schuldenstreit hat man sich, wie erwartet, in letzter Sekunde geeinigt, das Schuldenlimit wird bis 2025 ausgesetzt. Eine amerikanische Interpretation einer Problemlösung, zumindest hat man es aus dem Wahlkampf 2024 rausbekommen. Aber die Kassen sind im wahrsten Sinne leergefegt und müssen mit Neuemissionen aufgefüllt werden. Das absorbiert viel Kapital über die nächsten Monate, was an anderer Stelle fehlt. Das wird unserer Einschätzung nach die wesentliche Frage des Sommers werden. Branchenexperten gehen davon aus, dass der US-Staat Neuemissionen mit einem Volumen zwischen 600 und 800 Mrd. US-Dollar platziert. Aus welcher Quelle stammt die Nachfrage? Kommt diese aus den Geldmarktfonds, wäre das liquiditätsneutral und positiv für die Kapitalmärkte. Überzeugen die angebotenen Konditionen nicht, wird die Nachfrage eher aus anderen Quellen stammen (z.B. Aktien), was entsprechend negativ für die Kapitalmärkte wäre.

Wir gehen nach wie vor von einer ausgedehnten Seitwärtsbewegung im Sommer aus, wobei wir erwarten, dass die Volatilität (zuletzt erstmals seit Februar 2020 (Corona) unter 15) wieder stärker Richtung 20 gehen wird, da Liquidität als wesentlicher Schmierstoff geringer wird. Wir werden Phasen haben, in der temporär jeweils eine stärkere Betonung der Chancen, aber auch der Risiken im Mittelpunkt der Berichterstattung stehen. Das wird eine entsprechende Steuerung der Liquiditätsquote nach sich ziehen. Für eine komplette Reduzierung der Liquidität und einer vollständigen Ausreizung der Investitionsquote sehen wir derzeit keine Notwendigkeit, da das Ausmaß der Rezession noch nicht absehbar ist und wie beschrieben sich der Refinanzierungsrahmen (auch abzulesen an der rückläufigen Entwicklung der Geldmenge) weiter verschlechtern wird.

Fondsfusion am 21. Juni

An dieser Stelle sind Sie es gewohnt, verlässliche und konkrete Informationen zu unserem Mischfonds Strategie H&H zu erhalten. Dieses Mal wird sich dieser jedoch hier von Ihnen verabschieden und unserer Einschätzung nach in optimierter Form in anderer Weise fortgeführt werden. Wir möchten Ihnen gerne die Beweggründe erläutern. Wir sind uns sicher, dass die Ausrichtung auf nachhaltigkeitsbezogene Investments weiter an Bedeutung gewinnen wird. Nachhaltigkeit und Rendite müssen sich dabei nicht ausschließen. Im Gegenteil. Ein defensiver Mischfonds ist per Definition nicht nur auf der Suche nach Chancen, sondern soll auch Risiken so weit wie möglich minimieren. Die Beachtung von ESG-Kriterien hilft hierbei, rechtzeitig Risiken z.B. in der Geschäftsführung zu klassifizieren und zu eliminieren. Diesen aufwendigen Prozess setzen wir erfolgreich im H&H Stiftungsfonds um. Aus diesem Grund haben wir uns entschieden, die Vermögen beider Fonds zusammenzulegen und den Strategie H&H im H&H Stiftungsfonds unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit weiterzuführen. Der H&H Stiftungsfonds ist gemäß der Offenlegungsverordnung als Artikel 8-Fonds klassifiziert. Die Verschmelzung wird zum Stichtag 21.06.2023 umgesetzt.

