Halloween beendete einen gruseligen Monat für Deutschland. Der Oktober traf dabei auf eine, durch das extreme Jahr 2020, gereizte und erschöpfte Gesellschaft und hatte vielerlei zu „bieten“. Er zerrte an den Nerven der Anleger, denn deutsche Aktien gehörten mit Kursverlusten von fast zehn Prozent zu den schlechtesten Aktienmärkten der Welt und dabei schien Mitte Oktober mit Dax-Ständen von über 13.000 Punkten noch die Welt in Ordnung.
Aber auch das neuerliche deutliche Ansteigen der COVID19-Infektionszahlen, verbunden mit dem Ausrufen eines „Lockdown-Light“, belastet die Gesamtbevölkerung. So zügig kann die sommerliche Sorglosigkeit in Angst übergehen. Wir liefern Ihnen wie gewohnt einen differenzierten Blick. Dieser ist gerade für die letzten Wochen, aber auch für die nächsten Monate, sehr wichtig. Vorweg die gute Nachricht: Angst unter Marktteilnehmern ist historisch gesehen ein verlässlicher Kontraindikator.
Die vielen negativen Nachrichten, die uns zuletzt in Dauerschleife auf den diversen Nachrichtenkanälen erreichten, sei es die tägliche (Rekord-) Berichterstattung über das Virus, die Rückkehr des IS-Terrors in Europa oder die Hektik um die US-Wahl, potenzieren sich gegenseitig. Tauscht man sich dann mit Gesprächspartnern aus, die ebenfalls „nur“ die „deutsche Mediensicht“ haben, verfängt sich das bleierne Bild recht schnell als Dauerzustand. Man ist quasi Gefangener seiner eigenen Filterblase und ohne Zuversicht. Deutschland ist nicht der Nabel der Welt, deswegen lohnt es sich, auch aus anderen Blickwinkeln auf das Geschehen zu schauen. Genauso bedeutet dies für uns, in der täglichen Arbeit im Portfoliomanagement, Vermögen global anzulegen. Diese Streuung minimiert Risiken, schont Nerven und bietet attraktive Renditechancen, selbst in diesen Zeiten.
Nehmen wir das Thema Corona auf. Tägliche Sondersendungen im Fernsehen, Infektionsgraphiken, die nur nach oben gehen, verstörende Videos in den sozialen Netzwerken und mahnende Worte der Politik, verursachen das Gefühl von Angst, Wut oder Wehrlosigkeit. Die Folge ist nun ein erneuerter Lockdown, wenngleich in abgeschwächter Form, weil er Industrie und Handel nicht so stark trifft wie im März. Zudem bleiben die Grenzen geöffnet, womit die Lieferketten nicht gefährdet sind. Ob diese befristete „Salamitaktik“ von Erfolg gekrönt ist, bleibt abzuwarten. Spannender ist der Blick nach Asien, eine Region, die schon länger praktische Erfahrung mit Pandemien hat. Dort hat das aktuelle Virus vielerorts seinen Schrecken verloren. Länder wie Thailand, Vietnam, Singapur oder Neuseeland / Australien kehren zum Alltag zurück. Wir sollten bereit sein, davon zu lernen und es sollte uns Hoffnung machen, dass Corona kein unvermeidbares Schicksal ist. Masken tragen, konsequente Eindämmungsstrategien und engmaschiges Kontrollieren waren elementare Bestandteile der Strategie. Dadurch ist Ostasien in der Lage, die industriellen Kapazitäten wieder auszulasten.
