Sommerbrise statt Hitzewelle
Nach der erfreulichen Börsenentwicklung im Juli war es im August wenig überraschend, Kursverluste zu beobachten, was grundsätzlich zu bekannten saisonalen Mustern passt, auf die wir uns entsprechend vorbereitet haben.
Aber was könnte die Aktienmärkte nun wieder nach oben treiben? Eigentlich ist es ganz einfach. Der Aktienmarkt achtet sehr genau auf die Entwicklung der Renditen an den Anleihemärkten. Die Rendite der 10-jährigen US-Staatsanleihe liegt derzeit bei rund 4,3% p.a. Zur Erinnerung: Im letzten Sommer lag sie etwa 1% tiefer und die aktuellen Niveaus wurden zuletzt vor rund 15 Jahren erreicht. Das Tempo des Anstiegs und die absolute Höhe der Rendite machen daher einige Anleger nervös. Für weitere Kursanstiege an den Aktienmärkten benötigen wir also einen Rückgang der Anleiherenditen, der eintreten wird, sobald sich die Konjunktur abschwächt und die Inflation zurückgeht.
Das klingt einfach, aber es ist nicht trivial. Börsianer wünschen sich dieses Szenario, ohne dass das gleichzeitig zu Lasten der Unternehmensgewinne geht. Das wird jedoch in Gänze nicht jedem Unternehmen gelingen. Viele Geschäftsmodelle, die in den letzten Jahren noch reüssierten, basieren einzig darauf, dass z.B. Zinsen dauerhaft niedrig sind oder dass die Globalisierung mit entsprechend funktionierenden Lieferketten und Absatzmärkten das Basisszenario ist. Diesbezüglich haben wir jedoch schon eine spürbare Zeitenwende vernommen, die diese Unternehmen vor eine Bewährungsprobe stellt.
Diese Gemengelage war dann das Muster, in dem wir uns im August bewegten. Je nach Tagesform (und Daten) schwankten die Renditen, denen dann die Aktienkurse mit steigenden oder fallenden Notierungen folgten. Es gab eine Fülle an Nachrichten und doch ist auf Indexebene (z.B. S&P500 zwischen 4.350-4.500) zuletzt wenig passiert. Investoren sind nach wie vor zwischen Ängsten und Hoffnungen hin- und hergerissen. Angesichts fehlender klarer Richtungen wird Liquidität vorerst nur vorübergehend in die Märkte fließen.
Trotz einer restriktiven Zinspolitik zeigt die US-Wirtschaft bemerkenswerte Widerstandsfähigkeit. Es gibt Anzeichen, dass eine Rezession im Jahr 2023 vermieden werden könnte. Dennoch geben hohe Kreditkartenschulden, die Wiederaufnahme der Rückzahlung von Studiendarlehen und langjährige Hypothekenzinsen von inzwischen über 7% Anlass zur Besorgnis.
Diese Faktoren könnten langfristige Auswirkungen auf die Verbraucher und das Konsumverhalten haben.
Jackson Hole Treffen liefert wenig Neues
Wenig Neues brachte die Jackson Hole Konferenz der großen Notenbanken hervor. Die Fed plant nicht, den Zinserhöhungszyklus frühzeitig zu beenden, sondern wird stark auf die Daten achten. Auch die Arbeitsmarktdaten brachten keine neuen Erkenntnisse. Im Gegensatz dazu schwächelt China nicht nur wirtschaftlich, sondern zeigt auch mit „Verboten“ und enttäuschenden Daten politische Unsicherheiten.
Die Notenbank-Politik minimaler Zinssenkungen hat bisher nicht ausgereicht, um das chinesische Potenzial zu fördern. Die BRICs-Konferenz brachte kurzfristig wenig Erkenntnisse, während sich langfristig der Trend der Deglobalisierung und Blockbildung verstärkt. Deutschland, als Exportnation, steht zwangsläufig vor gewaltigen Herausforderungen.
