Inflation gibt Notenbank vorerst recht

Die von uns zuletzt prognostizierte Seitwärtsbewegung bestimmte dann in der Tat den Februar. Man fragt sich hierbei, was die Indizes auch kurzfristig weiter nach oben treiben soll. Die Themen sind bekannt, wirklich neue Nachrichten gab es nicht. Es gilt weiterhin das Tauziehen zwischen Wachstumsaussichten und Zinsentwicklung.

Bewertung bremst Aktienmarkt aus

Schauen wir uns die Bewertungen an. Der S&P500 weist derzeit ein Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von rund 19 bei einer Risikoprämie von 150 Basispunkten (BP) aus. Vor vier Monaten hatten wir dagegen noch ein KGV von rund 15 bei einer Risikoprämie von 270 BP. Die Berichtssaison war überwiegend in Ordnung und stützt den Markt. Mehr aber auch nicht, um eine weitere Ausweitung der Bewertungen und damit höhere Kurse zu rechtfertigen.

1:0 für die Fed

Auf der anderen Seite hat die US-Notenbank Feddie erste Runde gegen den Markt für sich entschieden. Bis Mitte Februar konnte man den Eindruck gewinnen, als dass der Aktienmarkt der Fed nicht glauben würde und preiste Zinssenkungen für Ende 2023 ein, was zu einem fulminanten Jahresauftakt mit steigenden Aktienkursen führte. Unterschiedliche Notenbanker warnten jedoch wiederholt vor allgemeiner Selbstgefälligkeit und Sorglosigkeit. Wir hatten geschrieben, dass Aktienmarkt und FED selten so weit in der Erwartung auseinander waren.

Das hat sich inzwischen gelegt, spätestens als Mitte Februar entgegen der Markterwartung die Verbraucherpreise auf Vorjahresmonatssicht weniger stark sanken (von 6,5% auf 6,4%) als erwartet und auf Monatssicht (+0,5%) sogar stiegen. Auch die Erzeugerpreise gingen stärker hoch als erwartet. Es gilt also vorerst wieder „Don`t fight the FED“.

Das Narrativ des Aktienmarktes für 2023 (deutlich sinkende Inflation wird zu Zinssenkungen führen) aus dem Januar hat sich somit vorerst erledigt. Wir gehen weiter davon aus, dass die Inflation sinken wird, wenngleich nicht so schnell und schon gar nicht linear. Die Preissteigerungen haben sich im Gegenteil tiefer in viele Bereiche (vor allem Lebensmittel und Wohnkosten) hineingefressen als von zahlreichen Marktteilnehmern erwartet. Auch wird der Lohndruck spürbarer, auch und gerade vor dem Hintergrund niedriger Arbeitslosenquoten und Fachkräftemangel, speziell im Dienstleistungsbereich. Die jüngsten Forderungen in den Tarifverhandlungen zeigen, dass das auch Deutschland betrifft. Wir erwarten eine wellenartige Verlangsamung der Preissteigerungen auch deswegen, weil die Öffnung der chinesischen Wirtschaft nicht nur Auswirkungen auf die Weltwirtschaft, sondern auch auf die Preise haben wird.

Die US-Notenbank hat seit dem März 2020 ihren Leitzins von 0-0,25% auf 4,5-4,75% erhöht. Der Markt erwartet inzwischen selbst ein höheres und längeres Zinsplateau im Bereich von 5,3-5,5%. Zinssenkungen sind vorerst kein Thema, insbesondere vor dem Hintergrund des weiterhin sehr robusten US-Arbeitsmarktes (Arbeitslosenquote fiel zuletzt auf 3,4% (niedrigster Stand seit über 50 Jahren)) wird sich die FED in ihrer restriktiven Gangart bestätigt sehen.

