Stabile Seitenlage
Ein freundlicher Übergangsmonat liegt hinter uns. Im März bestimmte vielfach noch die Frage, ob Schieflagen bei der Silicon Valley Bank, First Republic Bank sowie der Crédit Suisse einen „Lehman 2.0-Moment“ bedeuten könnten, das Geschehen. Mit erstaunlicher Gelassenheit, abzulesen auch an einer sehr geringen Volatilität (V-DAX pendelte sich unter 18 ein), gingen die Märkte nach dem beherzten Eingreifen der US-Notenbank (Einführung neuer Finanzierungsfazilitäten) im April recht zügig zu anderen Themen über. So kurios es auch klingen mag. Der jüngste Kursanstieg resultierte auch aus den Ängsten im März. Warum? Viele Marktteilnehmer sicherten sich in die damalige Kursschwäche hinein gegen weitere Verluste ab.
Fehlende Marktbreite mahnt zur Vorsicht
Gerade auf die hochkapitalisierten „Big-Techs“ aus den USA wurden Short-Positionen aufgesetzt, die wir in der Quote seit über zehn Jahren nicht mehr vernehmen konnten. Im April liefen jedoch gerade diese Titel auffallend gut und führte dann bei diesen Adressen zu Zwangseindeckungen, was den jeweiligen positiven Kursverlauf noch einmal verstärkte. Das sollte man im Hinterkopf behalten, dass dem Markt derzeit eine gewisse Marktbreite fehlt, wenige Titel das Geschehen bestimmen und in den Indizes gar nicht so viel passiert bzw. diese sogar im Minus notieren.
Zur Beruhigung trug sicherlich auch das chinesische Wirtschaftswachstum bei. Mit 4,5% im ersten Quartal fiel es besser aus als erwartet, wenngleich wir damit weit entfernt von den Werten der letzten Jahre sind, die regelmäßig eine 6 vor dem Komma hatten. Dabei profitierte das Land vor allem von der starken Expansion der Binnenwirtschaft, auch abzulesen an gestiegenen Reiseaktivitäten oder den sehr starken Umsätzen in der bekannten Glücksspielregion Macau. Der Nachholbedarf nach den letzten Lockerungen der strengen Corona-Politik ist offensichtlich.
Übergeordnet befinden wir uns in einer ausgeprägten Seitwärtsphase. Es gibt Argumente sowohl für steigende als auch für fallende Kurse. In Summe neutralisieren sie sich und wir befinden uns weiter im „Niemandsland“, wenngleich auf erhöhten Niveaus. Es kommt also kaum frisches Geld in die Märkte, es wird allenfalls zwischen Einzeltiteln umgeschichtet. Daraus lassen sich keine großen Trends bestimmen und daher bleibt unsere defensive Strategie mit selektivem Fokus auf hohe Qualität unverändert bestehen.
Wichtige Notenbanksitzungen voraus
Die Marktteilnehmer warten mit Spannung auf den 3. Mai (am 4. Mai folgt die EZB), an dem die US-Notenbank ihre Sitzung abhalten wird. Eine weitere 0,25% Leitzinserhöhung ist derzeit das vom Markt erwartete Basisszenario. Wichtiger wird jedoch der dann skizzierte Zinspfad. Diesbezüglich gibt es viele widersprüchliche Signale. Einerseits ist der Trend der Disinflation (Inflation ging von 6% auf 5% zurück) offensichtlich. Andererseits ist die um schwankungsanfällige Komponenten wie Energie und Nahrungsmittel bereinigte Kernrate weiter hoch und zog zuletzt sogar auf 5,6% an. Zudem zeigt der US-Arbeitsmarkt (AL-Quote bei 3,6%) wenig Anzeichen einer Abschwächung. Es bleibt also weiter zu befürchten, dass die Fed zu lange und zu stark die Zinsen hochhält und diese dann erst ihre volle Wirkung entfalten, wenn die Wirtschaft beginnt, sich abzuschwächen und dann prozyklisch wirken. Ein Blick in die Vergangenheit lehrt, dass Wendepunkte in der Zinspolitik (Phase nach letzter Zinserhöhung bzw. Phase vor erster Zinssenkung) elementar für die weitere Börsenentwicklung sind.