Warum wir das so explizit erwähnen? Weil das auch Auswirkungen auf die Kapitalmärkte hat. Während deutsche und europäische Aktien im Oktober massiv im Kurs nachgaben, konnten Aktien aus China oder den asiatischen Märkten zulegen! Begrenzen sie bitte niemals Ihren Blick auf die Welt. Genauso schränken wir nicht unser Anlageuniversum ein, sodass wir in den letzten Monaten unser Engagement in asiatischen Aktien ausgebaut haben, wovon unsere Anleger profitieren. Differenzierung bleibt Trumpf. Das sieht man auch an der US-Wahl, die noch nicht abschließend ausgezählt ist, während wir diese Zeilen schreiben. Vor dem Hintergrund der massiven und scheinbar unversöhnlichen Spaltung der Gesellschaft, war von einem engen Ergebnis auszugehen. Wir sind heutzutage in Echtzeit in allen Winkeln der Welt unterwegs und wollen dann alles sofort verstehen, wenn etwas passiert. Diese Einstellung führt dazu, dass Unruhe aufkommt, wenn ein normaler demokratischer Vorgang längere Zeit benötigt, nämlich die vielen Stimmen auszuzählen, welche eine erfreulich hohe Wahlbeteiligung nach sich zieht. Wir werden versuchen, erste sich abzeichnende Trends einzuordnen.
Wer US-Präsident wird, das interessiert nicht nur die Börse, sondern auch die außeramerikanische Politik. Beide Kandidaten verfolgen eigene Akzente in der Wirtschaftspolitik. Biden steht für höhere Steuern und Regulierungsvorhaben, eine Wiederaufnahme der Klimapolitik, Sozialprogramme und eine verlässlichere Außenpolitik. Trump steht für schuldenfinanzierten Stimulus und „America first“. Vorrangig geht es aber um die Heilung der wirtschaftlichen Auswirkungen der COVID19-Pandemie. Aber nicht nur der US-Präsident wurde gewählt, sondern auch Teile des Senats und das Repräsentantenhaus. Das ist wichtig, sind diese Gremien doch bei der Gesetzgebung elementar. Hier deutet sich ein Patt an. Dies erschwert das große konjunkturelle Stimulierungspaket, auf das die beiden Parteien sich schon seit Wochen nicht einigen konnten. Allerdings ist der öffentliche Druck enorm hoch, sodass wir weiterhin davon ausgehen, dass ein billionenschweres Programm kommen wird. Perspektivisch gesehen, können Kapitalmärkte mit dieser Zweiteilung der Machtverhältnisse sehr gut leben, sprechen sie doch tendenziell gegen deutliche Steuererhöhungen oder Regulierungsvorhaben. Ohne eigene Mehrheit im Kongress ist somit von einer neuen Regierung nur wenig zu erwarten. Die jüngsten Konjunkturdaten machen dagegen Hoffnung. Schauen sie dabei bitte nicht auf BIP-Zahlen, diese sind ein Blick in den Rückspiegel. Wichtiger für Börsianer ist der Blick in die Zukunft und dabei bedienen sie sich unterschiedlichster Frühindikatoren. Diese waren zuletzt international besser als erwartet, besonders in den USA und vor allem in China. Die dortigen Einkaufsmanagerindizes (von der Mediengruppe Caixin erhoben) erreichten den höchsten Stand seit fast zehn Jahren! Die VErholung nimmt Gestalt an.
Vor einer Dekade war die chinesische Wirtschaft infolge der Lehman-Insolvenz reichlich mit Geld versorgt worden. Mittlerweile ist die Wirtschaft deutlich breiter aufgestellt, von der billigen Werkbank der Welt hat man sich zum Hochleistungsstandort entwickelt. Die damalige Bankenkrise des Westens nutzten die chinesischen Machthaber geschickt. Man muss kein Prophet sein, um vorauszusagen, dass China durch das unterschiedliche Management der Virus-Epidemie seine starke Position in der Welt festigen wird. Für Deutschland als Exportnation bleibt zu hoffen, dauerhaft von dieser gewaltigen Schwungkraft profitieren zu können, denn China ist mittlerweile in der Größenordnung wie die USA für unsere Exportwirtschaft einzuschätzen.
