Regisseur Oliver Stone ließ 1987 in seinem Film „Wall Street“ den Charakter Gordon Gekko den ikonischen Satz „Gier ist gut“ sagen. Im Rückblick auf den September 2024 könnte man hingegen sagen: „Angst ist gut“. Wir erinnern uns: Der August endete zwar versöhnlich, doch zeitweilige Marktturbulenzen – insbesondere durch die sprunghafte Aufwertung des japanischen Yen – führten zu globalen Unsicherheiten. Das Sentiment war angeschlagen, und der historisch schwache September stand bevor. Doch genau diese zurückhaltende Stimmung schuf die Grundlage für eine stabilere Marktphase und einen statistisch eher untypischen erfreulichen Börsenmonat
Die erneute Aufwertung des Yen im September brachte zum einen einen gewissen Gewöhnungseffekt mit sich, so dass die Kursverluste moderater ausfielen. Zum anderen gestattete dieses misstrauische Umfeld, wesentliche Nachrichten, die dann folgten, positiv zu interpretieren und für steigende Aktienkurse zu sorgen. In solchen Momenten muss man sich immer vor Augen führen, wie Börse eigentlich funktioniert. Am Kapitalmarkt werden nicht vorrangig Nachrichten gehandelt, sondern eher Gerüchte, Erwartungen und auch Emotionen. Der bekannte Ökonom John Maynard Keynes hatte schon vor rund 100 Jahren erkannt, dass es insbesondere die Erwartungen der Marktteilnehmer sind, die die weitere Entwicklung bestimmen. Insofern bot die anfängliche Skepsis im September fruchtbaren Boden für steigende Kurse.
Fed leitet Zinswende ein
Zwei wesentliche Faktoren trugen zu einem freundlicheren September bei. Die US-Notenbank Fed entschloss sich zu einer Zinswende. In Funktion als global wichtigster Währungshüter kommt ihr dabei zwangsläufig eine gewisse Signalwirkung zu. Der Zinsschritt um 50 Basispunkte (BP) überraschte weniger durch die Ankündigung selbst, sondern durch seinen Umfang. Nach der ersten Zinssenkung seit 2020 liegt in den USA nun die Spanne zwischen 4,75% und 5%. Jerome Powell betonte, dass für diesen Schritt neben der rückläufigen Inflation auch ein abkühlender (aber weiter stabiler) Arbeitsmarkt beitrugen. Die Arbeitslosenquote war im August auf 4,4% gestiegen und die jüngste Dynamik der Entwicklung offenbarte dabei erste Rezessionssignale. Grundsätzlich begrüßt der Aktienmarkt Zinssenkungen. Warum? Der Verbraucher sieht weniger Neigung zum Sparen und konsumiert mehr. Die Industrie sieht hingegen verbesserte Finanzierungskonditionen für Investitionen. Allerdings ist nicht Zinssenkung gleich Zinssenkung. Seit 1987 gab es 22 große Zinssenkungen (50 BP oder mehr). Auffällig ist hierbei, dass diese fast ausschließlich im Kontext einer Krise (u.a. Dot.com Blase, Finanzkrise, Pandemie) anfielen und dabei auch mit einer Rezession einhergingen. Eine solche Wirtschaftsabschwächung wäre für Verbraucher und Industrie gleichermaßen negativ und damit auch für die Kapitalmärkte. Sorgen vor einem solchen Szenario konnte jedoch die Fed erstaunlich gut zerstreuen und schaffte es, die Erwartung (Keynes!) der Marktteilnehmer nach dem großen Zinsschritt auf eine stabile Konjunktur und rückläufige Inflationsentwicklung zu lenken. Dies lockte unterinvestierte Anleger zurück in den Markt, wodurch die positive Dynamik verstärkt wurde.