Großen Einfluss haben die Notenbankentscheidungen selbstredend auch auf die Währungen. Die massive Ausweitung der atomaren Kriegsangst in und um Europa hatte dazu geführt, dass angelsächsische Investoren, sich 2022 zügig aus Europa verabschiedeten. Ein Euro unter der Parität war die Folge. Mit der „Gewöhnung“ an den Kriegsalltag kehrten viele dieses Jahr nach Europa und in den Euro zurück. Der Euro erholte sich auf rund 1,10 USD. Hat er weiteres Potential? Europa hat so gesehen noch einiges an Nachholbedarf bei Zinserhöhungen, da die EZB bislang sehr träge agiert. In den USA sind inzwischen bei den Realzinsen schwarze Vorzeichen zu beobachten. In Europa sind wir diesbezüglich mit einem Leitzins von derzeit 3,5% und Inflationsraten von 7% davon jedoch noch weit entfernt.
So gesehen gäbe es Argumente für weitere Eurosteigerungen gegenüber dem US-Dollar. Dieser ist gleichzeitig einer neuen geopolitischen Realität ausgesetzt. China bastelt an einer neuen Nahost-Achse mit Russland und dem neuen Bündnis von Iran und Saudi-Arabien. Alles mit dem Ziel verbunden, die Dominanz des US-Dollars zu brechen. Wir werden diesbezüglich keine exklusiven „Währungsspekulationen“ eingehen. Wir positionieren unsere Portfolien global und unsere allokierten Unternehmensbeteiligungen zeichnen sich auch dadurch aus, dass sie langfristig Währungseffekte optimieren können. Daher sind wir auch kein Freund davon, Währungen kostenintensiv abzusichern.
Anleger favorisieren Qualität
Erfreulich für uns ist, dass spätestens mit den Wirren um Silicon Valley Bank, First Republic Bank sowie der Crédit Suisse, die Anleger defensive Qualität zu schätzen wissen. „Langweiler“ wie z.B. Allianz, Church & Dwight, Colgate-Palmolive, McDonalds, Microsoft, Nestle oder Novartis konnten in den letzten vier Wochen zwischen 5% und 9% zulegen. Diese exemplarischen Vertreter zeichnen sich durch überdurchschnittliches Gewinnwachstum, defensive Geschäftsmodelle, hohe und stabile Margen sowie starke Bilanzen und attraktiver Dividendenpolitik aus. Diese liquiden Blue-Chips bilden den Kern unserer aktuellen Portfolios. Gerade im Bereich Gesundheit finden wir hierfür interessante Vertreter, die vom Megatrend der nächsten Jahre (längere Lebenserwartung, Innovationen und erhöhte Zahlungsbereitschaft der Patienten) unserer Meinung nach profitieren werden.
Unser Mischfonds Strategie H&H (akt. Aktienquote 43%) konnte den positiven Schwung mitnehmen und auch im Berichtsmonat zulegen. Wir haben in die Kursstärke hinein, die Aktienquote ein wenig reduziert (Verkäufe z.B. von Medical BioHealth, Vanguard FTSE High Dividend oder Vinci Aktie). Erfreulich entwickelte sich zuletzt u.a. unsere Aktienbeteiligung in Church & Dwight, die wir gerne kurz näher erläutern wollen. Das Unternehmen begann 1846 mit der Produktion von Backnatron und noch heute verdient es sein Geld mit „unspektakulären“ Produkten für Küche, Bad und Haushalt. In Deutschland ist das Unternehmen eher unbekannt, da es in Europa vorrangig in Großbritannien und Frankreich aktiv ist. In Asien ist man dabei, sich zu positionieren. Der wesentliche Treiber stellt die USA dar. Dabei gilt vor allem die Niedrigpreisstrategie als Erfolgsfaktor, womit man sich vor allem von Procter oder Colgate abgrenzen will. Was uns gefällt, ist die Beweglichkeit im Management: 40 Prozent des Umsatzes werden mit neuen Produkten erwirtschaftet. Church & Dwight zeigte gerade in vergangenen Krisen, dass es deutlich weniger kursanfällig als Markt und / oder Konkurrenten war. Für das ambitionierte Umfeld der nächsten Monate genau das richtige. Wir erwarten mit diesem Depotbaustein die Partizipation an einer langfristigen Aufwärtsentwicklung. Seit 1902, d.h. seit 121 Jahren oder 484 Quartalen zahlt das ebenfalls im S&P 500 Index enthaltene Unternehmen ununterbrochen Dividende. Seit 25 Jahren wird diese sogar jedes Jahr angehoben. Die Ausschüttungsquote ist mit rund 40 % für einen Haushaltsgüter-Konzern eher niedrig, so dass zukünftige Steigerungen nicht unwahrscheinlich sind.