Die Berichterstattung über das zweite Quartal und die veröffentlichten Ausblicke wiesen insgesamt einen positiven Grundton auf. Dennoch wurde deutlich, dass gute Unternehmenszahlen immer seltener mit steigenden Kursen belohnt wurden, während enttäuschende Ergebnisse immer häufiger zu Kursverlusten führten. Ein Beispiel hierfür ist Adyen, ein Zahlungsdienstleister im EuroStoxx 50. Adyen beabsichtigt, die Belegschaft weiter aufzustocken, was voraussichtlich die EBITDA-Marge von 59% auf 43% senken wird. Dies führte dazu, dass der Aktienkurs sich innerhalb einer Woche halbierte. Diese drastische Reaktion erinnert uns daran, wie wichtig es ist, dass wir uns weiterhin auf hohe Qualität in der Titelauswahl fokussieren.
Inflationsdaten sorgen für heftiges Auf und Ab
Die künftige Zinspolitik hängt maßgeblich von der Inflationsentwicklung ab. Diesbezüglich gab es im August widersprüchliche Signale. Die Kerninflation in den USA stieg mit 4,7% weniger stark als erwartet (4,8%). Der Markt interpretierte das als Signal, dass wir dem Zinsgipfel nahe sind, und sorgte für steigende Aktienkurse. Zum Börsenschluss verzeichneten wir aber ein Minus. Inzwischen konzentrierte sich der Markt auf die Gesamtrate. Diese war erstmalig nach 13 Monaten wieder gestiegen (3,2%), wenngleich weniger als erwartet (3,3%). In China sieht es dagegen ganz anders aus. Die jüngsten Preisdaten zeigten deutlich die Gefahr einer Deflation. In der Eurozone haben wir wiederum eine sehr heterogene Inflationslandschaft, was die EZB vor Probleme stellt.
Bonität der USA wird herabgestuft
Das Fitch-Downgrading der Vereinigten Staaten (AA+ nach AAA) von Anfang August hatte bislang kaum spürbare Auswirkungen, da es bereits im Mai angekündigt wurde und Fitch die kleinste der drei Ratingagenturen (S&P, Moody`s, Fitch) ist. Bei der Begründung wurde auch ausdrücklich das Polit-Theater im Rahmen der Erhöhung der Schuldenobergrenze herausgestellt. Das Haushaltsdefizit nähert sich jedoch kontinuierlich der 7% Marke. Aber am Markt für US-Staatsanleihen kommt man schlicht nicht vorbei. Er ist der mit Abstand größte und liquideste und brauchbare Alternativen sind für Fondsmanager bislang kaum in Sicht. Kleine Randnotiz. Nur zwei Unternehmen auf der Welt haben ein AAA-Rating: Johnson & Johnson und Microsoft – die Aktien beider Unternehmen haben wir schon länger in unseren Portfolien allokiert.
Hansen & Heinrich Universal Aktienfonds 2023 weiter zweistellig im Plus
Unser Aktienfonds Hansen & Heinrich Universal (akt. Aktienquote 84%) konnte im August die übergeordneten Marktverluste deutlich abfedern und unserer Outperformance im Jahr 2023 gegenüber der Benchmark ausbauen (11,69% vs. 9,34%). Wir favorisieren nach wie vor stabile Geschäftsmodelle, denen es im derzeitigen Umfeld gelingt, ihre attraktiven Margen zu verteidigen und nachhaltigen Cash-Flow zu generieren. Wir haben in die allgemeinen Kursrückgänge hinein unsere Aktienquote antizyklisch leicht angehoben. Im Berichtsmonat stockten wir unsere Bestände z.B. in CVS Health, Coca-Cola, Deere, Deutsche Börse, LVMH, McDonalds, Occidental Petroleum, Nike oder Sony auf. Dagegen reduzierten wir unsere Aktienbestände z.B. in Amazon, Disney, Eli Lilly oder J.P. Morgan. Unsere Toppositionen lauten nach wie vor z.B. Berkshire Hathaway, Nestle, Alphabet, Johnson & Johnson oder Procter & Gamble. Unser Nachkauf in Aktien von Deere steht exemplarisch für das oben beschriebene Merkmal des Augusts, dass gute Unternehmenszahlen mitnichten immer zu steigenden Aktienkursen führen müssen. Der weltweit größte Hersteller von Landmaschinen präsentierte Zahlen zu seinem dritten Quartal des Geschäftsjahres, welche wieder einmal besser ausfielen als erwartet (Umsatz +12% auf 15,8 Mrd. USD, Gewinn +58% auf 2,98 Mrd. USD) und gleichzeitig mit einer Erhöhung der Prognose einhergingen. Trotzdem fielen die Aktien nach Bekanntgabe um rund 10%, was wir antizyklisch zum Kauf und Schreiben von Stillhaltergeschäften nutzten. Angesichts der wachsenden Weltbevölkerung und der Herausforderungen im Bereich Ernährung und Klimawandel bietet Deere innovative Lösungen, die traditionelle Maschinen und Digitalisierung klug in Einklang bringen.