Unser Aktienfonds Hansen & Heinrich Universal (akt. Aktienquote 84%) konnte im Berichtsmonat weiter zulegen und seinen freundlichen Trend der letzten Monate mit entsprechender Outperformance zur Benchmark fortführen (8,97% vs. 6,08%). Wesentliche Beiträge zur positiven Wertentwicklung lieferten insbesondere unsere Aktienbestände in Alphabet, ASML, Nvidia oder TSMC. Im Mai reduzierten wir zum Monatsende hin unsere Aktienbestände von z.B. Nvidia, Oracle oder Sony. Aufgestockt haben wir dagegen Aktien von Abbvie, CVS Health, Deutsche Börse, Equinor, LVMH, Schneider Electric, Thermo Fisher oder Total. Eine gesicherte Energieversorgung, gerade auch für Immobilienbesitzer, treibt derzeit viele um. Energie ist ein knappes und teures Gut und daher steht und fällt vieles mit einem intelligenten Energiemanagement. Wie kann man einzelne Komponenten so steuern, dass sie so effizient und kostengünstig wie möglich eingesetzt werden? Damit liefern sie gerade auch unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit wertvolle Beiträge. Einer der großen Anbieter (vor allem im Industriesektor) ist die französische Schneider Electric, die neben Technik, auch Beratung und Service rund um das Thema Smarthome anbietet. 2022 schloss man mit einem Rekordergebnis ab und die ersten Monate des Jahres 2023 zeigen, dass man den Schwung mitnehmen kann. Die Prognose wurde zuletzt angehoben. Aufgrund der Volatilität bieten sich neben dem Erwerb der Aktie auch kurzlaufende Optionen an. Vor dem Hintergrund der niedrigen Volatilität halten wir uns ansonsten vorerst mit Stillhaltergeschäften zurück. Die Liquidität verbleibt verzinst auf dem Konto. Die Outperformance zur Benchmark bestätigt uns mehr denn je in unserer Titelauswahl mit dem Fokus auf defensive Qualität.

Im H&H Stiftungsfonds (akt. Aktienquote 37%) haben wir im Berichtsmonat keine wesentliche Veränderung an der bewährten Struktur vorgenommen. Im Bereich der festverzinslichen Wertpapiere kamen wir als Institutioneller Investor bei Neuemissionen von Anleihen von z.B. ABB Finance, American Tower, ASML Holding, Grenke-Finance, L’Oréal oder Stora-Enso zum Zuge. Die Laufzeiten sind dabei zwischen zwei und vier Jahren weiterhin bewusst kurzgehalten. Die derzeit erzielbaren Emissionsrenditen bewegen sich je nach Bonität zwischen 3,5% und 4,5%. Im Bereich der Aktien haben wir im Mai z.B. Wertpapiere von Abbvie, Astrazeneca, die schwedische Billerud, Colgate, Ecolab, Elis, Essity, Rentokil, Sonova oder Zoetis nachgekauft. Die britische Rentokil ist ein international führendes Unternehmen im Bereich Schädlingsbekämpfung und Hygienedienstleistungen. Das Unternehmen bietet eine breite Palette von Dienstleistungen an, um Schädlingsprobleme in Unternehmen, öffentlichen Einrichtungen und Privathaushalten zu lösen und zu verhindern. Rentokil ist weltweit tätig und hat Niederlassungen in vielen Ländern und sich in den letzten Jahren verstärkt darauf konzentriert, nachhaltige Praktiken in sein Geschäft zu integrieren. Das Unternehmen hat verschiedene Initiativen und Programme entwickelt, um Umweltauswirkungen durch nichtchemische Methoden zu reduzieren und umweltfreundliche Alternativen zu fördern. Dabei arbeitet Rentokil eng mit seinen Lieferanten zusammen, um die komplette Arbeitskette sukzessive im Bereich der Nachhaltigkeit weiter zu verbessern. Die Aktie befindet sich in einem intakten, langjährigen Aufwärtstrend und verbleibt somit bis auf weiteres im Portfolio. Aktien von Unternehmen mit erfolgreichen Geschäftsmodellen, stabilen Kursverläufen und Ausschüttungen und dem Bestreben im Bereich der Nachhaltigkeit sich stetig zu verbessern und unsere strengen Auswahlkriterien zu erfüllen, sind die Wertpapiere, die wir suchen. An diesem Ansatz messen wir uns täglich und setzen ihn zum Wohle der Anleger und Anlegerinnen erfolgreich um.

Die Hansen & Heinrich Managed Depots

Mit den Hansen & Heinrich Managed Depots erhalten Sie den unkomplizierten und direkten Zugang zu einer fondsgebundenen Vermögensverwaltung. Dabei haben Sie die Wahl aus fünf unterschiedlichen Strategien – und entscheiden gemeinsam mit unseren erfahrenen Finanzmarktexperten, welche am besten zu Ihrer Lebenssituation und Ihren individuellen Zielen passt. Die Investition selbst erfolgt in Form einer Einmalanlage oder in Kombination mit Sparplänen.