Peking vermeldet umfangreiches Maßnahmenpaket
Die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt China durchlebt hingegen derzeit die längste Deflationsperiode seit 1999. Während der Rest der Welt vielfach gegen die Inflation kämpft, ist China einem ausgeprägten Preisverfall ausgesetzt. Eine solche Entwicklung mag auf den ersten Blick begrüßenswert erscheinen, allerdings lehrt die Geschichte, wie tückisch sie ist, da klassische Notenbankmaßnahmen nur bedingt greifen und die Wirtschaftsdynamik stark ausgebremst wird und zu hoher Arbeitslosigkeit führt. Ihren Ursprung fand sie im Platzen einer Immobilienblase, exemplarisch sei die Insolvenz des chinesischen Immobiliengiganten Evergrande genannt. Bislang versuchte China, überschüssige Waren zu Dumpingpreisen in die Welt zu tragen und sich aus der Krise herauszuexportieren. Das funktionierte vor dem Hintergrund von Handelskonflikten nur bedingt, viele Kennziffern verschlechterten sich kontinuierlich und auch die großen chinesischen Aktien notierten zuletzt vielfach sogar unter den Corona-Tiefs. Nunmehr versucht man den großen Schritt mit einem umfassenden Paket. Eine Kombination aus Konjunkturmaßnahmen, Zinssenkungen, reduzierten Mindestreserveanforderungen und Kapitalspritzen für die Banken soll helfen. Der Markt feierte dies und in diesem Kontext konnten auch „westliche“ Unternehmen mit hohem China-Exposure, wie z.B. Unternehmen aus den Sektoren Luxus, Auto und Rohstoffe, profitieren. Die Erwartung (Keynes!) einer Spirale negativer Nachrichten aus China, scheint fürs Erste gebrochen.
Eine große Zinssenkung in den USA und das Stützungspaket in China in einem Umfeld vorsichtiger Marktstimmung führten dazu, dass der September seinem schlechten Ruf nicht gerecht wurde. Die Stimmung ist nunmehr schon wieder von Euphorie geprägt. Rückläufige Ölpreise, eine Verschärfung des Nahost-Konflikts (stärkere Einbeziehung Irans durch die Hisbollah) und ein ausgeglichener US-Präsidentschaftswahlkampf, mahnen jedoch, nicht jeden positiven Trend linear fortzuschreiben. Unser Fokus bleibt weiterhin auf der sorgfältigen Bewertung der von uns allokierten Unternehmen. Wir konzentrieren uns auf die langfristige Qualität und vermeiden hektische Entscheidungen, indem wir das tägliche mediale Rauschen so gut es geht ausblenden.
Ein diversifiziertes Depot dämpft Marktturbulenzen und partizipiert an steigenden Kursen
Im Portfolio des Hansen & Heinrich Universal (aktuelle Aktienquote 90%) haben wir den Investitionsgrad in die markante Kursrally hinein leicht zurückgeführt. Wir haben u.a. unsere Bestände an Aktien von Abbvie, Deutsche Börse, Occidental Petroleum und Schneider Electric reduziert. Nachgekauft haben wir dagegen u.a. AMD, Broadcom, Meta und Palo Alto. Von der aufgezeigten Revitalisierung Chinas konnte u.a. unsere Position in Rio Tinto profitieren. Rio Tinto ist ein globales Bergbau- und Metallunternehmen, das Rohstoffe wie Eisenerz, Kupfer, Aluminium und Diamanten fördert. Es gehört zu den weltweit größten Eisenerzproduzenten und ist in der Gewinnung von Industriemetallen und Energie-Rohstoffen wie Uran tätig. Das Unternehmen setzt zunehmend auf Nachhaltigkeit und die Reduktion von CO₂-Emissionen. Großes Potenzial hat hierbei Kupfer, da dieser Rohstoff dringend für die Energiewende (u.a. für Elektrofahrzeuge oder auch den Bau von Windrädern) gebraucht wird. Der Anteil von Kupfer am operativen Konzerngewinn sollte die nächsten Jahre kontinuierlich steigen und die Abhängigkeit vom Eisenerz reduzieren. Das Unternehmen zeichnet sich durch eine hohe Ausschüttungsquote in ihrer Dividendenpolitik aus und verbleibt somit als volatile Ertragsquelle im Portfolio.
Im H&H Stiftungsfonds (aktuelle Aktienquote 38%) haben wir nur wenige Veränderungen vornehmen müssen. Wir halten weiter eine Diversifikation über Anlageklassen, Regionen und Sektoren aufrecht. Diese bewährte Struktur dämpft kurzfristige Marktturbulenzen und ermöglicht eine langfristige Partizipation an steigenden Kursen. Aktien können dabei bis maximal 40% allokiert werden. Wir sind von diesem 40/60 Modell mehr denn je überzeugt, da der festverzinsliche Block inzwischen wieder attraktive Erträge liefert. Gleichzeitig sind noch nicht alle zu erwartenden Zinssenkungen eingepreist. Das lässt im Bereich der Renten Kursgewinne erwarten, wenngleich das nicht für jedes Laufzeitband gleich stark ausfallen wird. Eine tägliche Analyse hilft uns dabei, Opportunitäten zu nutzen.