Auch unser H&H Stiftungsfonds (akt. Aktienquote 38%) konnte im August aufgrund seiner breiten Diversifizierung die Verluste sehr deutlich abfedern (-0,34%) und liegt im Kalenderjahr bei über 3,3% im Plus. Inzwischen liefert die Anleihen-Seite wieder einen wertvollen Beitrag als Ertragsquelle für unsere jährliche Ausschüttung. Bei Neuemissionen sind vielfach deutlich höhere Kupons möglich als jene, die wir mit auslaufenden Anleihen in der Vergangenheit vereinnahmen konnten. Hierbei kommt es uns derzeit zugute, dass wir die Laufzeit in den Jahren der Niedrigzinsen weitestgehend kurzgehalten haben. So sind im August Anleihen z.B. von Emittenten wie Bank of Ireland, Rabobank, National Australia Bank oder Unilever fällig geworden, die wir nunmehr in höhere Kupons (Emittenten wie Hannover Rück oder Orsted) investieren können. Das schafft eine breitere Basis, um unsere angestrebte Ausschüttung zu ermöglichen. Dieses seit Fondsauflage verfolgte Ausschüttungsziel konnten wir auch in Phasen von Negativzinsen einhalten. Das gelang z.B. nur durch aktives Laufzeitenmanagement, einer Höhergewichtung von Dividendenaktien oder dem Einsatz von Stillhaltergeschäften. In Punkto Planbarkeit sind Anleihen jedoch unschlagbar, so dass wir die jüngste Entwicklung im Sinne der Stiftungsanleger sehr begrüßen. Bei den Bewertungskennzahlen sind derzeit die Anleihemärkte vorne. Im S&P500 haben wir ein KGV von rund 21, während man z.B. für eine 6M-Staatsanleihe 5,5% (rechnerisch KGV 18) Rendite erzielt.
Zudem liegt die Dividendenrendite im S&P500 bei nur rund 1,6%. Daher bleibt unser Schwerpunkt im Bereich der festverzinslichen Wertpapiere, wenngleich wir uns langfristig aussichtsreichen Unternehmen in Form von Aktien nicht verschließen. Diesbezüglich haben wir im August ASML, Essilor, Medtronic und Rentokil nachgekauft, dagegen die Münchener Rück reduziert und gewinnbringend einen Fonds für Aktien rund um das Thema Wasseraufbereitung verkauft. Besonders erfreulich entwickelt sich unsere Position in Novo Nordisk. Das dänische Pharmaunternehmen ist mit seinem Sprung über 1.300 DKK (und neuem Allzeithoch) auf bestem Weg, der wertvollste Konzern Europas zu werden. Novo Nordisk haben wir schon seit Jahren im Portfolio allokiert, weil uns deren Expertise im Bereich der Diabetes überzeugt. Allerdings entwickelte sich jüngst das Diabetes-Medikament Ozempic zum Verkaufsschlager, nachdem es in den Sozialen Medien als Abnehmspritze propagiert wurde. Novo Nordisk konnte gar nicht so schnell produzieren wie nachgefragt wurde, der operative Gewinn stieg im letzten Quartal um 25%. Adipositas ist ein weltweites Problem. Für den Betroffenen, da es neben seelischen Belastungen oft mit Herz-Kreislaufproblemen oder Schlaganfällen einhergeht. Für das Gesundheitswesen, da es hohe Folgekosten für die Allgemeinheit nach sich zieht. Abseits des aktuellen Modehypes gilt es, das Ganze in die richtigen Bahnen für alle Beteiligten zu lenken, so dass es im Sinne der Allgemeinheit großen Nutzen liefert, was ganz unserem Stiftungsgedanken entspricht.
Ihr Hansen & Heinrich Portfoliomanagement-Team
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