Herzlich willkommen im November. Diesmal nutzen wir die Gelegenheit, nicht nur den vergangenen Monat zu analysieren, sondern auch die jüngsten Ereignisse, die politisch und damit auch für die Kapitalmärkte von Bedeutung sind.

Gold als verlässlicher Vermögensschutz

Der Oktober erwies sich als „goldener Monat“ – im wahrsten Sinne des Wortes. Das Edelmetall hat erneut seine Robustheit unter Beweis gestellt und zählt 2024 zu den erfolgreichsten Anlageklassen. Selbst die stark thematisierten US-Technologieaktien konnten nicht mithalten. Der steigende Goldpreis reflektiert die zunehmende Geldmenge, sichtbar in den stark erweiterten Zentralbankbilanzen und Staatshaushalten. Der IWF geht davon aus, dass die globale Staatsverschuldung erstmals die Marke von 100 Billionen USD überschreiten wird. Die Niedrigzinsphase der 2010er Jahre hätte Staaten Raum für Reformen geben können, doch wurde dieses Potenzial häufig für konsumorientierte Maßnahmen genutzt – eine Entscheidung, die nun zunehmend auf den Prüfstand gestellt wird. So zeigte sich etwa der Markt zuletzt wenig begeistert vom britischen (Schulden-)Haushalt, was sich in einem sprunghaften Renditeanstieg widerspiegelte.

Aus der Perspektive eines Vermögensverwalters ist Gold ein verlässlicher Bestandteil eines gut diversifizierten Portfolios. Dennoch ist Vorsicht geboten, wenn Gold zur Spitzenanlage avanciert. Denn dies geschieht oft in Zeiten erhöhter Unsicherheit, während andere, höher gewichtete Anlageklassen dann schwächeln. Die aktuelle Parallelität starker Zugewinne bei Gold und Aktien ist tatsächlich eine sehr ungewöhnliche Entwicklung.

Aktien und Anleihen: Gegenläufige Trends

Zum Monatsende gerieten globale Aktien ins Stocken, sodass die Indizes den Oktober im negativen Terrain abschlossen. Höher als erwartete Inflationszahlen verdeutlichten, dass der Disinflationstrend nicht linear verläuft. Zudem wird klar, dass strukturelle Veränderungen wie Arbeitskräftemangel im Dienstleistungssektor inflationsfördernder wirken als in den vergangenen Dekaden. So stieg die Rendite der 10-jährigen US-Staatsanleihe im Oktober von etwa 3,7% auf über 4,3% p.a. und belastete die Aktienbewertung zugunsten von festverzinslichen Alternativen. Trotzdem bleibt 2024 auf Indexebene ein bislang erfreuliches Jahr für Aktien.

Die laufende Berichtssaison zeigt überwiegend positive Ergebnisse, jedoch werden Abweichungen von Zielvorgaben teils mit erheblichen Kursverlusten bestraft. Eine Herausforderung bleibt China: Das deflationäre Umfeld erschwert es Unternehmen erheblich, ihre Produkte und Dienstleistungen erfolgreich zu vermarkten. Sinkende Immobilienpreise – ein wesentlicher Faktor für das Wohlstandsgefühl der chinesischen Bevölkerung – tragen ebenfalls weiter zur Unsicherheit bei. So sind es dann insbesondere Unternehmen mit erhöhtem China-Exposure (z.B. Luxus oder Autos), die mit ihrem vorgelegten Zahlenwerk nicht zu überzeugen wussten.

Trump gewinnt die US-Wahl und die Auswirkungen auf Märkte

Am 5. November richteten sich die Blicke auf die Wahlen in den (Un-)Vereinigten Staaten von Amerika, die aufgrund des omnipräsenten Machtfaktors zwangsläufig Auswirkungen auf Geopolitik, Wirtschaft und Kapitalmärkte haben. Im Vorfeld war von einem Kopf-an-Kopf Rennen ausgegangen worden, was sich jedoch als Irrtum erwies. Der Kandidat der Republikaner, Donald Trump, hat die US-Präsidentschaftswahl klar gewonnen und zieht wieder ins Weiße Haus ein. Zudem konnten die Republikaner den Senat mit einer Stimmenmehrheit erobern, was eine Regierungsführung deutlich erleichtert.