Die Notenbanken sorgen weiterhin für ausreichend Liquidität. Geld ist sicherlich nicht alles, aber ohne Geld ist alles nichts. Das geflügelte Wort soll verdeutlichen, dass eine ausgeprägte Bankenkrise derzeit nicht zu erwarten ist. Das Misstrauen der und in die Banken führte 2008/2009 dazu, dass Finanzmärkte im wahrsten Sinne des Wortes austrockneten. Diese Gefahr soll kein zweites Mal aufkommen. Gerade die EZB ging zuletzt wenig verklausuliert vor. Sie wird aller Voraussicht nach auf der nächsten Sitzung im Dezember in Aktion treten. Weitere Hilfen (z.B. Freibeträge für November 2020 Banken), weitere Finanzspritzen (Anleihekäufe) oder Verlängerung des PEPP-Programms stehen im Raum. Die niedrigste Inflation (Kernteuerungsrate) seit Jahrzehnten gibt weiterhin ausreichend Spielraum. Für die Kapitalanlage bedeutet dies: Wer die Chance auf Gewinne haben will, kommt um Aktien nicht herum. Der Preis, den man zahlen muss, ist, Schwankungen auszuhalten, was mit Qualität und Substanzvermögen allerdings leichter fällt. Daran ändert auch der Oktober nichts, den wir als Rückschlag, aber nicht als Trendwende interpretieren. Mit Anleihen, Versicherungen oder Sparguthaben sind reale Erträge nicht mehr möglich. Seit Anfang 2018 hat sich das Volumen von Anleihen mit negativer Rendite mehr als verdoppelt! Die finanzielle Repression lässt grüßen. Das oben skizzierte Umfeld führte dazu, dass im Berichtsmonat die Risikoneigung abnahm und sichere Häfen angesteuert wurden. Im Strategie H&H profitierte davon unser großer Anleiheblock. Vor dem Hintergrund der kurzfristigen Kursanstiege verringerte sich das ohnehin schmale Ertragspotential erheblich. Wir realisierten daher eine Reihe von Kursgewinnen bei Anleihen, insbesondere bei denen, die wir vor kurzem erst gezeichnet hatten. Beispiele sind mit Emittenten wie Adidas, Alstom, ASML, Bank of Nova Scotia, Berkshire Hathaway, Essilor oder Merck genannt. In die Kursschwäche stockten wir unsere Aktienpositionen selektiv auf. Namentlich nennen wir hierbei z.B. eine Kimberly Clark, Nvidia, PayPal, Philips, Salesforce oder VISA. Bei PayPal können Kunden in Kürze Bitcoin kaufen, verkaufen und halten. Damit wird die Kryptowährung einen breiteren Marktzugang erhalten und könnte damit ihre Praxistauglichkeit deutlich verbessern. Spannend wird es Anfang 2021, dann will PayPal Kunden ermöglichen Einkäufe mit Guthaben aus ihrem Bitcoin Konto zu bezahlen. Gerade in Schwellenländer, die wenig stabile Währungen haben, könnte Bitcoin durch PayPal aber zum Hauptzahlungsmittel werden. Durch PayPal könnte Bitcoin damit möglicherweise den Durchbruch als Weltwährung und Konkurrenz zu den von Zentralbanken kontrollierten Währungen werden. Diversifizierung bleibt ein weiterer Trumpf in diesen Zeiten. Konkret verteilen sich in unserem Portfolio 43,5% Aktien über 54 Einzeltitel und 8 Fonds / ETFs. 40,5% Renten über 80 Einzelanleihen und 2 Fonds 6,5% Edelmetalle (Gold und Silber ETCs) und 9,5% Konto-Liquidität.
Am 16.11.2020 wird unser Investmentfonds eine Ausschüttung von 1,25 EUR / je Anteil vornehmen, was einer Ausschüttungsquote von knapp 3% entspricht. Wir freuen uns, dass wir in einem ambitionierten Umfeld, in dem die Ertragsquellen immer geringer werden, unsere Ausschüttung stabil halten konnten.