Gleichzeitig ist der Bereich der „Green Bonds“ stark fragmentiert, so dass dort mit aktivem Management echte Mehrwerte abseits reinen Index-Denkens gehoben werden können.
Mit der allokierten Aktienseite gilt es, an Innovationen (Digitalisierung, Dekarbonisierung oder Gesundheit) teilzuhaben und Potenziale zu heben. Die Anleiheseite sollte hingegen mögliche Wachstumsrisiken puffern und verlässliche ausschüttungsfähige Erträge liefern. Bei Neuemissionen im Bereich der Anleihen kamen wir im September bei Emittenten wie z.B. Danone, Knorr-Bremse oder UPM zum Zuge.
Im Bereich der Aktien wusste zuletzt unsere Investition in Givaudan zu überzeugen. Givaudan ist ein weltweit führendes Schweizer Unternehmen, das Aromen und Duftstoffe für die Lebensmittel-, Getränke-, Kosmetik- und Parfümindustrie entwickelt. Es produziert Aromen für eine Vielzahl von Produkten, darunter Snacks, Getränke und Fertiggerichte, sowie Duftstoffe für Parfüms, Körperpflegeprodukte und Haushaltsreiniger. Das Unternehmen legt großen Wert auf Innovation und Nachhaltigkeit, indem es umweltschonende Technologien nutzt und Rohstoffe nachhaltig beschafft. Givaudan ist in über 100 Ländern tätig und arbeitet eng mit großen Marken zusammen, um maßgeschneiderte Produkte zu entwickeln, die aktuelle Markttrends und Verbraucherwünsche widerspiegeln.
Vor jeder Investition berücksichtigen wir strenge unabhängige Nachhaltigkeitsparameter. Dies in Kombination mit einem kontinuierlichen Prüfprozess hilft uns nach wie vor enorm dabei, umfangreiche Risiken zu minimieren.
Im WoWiVermögen (aktuelle Aktienquote 14%) konnten wir von der spürbaren Wiederaufnahme der Neuemissionen profitieren und für unsere Anleger vielversprechende Schuldtitel vor Börsennotiz zeichnen. Darunter waren: 3,375% Stryker 24/32; 3,625% Carrefour 24/32; 3,25% Coca-Cola Europacific Partners; 3,875% MTU Aero Engines; 3% Knorr-Bremse 24/29. Darüber hinaus hatten wir eine Fälligkeit in der Mizuho Financial, einem der weltweit größten Finanzdienstleister mit Sitz in Japan. Durch konstante Mittelzuflüsse konnten wir zu Beginn des Monats Liquidität für Neuemissionen und Nachkäufe in bestehenden Aktienpositionen aufwenden. So stockten wir im Laufe des Monats Positionen in Siemens, Berkshire Hathaway, MSCI Inc. und ASML auf. All diese Unternehmen bewegen sich klar innerhalb unserer Qualitätsparameter. Berkshire Hathaway als diversifizierte Beteiligungsgesellschaft profitierte zuletzt vor allem in seiner Versicherungssparte von den stark gestiegenen Preisen, insbesondere für Autoversicherungen. Darüber hinaus hält das Unternehmen hohe Bestände an Liquidität, um in weitere Beteiligungen zu investieren oder den Aktienkurs durch umfangreiche Aktienrückkäufe zu stabilisieren. Somit gibt es einen gewissen hohen Boden für die Aktie, welche aktuell ca. mit dem 1,7-fachen des Buchwertes am Markt gepreist wird. – ein historisch erhöhtes Level. In der Vergangenheit äußerte sich Warren Buffett immer wieder, dass er gern Aktien zurückkauft, wenn das Unternehmen ungefähr zum 1,2-fachen des Buchwertes handelt. – Wir würden es ihm gleichtun.
H&H Managed Depots
Mit den Hansen & Heinrich Managed Depots erhalten Sie den unkomplizierten und direkten Zugang zu einer fondsgebundenen Vermögensverwaltung. Dabei haben Sie die Wahl aus fünf unterschiedlichen Strategien – und entscheiden gemeinsam mit unseren erfahrenen Finanzmarktexperten, welche am besten zu Ihrer Lebenssituation und Ihren individuellen Zielen passt. Die Investition selbst erfolgt in Form einer Einmalanlage oder in Kombination mit Sparplänen. Hinzu kommt ein regelmäßiges Reporting.