Tauziehen führt zu Seitwärtsbewegung

Man kann es drehen und wenden, wie man will. Die Finanzierungsbedingungen werden sich verschlechtern. Es spricht vieles für ein weiterhin selektives Vorgehen bei der Aktienauswahl – defensive Qualität (saubere Bilanz, solide Gewinnentwicklung, nicht zu hohe Verschuldung, Preissetzungsmacht) bleibt Trumpf. Dementsprechend haben wir seit Mitte des Monats ein tägliches Tauziehen zwischen neuer Euphorie (nach dem guten Januar) und alter Panik (Margendruck) an den Märkten. Ergebnis ist die von uns im letzten Bericht erwartete übergeordnete Seitwärtsbewegung. Auffällige Bewegungen gab es allenfalls in Einzeltiteln, siehe Intel, Moderna oder Vonovia. Wir fühlen uns mit dem Fokus auf Qualität weiterhin gut aufgestellt und begrüßen die Konsolidierung zum Abbau der überkauften Marktlage nach dem Jahresstart ausdrücklich. 2023 wird andere Sichtweisen haben als 2022. Im letzten Jahr war nach dem kriegerischen Angriffs Russlands absehbar, dass Inflation und Zinsen steigen werden.

Disinflation stockt

Das war eine Geschichte. Dieses Jahr werden mehrere Geschichten (Disinflation und wenn ja wie schnell oder doch eine Verfestigung der Inflation oder doch das Überschießen der Notenbanken in ihren Maßnahmen) erzählt werden, was es insbesondere auch für die Notenbanken schwierig machen wird, das richtige Zeitfenster für Maßnahmen zu erwischen. Das wird vor allem die Besonderheit des Rentenmarktes ausmachen, was sich in diesem Jahr durch einen sehr volatilen Bund-Future ausdrückt.

Unser Mischfonds Strategie H&H (akt. Aktienquote 54%) konnte in diesem Umfeld seine ausschüttungsorientierten Wertpapiere weitestgehend durchlaufen lassen. Der Fokus liegt unverändert auf liquiden Dividendenpapieren und festverzinslichen Anleihen. Versprechen diese doch gerade in richtungslosen Marktphasen Stabilität, da sie eine verlässliche Ertragsquelle darstellen.

Darüber hinaus ergänzen wir diesen großen Block um Nischen, in denen wir die großen Trendbewegungen der nächsten Jahre erwarten. Diese versprechen mittelfristig planbares und überdurchschnittliches Wachstum, bei denen wir uns frühzeitig positionieren. Wenig überraschend gehört die grüne Transformation der Gesellschaft und Industrie dazu. Das Ziel der Klimaneutralität wird sich global verfestigen und Energiequellen wie Sonne, Wind und grüner Wasserstoff werden im Energiemix einen höheren Beitrag bekommen. Der amerikanische „Inflation Reduction Act“ oder der europäische „Green Deal“ zeugen davon. Das beschert Anbietern solcher Techniken ein solides Fundament an planbaren Aufträgen in den nächsten Jahren. Wir haben diesbezüglich eine breite Streuung durch den Erwerb eines ETFs auf den S&P Global Clean Energy erreicht. Zu den größten Positionen zählen Enphase Energy Inc., ein Hersteller von Solar- und Speicherlösungen, Solaredge, dem Schwergewicht für Photovoltaik und Wechselrichter und First Solar, dem Hersteller von Photovoltaikmodulen. Investiert wird nur in Unternehmen, die einen gewissen CO2-Emissionsschwellenwert nicht überschreiten. In der Ländergewichtung dominieren die USA mit 43%, gefolgt von China mit 13%. Deutschland ist mit gut 2% vertreten. Das Wertpapier konnte sich zuletzt erfreulich entwickeln und verbleibt bis auf weiteres im Depot.

Gold ist nach wie vor mit rund 5% im Depot gewichtet, für den Fall, dass geopolitische Risiken wieder zunehmen sollten oder die Notenbanken es nicht schaffen, den Kampf gegen die Inflation erfolgreich zu gestalten.