Finanzmärkte schätzen klare Wahlausgänge, insbesondere wenn die Kandidaten ähnliches schuldenfinanziertes Wachstum als Wahlprogramm in den Vordergrund stellen. Demnach war ein enger Wahlausgang, der einen reibungslosen politischen Amtsübergang in Frage stellt (wir erinnern uns an das „Lochkartendrama“ in Florida (2000)), das Worst-case Szenario der Kapitalanleger. Entsprechend euphorisch reagierten nun die US-Märkte auf das Wahlergebnis, wenngleich es Nuancen zu beobachten gab. Positiv reagierten vor allem Unternehmen aus Branchen, die weniger reguliert werden dürften (z.B. Banken, Pharma und Krypto-Token) und solche, die vor allem in den USA für die USA produzieren (Mittelstand) und entsprechend weniger von der zu erwartenden Protektionismus-Welle betroffen sein sollten. Auf der Verliererseite standen hingegen Unternehmen aus den Branchen Erneuerbare Energien und Staatsanleihen, da die Renditen der Staatsanleihen vor dem Hintergrund der Erwartung einer deutlichen Ausweitung der Staatsschulden (schon jetzt haben die USA ein Staatsdefizit von ca. 7% des BIP) nach oben gingen. Zudem ging es mit dem mexikanischen Peso und dem Euro abwärts, Leidtragende einer „America First“ Zoll-Politik.

BRICS-Ausbau und die Rolle Russlands

In den Medien wenig thematisiert, zeigte Russland jüngst auf dem BRICS-Gipfel in Kasan globale Präsenz und verfolgt den Ausbau dieser heterogenen Gemeinschaft, die 2001 ihren Ursprung in einer Studie von Goldman Sachs fand. Derzeit umfasst diese regelmäßige Zusammenkunft neun Länder und soll als Gegenstück zur „G7“ als Interessenvertreter des „Globalen Süden“ sukzessive aufgebaut werden. Bis zu 30 weitere Länder sind an einem Beitritt interessiert. Schon jetzt repräsentieren diese gut 3,6 Mrd. Menschen und ca. 1/3 der globalen Wirtschaftsleistung, was perspektivisch global agierende Staaten und Unternehmen nicht negieren können.

Wir beobachten solche Entwicklungen sehr genau und lassen sie in unsere Gedanken rund um die Vermögensanlage einfließen. Kurzfristige Kursbewegungen (egal ob nach oben oder unten) spielen dabei jedoch eine untergeordnete Rolle. Für unseren mittelfristigen Investitionsgrad fokussieren wir uns darauf, ob ein starker Aufwärtstrend vorliegt und eine Rezession abgewendet werden kann. Aktuell deutet einiges darauf hin – so verzeichnet die US-Wirtschaft zuletzt ein Wachstum von 2,8% annualisiert bei einer stabilen Arbeitslosenquote von 4,1%. Daneben sind die Entwicklungen bei der Geldmenge und am Rentenmarkt genau zu beobachten, da dieser, gerade in Zeiten ausufernder Defizite, Schuldner diszipliniert.

Unser Fazit lautet daher: Keine Experimente. Qualität (in Form einer sauberen Bilanz und starker Margen) bleibt bei der Titelauswahl für uns entscheidend.

Im Portfolio des Hansen & Heinrich Universal (aktuelle Aktienquote 93%) haben wir unseren Investitionsgrad in die temporäre Schwächephase des Oktobers erhöht. So stockten wir Positionen z.B. in AMD, Canadian National Railway, Eli Lilly oder Intuit auf. Reduziert haben wir dagegen z.B. Allianz, Caterpillar oder Oracle. Bei Canadian National Railway (CNR) handelt es sich um die größte kanadische Eisenbahngesellschaft (Schienennetz über 30.000 km). Die Ursprünge reichen mehr als 180 Jahre zurück, der heutige Konzern entstand 1995 nach der Privatisierung der kanadischen Eisenbahn. CNR gliedert sich in acht Segmente (je nach Transportgut), wobei 2/3 in Kanada und 1/3 in den USA umgesetzt werden. Die Züge sind hierbei außergewöhnlich lang (2.400 Meter vs. z.B. Deutschland 740 Meter), zudem werden vielfach zwei Container übereinandergestapelt. 2023 wurde eine Kooperation Richtung Mexiko unterzeichnet. Zusätzlich zeichnet sich CNR durch eine stabile Gewinn- und Cashflow-Entwicklung in den letzten zwei Jahrzehnten aus und hat inzwischen den

Status eines Dividendenaristokraten inne. Der Kurs war zuletzt aufgrund eines gesenkten Ausblickes rückläufig – Gründe waren Streik, Waldbrände und eine geringere Nachfrage nach Forstprodukten.

Das Eisenbahngeschäft ist in Nordamerika stark konzentriert, das Oligopol erschwert den Markteintritt. Im Vergleich zu anderen Anbietern hat CNR die höchsten Netto-Margen und sollte perspektivisch vom Trend des Nearshorings profitieren und wird in tiefere Kurse hinein noch aufgestockt.