Unser Aktienfonds Hansen & Heinrich Universal (akt. Aktienquote 83%) konnte auch in diesem Monat die globalen Indexverluste abfedern und den April sogar mit einem Plus abschließen. Im Berichtsmonat reduzierten wir Aktienbestände von z.B. Apple, Deutsche Post, Microsoft, M. Rück, Nvidia, Oracle oder Salesforce. Aufgestockt haben wir dagegen Aktien von CVS Health, Danaher, Johnson & Johnson oder Schneider Electric. Wir erkennen eine unverändert niedrige Volatilität. Wir hatten wiederholt darauf hingewiesen, dass eine solch niedrige Schwankung aufzeigt, dass Risiken kaum bezahlt werden. Das mahnt zur Zurückhaltung und bedeutet, nicht in falschen Aktionismus zu verfallen. Wir haben entsprechende Kauflimite am Markt platziert, sind aber nicht gewillt um des Kaufens willen auf aktuellem Niveau aktiv zu werden, da die Aktienmärkte in Summe nicht mehr günstig sind (KGV im S&P 500 bei über 19). Selektives Vorgehen wird in den nächsten Wochen elementar werden. Den Kern unseres Portfolios bilden jedoch weiterhin Aktien, auch weil sie in Stressphasen liquide bleiben, was nicht für alle Anlageklassen gilt. Wertvolle Performancebeiträge lieferten im April insbesondere unsere Aktienpositionen in Allianz, Berkshire Hathaway, Microsoft, Pepsi oder Roche. Trotz erheblicher Naturkatastrophen im Jahr 2022 und einem Russlandangriff auf die Ukraine konnte die Allianz ein operatives Rekordergebnis erzielen. Gerade das Prämienaufkommen im Sachversicherungsgeschäft wusste zu überzeugen, was darauf hindeutet, dass mit der starken Marke im Rücken die Inflation weitergereicht werden konnte. Aktionäre profitieren daran mit einer Dividende in Höhe von 11,4 Eur (VJ 10,8 Eur) je Aktie. Die Allianz verbleibt als stabiler Bestandteil im Depot.
Im H&H Stiftungsfonds (akt. Aktienquote 34%) haben wir im Berichtsmonat keine wesentliche Veränderung an der bewährten Struktur vorgenommen. Im Bereich der festverzinslichen Wertpapiere kamen wir als Institutioneller Investor bei Neuemissionen von Anleihen von z.B. Bertelsmann, General Mills, Procter & Gamble oder Temasek Financial zum Zuge. Dabei gilt weiterhin, neben der Beachtung von ESG-Kriterien, unser hoher Fokus auf die jeweilige Bilanzqualität. Die Banken werden in der Kreditvergabe restriktiver werden. Anleihe-Emissionen bieten einen mögliche Refinanzierungsalternative zum Bankkredit. Viele unausgewogen aufgestellte Unternehmen werden demnächst erhöhten Liquiditätsbedarf (bei erhöhtem Zinsniveau) haben. Man darf sich dann nicht von höheren Kupons dieser Anleihen blenden lassen, wenn das dahinterstehende Risiko zu groß ist. Wir sind und bleiben ein defensiver Stiftungsfonds, verbunden mit hohem Anspruch an ESG und Qualität. Im Bereich der Aktien wusste zuletzt die Aktie der Medtronic zu überzeugen. Medtronic ist ein globales Unternehmen, das medizinische Geräte und Technologien entwickelt, produziert und vertreibt. Das Unternehmen ist in verschiedenen medizinischen Fachbereichen tätig, darunter Kardiologie, Neuromodulation, Diabetes, Chirurgie und Wirbelsäulenchirurgie. Einige der Produkte von Medtronic sind Herzschrittmacher, implantierbare Defibrillatoren, Insulinpumpen, Systeme zur Schmerztherapie, neurologische Stimulationssysteme, chirurgische Instrumente und Navigationssysteme für die Wirbelsäulenchirurgie. Medtronic ist eines der größten Unternehmen in der Medizintechnikbranche und hat seinen Hauptsitz in Irland. Das Unternehmen wurde 1949 in den USA gegründet und ist heute in mehr als 150 Ländern tätig. Medtronic verbleibt bei uns als defensiver Bestandteil im Portfolio. Durch nach wie vor erfreuliche Mittelzuflüsse in den letzten Wochen haben wir weiterhin eine freie Liquidität im Fonds von rund 8%. Diese gibt uns die notwenige Flexibilität in den kommenden Wochen. Themen wie Schuldenobergrenze in den USA, Unruhe bei fragilen US-Regionalbanken mit möglichen Auswirkungen auf die Finanzstabilität, Geldmengenentwicklung oder eine mögliche Sommeroffensive der Ukraine beinhalten die Möglichkeit größerer Kursbewegungen. An unserer grundsätzlichen defensiven Herangehensweise werden aber auch diese Faktoren nichts ändern.
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