Die wesentlichen globalen Aktienmärkte sind seit Beginn des 2. Quartals in den Konsolidierungsmodus übergegangen. So können sich Anleger nach dem rasanten Anstieg seit den Tiefstkursen im Herbst 2023 sortieren und in Ruhe bewerten, welcher Kursanstieg gerechtfertigt war und welcher womöglich nicht. In einem Sägezahnmarkt heißt es, Ruhe zu bewahren, weil in solchen Marktphasen (wo die Verlierer des Vortages oft die Gewinner des Folgetages sind) Fehlsignale typisch sind. Gerade jetzt, wo eine Vielzahl an täglichen Nachrichten, sei es die Renditeentwicklung, die Quartalszahlen oder eine erratische Geopolitik, die Investoren triggern. Argumente für einen nachhaltigen Ausbruch in die eine oder andere Richtung haben sowohl Bären als auch Bullen.

Die einzelnen Assetklassen vermitteln im 2. Quartal 2024 bislang einiges an Divergenzen.

Im April stieg der Goldpreis zeitweise um über 8%, was man als Sorge vor einer kurzfristigen Verschärfung der Geopolitik im Nahen Osten deuten könnte. Wir betrachten dies jedoch eher als mittelfristigen Trend, insbesondere nach dem Einfrieren russischer Zentralbankgelder durch den „Westen“, was zu einer Debatte über die Reduzierung des Dollarrisikos in Schwellenländern führte. China hat z.B. seine Bestände an US-Staatsanleihen von ihrem Allzeithoch aus dem Jahre 2013 (1,3 Bio. USD) kontinuierlich auf inzwischen 775 Mrd. USD (Ende Februar 2024) reduziert. Die Motivation strategischer Goldkäufe wird durch den Umstand bekräftigt, dass der Edelmetallpreisanstieg trotz einer Phase steigender Renditen und damit höheren Opportunitätskosten voranschreitet. Gold wirft bekanntlich keine Erträge ab, im Gegenteil verursachen Abbau und sichere Lagerung Kosten.

Der jüngste Anstieg der Renditen bis auf 4,74% p.a. (maßgebliche Rendite ist die 10jährige US-Staatsanleihe) nahm Fahrt auf, als die Verbraucherpreise über den Erwartungen ausfielen. Werte von 3,8% annualisiert in der Kerninflation neigen auch nicht wirklich zur Untermauerung des Narrativs nahender Zinssenkungen. So werden diese nach und nach von den Marktteilnehmern ausgepreist. Zur Veranschaulichung der Dynamik dieser Entwicklung sei daran erinnert, dass zu Beginn des Jahres noch sechs bis sieben Zinssenkungen (beginnend ab März) ausgemachte Sache war. Inzwischen sind wir bei zwei bis drei Zinsmaßnahmen angekommen. Erste Analysten bereiten gedanklich sogar schon den Raum für Gedanken möglicher Zinserhöhungen vor. Jerome Powell versucht in seinem Wording dieses Szenario zu negieren und avisiert nach wie vor je nach Datenlage Zinssenkungen. Allerdings werden die Zeitfenster möglicher Notenbankmaßnahmen kleiner, da die US-Notenbank traditionell im Umfeld einer US-Präsidentschaftswahl die Füße stillhält. Anfang November schreiten die wahlberechtigten US-Amerikaner bekannterweise an die Urne.

Die EZB hat mit ihrem jüngsten Wording hingegen die Erwartung einer ersten Zinssenkung im Juni weiter verankert. Die aktuelle USD-Stärke zeigt, dass der Markt sich in der Tat ein gewisses Auseinanderlaufen der Zinspolitik vorstellen kann. Daneben überzeugt das amerikanische Wirtschaftswachstum im Vergleich zum europäischen und zieht entsprechend weiteres Kapital an, zumal die Investitionen von weniger Regulatorik begleitet werden. Allerdings ist die Wachstumsdynamik der USA im Kontext einer immensen Ausweitung der Staatsverschuldung zu sehen. Die Zinskosten toppen inzwischen die Militärausgaben im US-Haushalt und werden den Finanzminister in einer deglobalisierten Welt und einer Vielzahl von Fälligkeiten in diesem Jahrzehnt noch vielfach mit der Refinanzierung beschäftigen.