Der Hansen & Heinrich Universal nutzt ausschließlich Opportunitäten an Aktienmärkten und wird dies in Zukunft regional noch breiter umsetzen. So wurde die norwegische Telenor erfolgreich verkauft, dafür die amerikanische Verizon neben der Deutschen Telekom aufgenommen. Der amerikanische Telekomriese hat schon Zahlen für das dritte Quartal vorgelegt. Diese wussten zu überzeugen. Trotz leicht rückläufigen Umsatzes konnte der Gewinn stabil gehalten werden. Die Prognose wurde zeitgleich angehoben, da mit der Einführung des Apple iPhone 12 der Vorstoß ins 5G Zeitalter gelingen sollte. Davon sollte neben der Deutschen Telekom auch die Verizon profitieren. Neben der französischen Vivendi haben wir im Medienbereich die DisneyAktie aufgenommen. Der amerikanische Unterhaltungsriese durchläuft einen Umbau seiner Konzernstruktur. Künftig wird verstärkt das Streaming Geschäft im Fokus stehen und weniger das Tourismusgeschäft der Freizeitparks. Die Plattform Disney+ wird sehr stark nachgefragt, die Abonnentenzahlen wachsen schneller als bei Netflix. Der Zugriff auf starke Inhalte sollte diesen Trend befeuern. So verfahren wir im kompletten FondsSpektrum. Die attraktivsten Branchen klassifizieren und dort die interessantesten Aktien global herausfiltern. Im Bereich der täglichen Hygienemarkenprodukte ergänzten wir unseren Bestand an Henkel-Aktien um Aktien der im S&P 500 gelisteten Kimberly Clark (Produkte wie Kleenex oder Hakle). Die starke Markenstellung, auch gerade bei Premiumprodukten, erlaubt selbst in Krisenzeiten Preiserhöhungen. Das schafft Vertrauen, sowohl für Anleger als auch beim Unternehmen selbst. Dieses wiederum hat zuletzt im 48. Jahr in Folge seine Ausschüttung erhöht. Apropos Ausschüttung. Auch der Hansen & Heinrich Universal wird am 16. 11.2020 eine Ausschüttung vornehmen. Wir freuen uns, eine Steigerung um 5 Cent auf nunmehr 1,55 EUR / je Anteil (Stiftungsklasse 3,EUR / je Anteil) mitteilen zu können.
Im H&H Stiftungsfonds, der neben Dividenden, Zinsen, Fondsausschüttungen auch Optionsprämien als Ertragsquelle nutzt, hatten wir mit dem Verfalltag am 19. Oktober 2020 die komfortable Situation, dass nahezu alle Optionen ausliefen und wir eine erhöhte Liquiditätsquote hatten. Die Basispreise der Optionen werden immer nach der Zielrendite aufgelöst und somit steht ein möglichst großer Sicherheitspuffer im Zentrum unserer Gedanken. Dies kam uns auch im hektischen Oktober entgegen, sodass wir uns mit größtmöglicher Liquidität bzw. Flexibilität auf die Suche nach Opportunitäten machen konnten. Mit der sich abzeichnenden Nervosität an den Aktienmärkten hatten wir uns zunächst zurückgehalten, um dem Sicherheitsgedanken der uns anvertrauten Stiftungsgelder gerecht zu werden. Mit steigender Volatilität und noch weiter rückläufigen Aktienkursen haben wir dann Putoptionen auf Linde, Henkel, Enel, Walmart, Johnson&Johnson, Cisco, Kimberly Clark, ASML, Sanofi, Unilever, SAP und Sonova geschrieben. Auf der Anleiheseite haben wir uns an diversen Neuemissionen beteiligt. Zuteilung erhielten wir bei einer Anleihe von Adevinta mit einem Kupon von 2,625% p.a. und einer Laufzeit bis 2025. Adevinta ist ein globaler Spezialist für Online-Kleinanzeigen, der digitale Marktplätze in 15 Ländern betreibt. Das Unternehmen bietet technologiebasierte Dienstleistungen an, um Verkäufer und Käufer zu verbinden und Transaktionen zu erleichtern. Reduziert haben wir unsere Bestände in Anleihen von Abertis und Castellum. Auch in diesem Anlagevehikel ist eine Ausschüttung geplant, allerdings erst im Dezember, sodass wir auf diese im nächsten Bericht eingehen werden.
Ihr Hansen & Heinrich Portfoliomanagement-Team