Unser Aktienfonds Hansen & Heinrich Universal (akt. Aktienquote 85%) konnte die globalen Indexverluste abfedern und den Februar sogar mit einem kleinen Plus abschließen. Im Berichtsmonat verkauften bzw. reduzierten wir Aktienbestände in Air Liquide, Allianz, Cisco, Linde, LVMH, Siemens, Sony und VISA. Aufgestockt haben wir dagegen unsere Aktienbestände in Occidental, Pepsi und Rio Tinto. Wir investieren in globale Aktien, die unseren Bewertungskriterien entsprechen. Dabei kombinieren wir sowohl offensive Wachstumswerte („Growth“) als auch defensive Aktien mit Schwerpunkt Dividendenausschüttungen („Value“). Stillhaltergeschäfte ermöglichen uns optimierte Einstiegs- oder Ausstiegsszenarien, da wir zusätzliche Einkünfte erzielen. Mit dem Frühjahr nähert sich, gerade in Europa, die Dividendensaison. Wir schätzen diese kontinuierlichen Erträge, da sie in Summe auf lange Sicht einen wesentlichen Anteil an der Gesamtrendite bedeuten. Wichtig bleibt hierbei, sich noch einmal das Grundverständnis einer Dividende zu vergegenwärtigen. Die Höhe der Dividende sollte nicht das wichtigste Kriterium sein, gerade Aktien mit hohen Dividendenrenditen weisen oft langfristig nicht die beste Wertentwicklung auf oder sind nur so lange hoch, bis der gefallene Kurs durch eine Dividendenkürzung wieder relativiert wird. Entscheidend ist vielmehr, welchen Anteil die gezahlten Ausschüttungen am tatsächlich erzielten Gewinn haben. Vielfach wird zu viel ausgeschüttet, womöglich sogar aus der Substanz. Das ist auf Dauer gefährlich, zumal Mittel für Investitionen oder Innovationen fehlen. Dementsprechend achten wir auf solche Ausschüttungsquoten und investieren tendenziell in Unternehmen mit Ausschüttungsquoten zwischen 40 und 60%. Das lässt Raum, Dividenden kontinuierlich zu steigern und gleichzeitig aktiv ins eigene Wachstum zu investieren. Dieses bildet wiederum die Grundlage für eine erfolgreiche Zukunft. Beispiele finden wir z.B. mit Coca-Cola, Johnson & Johnson, L`Oréal, Novo Nordisk, Procter & Gamble oder Roche. Diese stellen wichtige Vertreter unserer ertragsorientierten Aktien dar.

Im H&H Stiftungsfonds (akt. Aktienquote 37%) haben wir im Bereich der Anleihen im Rahmen von Zeichnungen festverzinsliche Wertpapiere von ABB, IBM, Orsted, Sumitomo Mitsui und Thames Water Utilities erworben. Qualitativ hochwertige Bonds wie sichere Staatsanleihen oder Unternehmen mit entsprechendem Rating liefern inzwischen wieder nennenswerte Renditebeiträge.

Im Bereich der Aktien haben wir im Februar Beteiligungspapiere von Aurubis und Kering erfolgreich veräußert. Aufgestockt haben wir dagegen Wertpapiere von Allianz, Münchener Rück, Solvay, Thermo Fisher Scientific, Tomra Systems oder Verbio. Solvay ist ein spannendes Unternehmen und verkörpert viele scheinbare Widersprüche. Auf der einen Seite steht es für ein 1863 gegründetes Chemieunternehmen aus Belgien. Gleichzeitig ist es global aufgestellt und produziert in über 60 Ländern. Entscheidend für uns ist jedoch, dass das Unternehmen mit Hochdruck auf Nachhaltigkeit und Klimaschutz (Hochleistungskunststoffe für industriellen Leichtbau) transformiert wird und damit ganz neue Perspektiven bietet und damit auch unserem konsequenten Nachhaltigkeitsansatz gerecht wird. Die mittelfristigen Zahlen zeigen, dass eine solche Transformation nicht zu Lasten der Rentabilität gehen muss. Die Ziele wurden erreicht und versprechen weiteres Wachstum. Monatsgewinner mit über 20% Zuwachs waren in unserem Portfolio die Aktien von Gerresheimer. Die jüngst veröffentlichten Zahlen lagen deutlich über den Erwartungen.  Der Spezialist für Verpackungen aus Glas und speziellen Kunststoffen für die Pharma-, Kosmetik- und Lebensmittelindustrie schafft es durch seine Produktqualität, sukzessive die Margen zu steigern. Wir trauen der Aktie weiteres Wachstum zu, da die globale Nachfrage unserer Meinung nach weiter zunehmen wird. Dieses Jahr wird man innerhalb der Indizes mit Einzelaktien vielfach die interessanteren Geschichten finden als in den Indizes selbst.

Die Hansen & Heinrich Managed Depots

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