Das sukzessive Auspreisen der Zinssenkungen hat schon jetzt in den USA Auswirkungen. 1-jährige US-Staatsanleihen bringen fast das Vierfache wie amerikanische Dividendenpapiere (5,23% vs. 1,4%). Was spricht denn da eigentlich noch für Aktien? Der Blick auf das große Bild der übergeordneten Indexverläufe macht deutlich, dass trotz aller Widrigkeiten kaum etwas passiert ist und es den Anschein einer gesunden Konsolidierung hat. Solch ein Blick schützt einem vor prozyklischen Entscheidungen, die das hektische Tagesgeschehen verursachen könnten. Beeindruckende Zahlen von Schwergewichten wie Alphabet oder Microsoft dienen als Beispiele für diese Anpassungsfähigkeit von Qualitätsunternehmen, die sich langfristig in steigenden Umsätzen und Gewinnen niederschlagen wird. In den kommenden Wochen wird das Tauziehen zwischen den Lagern voraussichtlich fortgesetzt werden. Anfang Mai werden Fed-Sitzung und US-Arbeitsmarktdaten wichtig. Das Positive an Sägezahnmärkten ist jedoch, dass sie ein ideales Umfeld für Optionen bieten, was attraktive Stillhalterprämien ermöglicht.

Aktienorientierte Anleger, die langfristig ihr Vermögen mehren wollen, bleiben investiert. Anleger, die vor dem Hintergrund der Schnelllebigkeit der „Breaking News“ womöglich zu oft gestresst in ihr Depot schauen, sollten ihre Aktienquote ein Stück weit reduzieren, um auch die indirekte Rendite des Wohlfühlfaktors ihrer Investition zu sichern. Schöner Nebeneffekt: Der Erlös aus diesen Verkäufen, kann derzeit attraktiv verzinst in bonitätsstarken Anleihen investiert werden.

Im Portfolio des Hansen & Heinrich Universal (aktuelle Aktienquote 91%) haben wir den Investitionsgrad aufgrund der schwächeren Aktienkurse (globale Aktien erstmals seit Oktober 2023 auf Monatssicht im Minus) erhöht. Wir hatten uns zum Ende des ersten Quartals mit neuen Investments bewusst zurückgehalten. Die Stimmung der Anleger war unserer Meinung nach wie im letzten Bericht erläutert, zu einseitig positiv, abzulesen an Sentiment-Indikatoren, aber auch geringen Optionsprämien für Absicherungsgeschäfte. Unsere Einschätzung sollte sich dann im April bewahrheiten und wir konnten die nachgebenden Kurse und gestiegenen Optionsprämien sinnvoll für unsere Anleger nutzen. Aufgestockt haben wir u.a. ASML, Berkshire Hathaway, Cisco Systems, Eli Lilly, Home Depot, LVMH, Meta Platforms, Microsoft, Münchener Rück, Netflix, Occidental Petroleum, Palo Alto, Procter & Gamble, Schneider Electric, ServiceNow, Veolia oder Walmart. Verkauft bzw. reduziert haben wir Aktien von BASF und Caterpillar. Die Berichtssaison hat zum Monatswechsel April/Mai ihren Höhepunkt erreicht. In Summe verlief diese zufriedenstellend, wenn auch nicht glänzend. Nichtsdestotrotz gab es im Umfeld der Veröffentlichung der Unternehmenszahlen vereinzelt deutliche Tagesbewegungen (zweistellige Kursveränderungen nach oben, aber auch nach unten), auch bei namhaften Adressen wie Meta Platforms oder Tesla. Diese Opportunitäten wollen wir dann mit der restlichen Liquidität situativ nutzen. Wieder aufgenommen haben wir im April die Aktien von Netflix. Netflix gehört zu einem der weltweit führenden Unternehmen im Online-Streaming und erzielte dabei im Jahr 2023 einen Umsatz von knapp 34 Mrd. USD. Spannend war zuletzt die Frage, inwieweit das Einschränken des „Passwort-Teilens“ negative Auswirkungen nach sich ziehen würde. Die Folgen waren überschaubar, im Gegenteil kletterte die Anzahl der Kunden (rund 270 Mio. Nutzer weltweit), trotz Preiserhöhungen, unbeirrt weiter. Vor allem die werbefinanzierten, günstigeren Zugänge erschließen ganz neue Gruppen. Das bedeutet, der Faktor Werbung wird zukünftig deutlich wichtiger werden (derzeit ca. 1 Mrd. USD Umsatz). Der Kurs gab mit der Bekanntgabe jedoch deutlicher nach. Grund: NFLX möchte zukünftig nicht mehr zeitnah über die Entwicklung der Abonnentenzahl informieren. Für viele Anleger ist sie jedoch die relevanteste Zahl. Wir fanden die Reaktion übertrieben, da betriebswirtschaftliche Kennzahlen wie Cashflow-Entwicklung überzeugen. Wir nutzten das zum Kauf und die sprunghafte Volatilität für Optionen.