Im H&H Stiftungsfonds (aktuelle Aktienquote 38%) haben wir nur wenige Veränderungen vornehmen müssen. Im Bereich der Anleihen kamen wir bei Neuemissionen von Emittenten wie z.B. European Energy A.S., Kerry Group oder Tornator zum Zuge. Die Laufzeiten bewegen sich hierbei zwischen drei und acht Jahren. Diese ersetzen nunmehr fällige Anleihen, die wir zur Hochphase der Niedrigzinsphase umsichtig kurz in der Laufzeit gezeichnet hatten. Dadurch können wir uns deutlich höhere Kupons sichern, die das seit Jahren verlässliche jährliche Ausschüttungsniveau unseres Stiftungsfonds noch weiter stabilisieren.

Im Bereich der Aktien konnten wir auf der einen Seite bei MSCI Inc. gute Gewinne realisieren. Auf der anderen Seite konnten wir in die Kursschwäche hinein das Pharmaunternehmen Eli Lilly auf ermäßigtem Niveau günstiger nachkaufen. Erfreulich entwickelt sich weiter unsere Position in Waste Management. Die Branche der Müllbeseitigung zeichnet sich durch strukturelles Wachstum, robuste Ertragsqualität und eine Konjunkturunabhängigkeit aus. Damit passt sie perfekt in das Raster eines in Generationen denkenden Stiftungsfonds. Das Unternehmen ist in den USA Marktführer und ist als ganzheitlicher Abfallentsorger bestens positioniert. Die Verträge mit den privaten und geschäftlichen Kunden laufen über mehrere Jahre und schaffen damit eine verlässliche Einnahmenstabilität. Aufgrund der überschaubaren Anzahl an Mitbewerbern (Deponien lassen sich nicht so einfach neu aufmachen) sind die Wechselkosten für die Nutzer sehr hoch. Im Gegenteil, Nutzerpreise können kontinuierlich erhöht werden. Das verspricht eine stabile Kursentwicklung und steigende Dividenden, was genau dem Fokus unseres defensiven Stiftungsfonds entspricht. Darüber hinaus trägt Waste Management aktiv zur Verringerung der Abfallbelastung bei, was aufgrund der nachhaltigen Ausrichtung des Fonds von unseren Anlegern besonders geschätzt wird.

Im WoWiVermögen (aktuelle Aktienquote 14%) gab es im vergangenen Monat einige endfällige Anleihen und Aktienanleihen, sodass wir für die kommenden Tage und Wochen mehr Flexibilität gewinnen konnten, um auf erhöhte Volatilität, insbesondere auf der Rentenseite, reagieren zu können. Grundsätzlich ermöglicht uns unsere ausgewogene Leiterstruktur und die kontinuierlichen Zinseinnahmen regelmäßig Wiederanlagen zu tätigen und so Handlungsfähigkeit zu wahren. Nachdem in den letzten Monaten die Kreditrisikoprämien für Unternehmensanleihen stark zurückgelaufen sind, haben wir uns entschieden, insbesondere das Segment der Pfandbriefe zulasten unserer Unternehmensanleihen zu stärken. In vielen Fällen erhalten wir nun in diesem Bereich vergleichbare Renditen bei einer besseren Besicherung/ Bonität.

Nichtsdestotrotz konnten wir auch an Neu-Emissionen erfolgreich partizipieren. So konnten wir erfolgreich für unsere Investoren Anleihen der Würth Finance, einem seltenen und beliebtem Emittenten, sowie der Eurogrid und L’Oreal zeichnen. Auf der Aktienseite unterstützte unser ausgeprägter US-Bias in der Performancedistribution. Insbesondere unsere Engagements bei Salesforce, Alphabet und Visa konnten im vergangenen Monat positive Beiträge leisten. Im Monat Oktober zahlten Coca-Cola, Salesforce und Vinci S.A Dividende.

Diese strategische Ausrichtung spiegelt unser Bestreben wider, Qualitätstitel mit robusten Bilanzen und stabilen Erträgen in den Vordergrund zu rücken und Portfolios bestmöglich an die aktuelle Marktsituation anzupassen.

Ihr Hansen & Heinrich Portfoliomanagement

H&H Managed Depots

Mit den Hansen & Heinrich Managed Depots erhalten Sie den unkomplizierten und direkten Zugang zu einer fondsgebundenen Vermögensverwaltung. Dabei haben Sie die Wahl aus fünf unterschiedlichen Strategien – und entscheiden gemeinsam mit unseren erfahrenen Finanzmarktexperten, welche am besten zu Ihrer Lebenssituation und Ihren individuellen Zielen passt. Die Investition selbst erfolgt in Form einer Einmalanlage oder in Kombination mit Sparplänen. Hinzu kommt ein regelmäßiges Reporting.