Im H&H Stiftungsfonds (aktuelle Aktienquote 36%) haben wir nur wenige Veränderungen vornehmen müssen. Die laufende Berichtssaison zeigte uns, dass unsere Einzeltitelauswahl erfreulicherweise von hoher Qualität gekennzeichnet war, da wir kaum größere Ausschläge bei einzelnen Wertpapieren vernehmen mussten. Unser Stiftungsfonds unterliegt einem strengen Nachhaltigkeitsansatz, den es gilt, kontinuierlich und konsequent zu überwachen. Neben dem Erzielen von ausschüttungsfähigen Erträgen, gilt es aber auch, die Nerven zu schonen, indem man nicht zu große Schwankungen erdulden muss, gerade, wenn es in einem Monat zu roten Vorzeichen an den Anleihe- und Aktienmärkten kommt. Im Bereich der festverzinslichen Wertpapiere kamen wir als Institutioneller Investor bei Neuemissionen von Anleihen der Emittenten Solvay und Techem zum Zuge. Techem wurde 1952 gegründet und ist ein führendes Unternehmen im Bereich Energie- und Wassermanagement, welches inzwischen in mehr als 20 Ländern mit Messgeräten in mehr als 13 Millionen Wohnungen tätig. Es setzt auf innovative Technologien, um den Energieverbrauch zu optimieren und Ressourcen zu schonen. Durch intelligente Lösungen wie Smart Metering und Fernablesung trägt Techem zur effizienten Nutzung von Energie bei, was sowohl Kosten senkt als auch den ökologischen Fußabdruck reduziert. Zudem engagiert sich Techem für Umweltschutz und Nachhaltigkeit durch Programme zur Förderung erneuerbarer Energien und zur Reduzierung von CO2-Emissionen. Im Bereich der Aktien stockten wir unsere Bestände an Beteiligungspapieren von z.B. ASML, Eli Lilly, Geberit, Intuitive Surgical, MSCI, Münchener Rück oder Veolia auf. Reduziert haben wir dagegen z.B. Rentokil, Solvay oder Svenska Cellulosa. Gegen den negativen Markttrend konnte unsere größte Einzelaktienposition Alphabet sogar zulegen. Ursächlich waren dafür deutlich besser als erwartete Quartalszahlen. Trotz einiger Unkenrufe im letzten Herbst gehört die 1998 gegründete Alphabet zu den großen Gewinnern der fortschreitenden Entwicklung von Künstlicher Intelligenz. Es sind die seit vielen Quartalen sprudelnden Cashflows, die es Alphabet ermöglichen, umfangreich in KI zu forschen und zu investieren. Das verspricht dauerhaften Wettbewerbsvorteil. Mit dem hauseigenen „Gemini“ stellt das Unternehmen seinen Nutzern ein Tool zur Verfügung, um KI-Anwendungen immer sinnstiftender in den Alltag einbinden zu können. Das verspricht hohe Skalierungseffekte und damit Margen, was vor dem Hintergrund einer hartnäckigen Inflation elementar ist. Künstliche Intelligenz beschäftigt derzeit viele Menschen, Fluch und Segen liegen eng beieinander. Bei richtigem Einsatz kann es der Menschheit und der Ressourcennutzung dienen. Beispielsweise können KI-Systeme den Energieverbrauch durch intelligente Steuerungssysteme optimieren und damit den Bedarf an Rohstoffen deutlich mindern und Umweltbelastungen reduzieren.

H&H Managed Depots

Mit den Hansen & Heinrich Managed Depots erhalten Sie den unkomplizierten und direkten Zugang zu einer fondsgebundenen Vermögensverwaltung. Dabei haben Sie die Wahl aus fünf unterschiedlichen Strategien – und entscheiden gemeinsam mit unseren erfahrenen Finanzmarktexperten, welche am besten zu Ihrer Lebenssituation und Ihren individuellen Zielen passt. Die Investition selbst erfolgt in Form einer Einmalanlage oder in Kombination mit Sparplänen. Hinzu kommt ein regelmäßiges Reporting.